Risikobereitschaft von Krausz zahlt sich aus: Theis und Martens werden zum Cordi-Graus

Condor macht im Schnee aus doppeltem Rückstand dreifachen Punktgewinn

25. Februar 2018, 20:46 Uhr

Alle Mann zum Jubeln: Die Condor-Spieler freuen sich über ihren Sieg gegen Cordi. Foto: timelash.de

Er kann es noch: Weil Cheftrainer Christian Woike beruflich in Frankfurt weilte und „Co“ Olufemi Smith privat verhindert war, musste beim SC Condor im „Heimspiel“ gegen Concordia – gekickt wurde nicht auf der Anlage der „Raubvögel“, sondern nebenan auf dem Ausweichplatz beim Farmsener TV – der Sportliche Leiter Marco Krausz als Coach fungieren. Eine Aufgabe, die der frühere Trainer schon lange nicht mehr inne hatte. Verlernt von seinem Können hat er aber offenbar nichts: Condor fuhr einen 5:2-Sieg ein – und das, nachdem die „Gastgeber“ gleich zwei Mal im Hintertreffen lagen. Klar, dass der Erste Vorsitzende Thomas Brinkmann nach dem Match spaßte: „Marco, wenn Du nächste Saison nichts vor hast: Ich hätte da einen Job für dich...“

Und auch Krausz war nach einer für ihn anstrengenden Trainingswoche („Bei gefühlt minus 17 Grad unter der Woche beim Training – das ist wirklich kein Vergnügen. Beim nächsten Mal mache ich das nur im Sommer“) und dem „Dreier“ bester Laune. „Wir sind gerade mit der Pressekonferenz durch“, teilte der 43-Jährige am Handy Assistenztrainer Smith mit, der sich telefonisch beim Sportlichen Leiter gemeldet hatte. „Die Presse fordert gerade, dass ich das Telefon auf laut stelle und dich direkt entlasse“, schob er hinterher – und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. „Meine beiden Trainer kriegen jetzt natürlich den ein oder anderen Spruch zu hören“, verriet Krausz, der in der neuen Woche ebenfalls nochmal Trainingseinheiten leiten wird, dass sich Woike und Smith auf die eine oder andere verbale Spitze einstellen dürfen.

Schröder: „Wir haben in der zweiten Halbzeit gar nichts mehr auf die Reihe gekriegt“

Maurizio D'Urso (Mitte) freut sich mit Cem Cetinkaya (li.) und Timo Stegmann über das 1:0 für Concordia. Foto: timelash.de

Klar, denn mit so einem Erfolg im Rücken lässt es sich doch ganz locker leben. Dabei hätte Krausz' „Rückkehr“ ins Trainergeschäft auch anders laufen können. Weil mit Gökhan Iscan, Kevin Mellmann und Cassian Klammer gleich drei Spieler im Zentrum fehlten, musste der „Aushilfs-Coach“ ordentlich umbauen. Gesagt, getan: „Mit Jens Ringling und Mike Theis im Zentrum – das war schon ein Risiko. Wir mussten mal eben das Herz der Mannschaft neu zusammensetzen“, erklärte Krausz und bekannte, seine Entscheidung für die Besetzung dieser Positionen nicht „aus der kalten Hose, sondern nach den ersten Überlegungen am letzten Wochenende auch aufgrund der Eindrücke im Training“ getroffen zu haben. Wie gut also, dass sich Krausz die Einheiten vor dem Match gegen Cordi trotz der Eisschrank-Temperaturen „gönnte“. Denn so durfte er auch das Lob von Cordis Co-Trainer Philip Schröder einheimsen, der von einem „völlig verdienten Sieg für Condor“ sprach. Schröders „Chef“ Florian Gossow fehlte bei der Pressekonferenz nach dem Spiel – offiziell, weil er zum „Winterdienst“ musste.

Stichwort Dienst: den verweigerte Cordi in der zweiten Hälfte nahezu komplett. Wieder und wieder gab es auf dem Feld Dispute zwischen den Spielern untereinander, aber auch zwischen Trainer Gossow und einigen Akteuren. „Auch, wenn es auf dem Platz nicht immer harmonisch klang: Wir mögen uns und sind ein Team. Heute war glaube ich auch viel Frust über die schlechte zweite Halbzeit dabei“, erklärte Assistenztrainer Schröder mit Blick auf diese Thematik, ging allerdings mit den Kickern der Gäste in seiner Analyse des Spiels vor 118 Zuschauern hart ins Gericht. „Wir haben in der zweiten Halbzeit gar nichts mehr auf die Reihe gekriegt und sind charakterlich eingebrochen. Eigentlich unbegreiflich, denn mit der 2:1-Führung musst Du das als erfahrene Truppe gut runterspielen“, sagte Schröder. Besonders ein Concorde bekam sein Fett weg: Schlussmann Tim Burgemeister. „Bei drei Gegentoren sieht unser Torhüter sehr unglücklich aus. Das ist ärgerlich“, so Schröder.

Krausz: „Was in der zweiten Halbzeit passiert ist – davor ziehe ich den imaginären Hut“

Zweikampf im Schnee: Condors Jannick Martens (li.) wird von Sebastian Gruhle zu Fall gebracht. Foto: timelash.de

Doch der Reihe nach. „Ich finde, dass wir gut ins Spiel gekommen sind, kriegen dann aber mit dem Halbzeitpfiff den Nackenschlag“, fasste Marco Krausz die ersten 45 Minuten zusammen. Worte, denen man sich nicht verschließen kann. In der ersten halben Stunde passierte – einmal abgesehen von einem abgefälschten Freistoß von Ibrahim Özalp  – nichts, danach blockte Michel Blunck einen Kopfball von Concordias Ronny Buchholz (36.) und eine Minute später führte Cordi plötzlich, weil Benjamin Bambur in der eigenen Hälfte den Ball behauptete, klug auf rechts zu Ricardo Balzis legte und dieser Maurizio D'Urso bediente. Was der dann machte war auf dem schneebedeckten Gelläuf hohe Fußballkunst: Per Hacke traf er zum 1:0 für die Gossow-Schützlinge (37.). Condor ließ mit einer Antwort nicht lange auf sich warten: Steilpass von Mike Theis nach vorne, Cordi-Keeper Bugemeister eilt 30 Meter aus seinem Kasten, kommt aber gegen Blunck zu spät – und der umkurvt den „Goalie“ und schiebt zum 1:1 ein. Dumm nur aus SCC-Sicht: Noch vor der Pause bediente Balzis mit einem diagonalen Zuspiel Jan Kämpfer, dessen Flachschuss die 2:1-Führung für Cordi bedeutete (44.).

„Was dann in der zweiten Halbzeit passiert ist – davor ziehe ich den imaginären Hut. Jeder hat das Wir wieder vor das Ich gestellt und für die Mannschaft gearbeitet“, freute sich Marco Krausz über den zweiten Durchgang, in dem Cordi nur eine Chance hatte: einen Kopfball von Benjamin Bambur kurz vor Schluss. Ganz anders Condor: „Wie schon in der vergangenen Woche sind wir nach einem Rückstand zurückgekommen. Respekt und ein riesiges Kompliment an die Mannschaft“, durfte Krausz sein kickendes Personal loben. Zurecht. Denn: In der 67. Minute glich Theis zum 2:2 aus, nachdem Torwart Burgemeister zunächst einen Kopfball von Nico Weiser nach vorherigem Freistoß von Julian Künkel abgewehrt hatte. Nur sechs Zeigerumdrehungen später „flutschte“ Burgemeister dann eine Hereingabe von Özalp durch die Hände, sodass Jannick Martens zum 3:2 vollenden konnte. Acht Minuten vor Schluss erzielte Martens vom Elfmeterpunkt aus seinen zweiten Treffer, nachdem er zuvor selbst zu Fall gebracht worden war, und legte nur zwei Minuten später für Weiser auf, der ins leere Tor zum 5:2-Endstand einschob.

Jan Knötzsch 

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