Spielabsage sorgt für Ärger am Blomkamp: „Das ist Körperverletzung“

Die Platzkommission des Verbandes trifft eine nicht nachvollziehbare (Fehl-)Entscheidung

09. Februar 2018, 21:51 Uhr

In einem kompletten Strafraum und um diesen herum bildete sich eine für die Spieler gefährliche Eisschicht. Zu glatt bedeutet ein zu hohes Risiko. So konnte nicht gespielt werden. Foto: Mathias Merk

Gerade in dieser Jahreszeit, bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, machen sich die Fans des Hamburger Amateurfußballs meist vorher schon schlau, ob eine Partie tatsächlich angepfiffen wird. Im Falle des Oberligaspiels TuS Osdorf gegen Concordia standen die Ampeln jedenfalls auf grün, sodass sich ein Jeder getrost auf den Weg an den Blomkamp machen konnte, um nach der Winterpause wieder ordentlichen Fußball zu schauen. Doch weit gefehlt. Die Platzkommission des Hamburger Fußballverbandes (HFV) machte bei der Vorab-Besichtigung des Spielfeldes am Nachmittag einen groben Fehler. Sehr zum Ärger aller Beteiligten…

Scheinbar schaute sich die Platzkommission am Nachmittag nur den Teil des Platzes an, der bespielbar gewesen wäre. Jedoch findet eine Partie auch in den Strafräumen statt. Foto: Mathias Merk

Die Teams saßen in ihren Kabinen und waren größtenteils bereits umgezogen. Sie schworen sich nochmal auf die bevorstehende Partie ein, bis dann – eine Stunde vor dem geplanten Anpfiff – die Meldung kam, dass das Schiedsrichtergespann um Dennis Voß (TuS Dassendorf) diese Begegnung, aufgrund eines zu hohen Verletzungsrisikos, nicht stattfinden lassen wird.

Ausschlaggebend für diese vollkommen nachvollziehbare Entscheidung war der teils stark vereiste Kunstrasen. Zwar wären zwei Drittel der Anlage bespielbar gewesen, ein kompletter Strafraum und die Fläche um den Elfmeterraum herum waren jedoch komplett vereist. Ganz viele kleine, harte Eisperlen, die sich in das Geläuf eingefroren hatten, verursachten ein zu hohes Risiko für die Spieler. Kurios an dieser Geschichte: Erst dreieinhalb Stunden zuvor war eine vom HFV abgesandte Platzkommission vor Ort und entschied, dass auf jeden Fall gespielt werden könne. Ein Entschluss, der bei allen Beteiligten für völliges Unverständnis und teilweise sogar für Empörung sorgte. TuS-Manager Cemil Yavas: „Wenn die Jungs auf dem Platz spielen, ist das absolute Körperverletzung. Ich kann mir nicht erklären, wieso die Platzkommission diesen Platz für bespielbar befindet. Vor allem, weil es auch so deutlich ist!“ Yavas sprach damit das aus, was sich alle Anwesenden dachten. „Schon am Mittwoch war uns eigentlich klar, dass wir wegen der vereisten Fläche nicht spielen können. Die Temperaturen wurden in den letzten Tagen schließlich nicht besser. Dann kam heute Mittag die Platzkommission. Wenn dabei nur die Hälfte des Feldes angeschaut wurde, wo der Platz okay ist, wäre das echt traurig. Auch unser Platzwart wollte mit der Kommission zusammen drüber laufen, um sie darauf hinzuweisen. Die Antwort darauf war, dass das alleine gemacht wird. Nach einer sehr kurzen Begutachtung hieß es dann nur, dass gespielt werden könne und dann war die Kommission auch schon wieder weg. Eine ordentliche Besichtigung hätte uns allen den ganzen Ärger ersparen können!“

Yavas: „In Zukunft muss man viel sensibler sein“

Osdorfs Liga-Manager Cemil Yavas sprach das aus, was sich alle Parteien dachten. Foto: Mathias Merk

Damit waren die Umstände beider Mannschaften, aber auch die Folgen für den gastgebenden Verein gemeint. Yavas weiter: „Wir haben dadurch einfach mega Kosten. Wir müssen die Ordner zahlen, die in der Oberliga Pflicht sind. Die wollen natürlich trotzdem ihr Geld haben. Dazu kommen die Schiedsrichterspesen, die Kosten für die Verkaufshütte und noch einiges mehr. Aber wir haben heute null Einnahmen. Wir dürfen nur bezahlen. Die kosten haben wir dann ja beim Nachholspiel genauso wieder. Nur weil heute Mittag eine falsche Entscheidung getroffen wurde, obwohl es so offensichtlich war, dass wir nicht auf diesem Platz spielen können.“ Schiedsrichter Dennis Voß selbst wollte sich zu seiner Entscheidung und den Umständen nicht äußern: „Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt ein Interview geben darf. Deshalb möchte ich dazu nichts sagen.“

Stattdessen äußerten sich aber die beiden Trainer. Osdorf-Coach Piet Wiehle: „Das ist sehr ärgerlich. Auch ich finde, dass man das Ganze vorher schon hätte verhindern können. Die Entscheidung der Schiedsrichter war die einzig richtige. Für unsere Jungs, aber gerade auch für die Mannschaft von Cordi tut es mir sehr leid, dass alle die Anreise auf sich genommen haben und am Ende nicht spielen konnten.“ Sein Pendant, Concordia-Trainer Florian Gossow, sagte zur Situation: „Sowas passiert im Februar. Da kann man keinem einen Vorwurf machen. Ich denke, dass die Schiedsrichter richtig gehandelt haben. Ich selbst war heute Mittag um 13 Uhr hier und habe mir den Platz angeschaut. Dabei muss ich aber ehrlich sagen, dass ich mir nur den vorderen Teil angeguckt habe, der in Ordnung war und habe das auf der anderen Seite nicht gesehen. Aber eben sind wir gemeinsam über den Platz gegangen und da wurde sofort klar, dass man nicht spielen kann. Meine Spieler waren sehr traurig über diese Tatsache. Denn es ist ja so, dass sich jeder Spieler motiviert und mental auf die Partie vorbereitet. Wenn man dann kurz vorher erfährt, dass nicht gespielt wird – die Hälfte war schon umgezogen –, ist das natürlich sehr ärgerlich.“ Osdorfs Manager Yavas drückte das dann aber nochmal etwas klarer aus: „Gerade wenn ich höre, wie viele Spieler von Cordi ihre Arbeitsstelle früher verlassen mussten, um hier heute pünktlich zum Spiel zu erscheinen, ist das ärgerlich. Den ganzen Ärger hätte man sich ersparen können. Es ist einfach zu deutlich, dass das heute nicht geht. Da muss man in Zukunft viel sensibler sein!“

Die beiden Mannschaften suchten sich jedenfalls einen Ausgleich, um ihren Unmut wenigstens ein bisschen zu dämpfen. Während die Truppe des TuS Osdorf ganz kurzfristig eine Soccerhalle in Bönningstedt anmietete, um dort dann wenigstens statt des Spiels eine Trainingseinheit zu absolvieren, fuhren die Mannen von Florian Gossow an den Lokstedter Steindamm, um sich im Stadion Hoheluft gemeinsam die Oberligapartie zwischem dem SC Victoria Hamburg und dem SV Curslack-Neuengamme anzuschauen. Ein Trost sieht anders aus, aber somit haben die Mannschaften wenigstens ihre Zeit spontan sinnvoll genutzt.

Autor: Mathias Merk

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