Billstedt: Guter Griff Ghubasaryan, doch nur Remis gegen Meiendorf

Ex-St-Pauli II-Kicker komplettiert Riege der Neuen

28. Januar 2018, 17:27 Uhr

Auftrag erledigt: V/W-Neuzugang Andranik Ghubasaryan verlässt im zweiten Durchgang das Feld. Foto: Knötzsch

Mit Joel Weiß, Atef Zakerwal und Mou-Inzou Bachir (alle vom Ligakonkurrenten FC Türkiye) sowie Keeper Nic Fischer vom Hansa-Landesligisten FC Bergedorf 85 hatte der SC V/W Billstedt in der Winterpause bislang vier Neuzugänge verpflichten können. Nun haben die Mannen vom Öjendorfer Weg noch einmal doppelt auf dem Transfermarkt zugeschlagen: Zum einen machte V/W den Transfer des Nigerianer Christian Duruoma klar, der zuletzt beim BSV Ölper 2000 in der Landesliga Braunschweig spielte und zuvor beim niedersächsischen Oberligisten MTV Gifhorn aktiv war. Zum anderen ist Coach Aydin Taneli und seinen Mitstreitern ein richtig dicker Fisch ins Netz gegangen.

Denn: Wer heute Nachmittag beim Testspielauftritt der Billstedter beim Meiendorfer SV auf dem Kunstrasenplatz am Deepenhorn einen Blick auf die Startformation des Taneli-Teams warf, der fand dort niemand geringen als Andranik Ghubasaryan. Der 20-Jährige trug zuletzt das Trikot des FC St. Pauli II, durchlief bei den Kiezkickern zuvor im Nachwuchs die U17 und die U19. Für die U23 der Braun-Weißen stand „Ando“, wie der defensive Mittelfeldspieler gerufen wird, in der laufenden Saison fünf Mal in der Regionalliga Nord auf dem Platz.

Für „Ando“ ist der Wechsel zu V/W eine Heimkehr

Voller Einsatz: Ghubasaryan (li.) im Duell mit Lawrence Schön (Nummer acht). Foto: Knötzsch

Wie kommt so jemand dazu, sich ausgerechnet einem Oberliga-Abstiegskandidaten anzuschließen? Nun, des Rätsels Lösung ist ganz einfach, wie Aydin Taneli verrät. „Er hat Kontakt zu zwei Jungs, die für uns spielen. Mit denen hat er gesprochen, dann habe ich mit ihm ein langes und intensives Gespräch geführt“, verrät Billstedts Coach. „Tanne“ konnte Ghubasaryan tatsächlich von einem Wechsel überzeugen – und das, obwohl dem Umworbenen wohl auch eine Offerte von Eintracht Norderstedt vorlag, wie Taneli berichtet. Ein Pfund, mit dem der Übungsleiter des Vorletzten der aktuellen Oberliga-Tabelle wuchern konnte: „Bei uns wird Ando spielen, wenn er fit ist. Das wäre bei Norderstedt so nicht gegeben gewesen. Nachdem er bei St. Pauli II zuletzt schon wenig Spielanteile hatte und wenig Chancen gesehen hat, wollte er Spielpraxis haben.“ Und Pfund Nummer zwei: Ghubasaryan kennt mit Atef Zakerwal und Furkan Gökmen nicht nur zwei V/W-Spieler bereits aus der Jugend, sondern war vor seinem Wechsel in die U17 des FC St. Pauli bis zum Juni 2013 im Nachwuchs von V/W aktiv.

Beim heutigen Test in Meiendorf stand „Ando“ bis in die zweite Halbzeit hinein auf dem Platz und deutete – ebenso wie allen voran die anderen „Neuen“ Bachir und Zakerwal - an, wie wichtig er für das Spiel der Billstedter schon ist und in Zukunft noch werden könnte. „Ihn kannst du immer anspielen“, lobte beispielsweise V/W-Keeper Tim Wiegand den starken Auftritt des Armeniers, der durch Ballsicherheit, Ruhe, Übersicht und Einsatzwillen auffiel. Ebenfalls stark im V/W-Dress: Volkan Al, der nicht nur in der Innenverteidigung abräumte, sondern mit langen Bällen nach vorne auch immer wieder für Gefahr sorgte. Nach 36 Minuten verhinderte Al zudem den 0:1-Rückstand seiner Farben, als er Kalif Kouras Schuss blocken konnte. Stattdessen ging Billstedt in Führung: Nach 43 Minuten sprang Meiendorfs Kevin Heitbrock im Strafraum nach einer Flanke von Sandjar Ahmadi der Ball an die Hand und es gab Elfmeter. Oliver Kunkel scheiterte zunächst zwar vom Punkt an MSV-Schlussmann Yannick Jonas, im Nachschuss war der V/W-Stürmer dann aber zum 1:0 für die Gäste erfolgreich.

MSV-Coach Saglam: „Ich bin nicht zufrieden“

Meiendorfs Michael Sara (Dritter v. li.) setzt sich gegen zwei Billstedter durch und kann den Ball passen. Foto: Knötzsch

Nach dem Seitenwechsel traf Leonel Varela Monteiro in der 67. Minute zum 1:1-Ausgleich, doch nur zwei Minuten später drehte Billstedt das Ergebnis wieder: Bei einer Drei-gegen-zwei-Situation vor dem MSV-Strafraum scheiterte Zakerwal zwar zunächst am zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselten Briant Alberti, nachdem Zakerwal die Kugel dann noch einmal erkämpfte und quer zu Al passte, zappelte das Leder nach dessen Abschluss im Netz. Und es ging munter weiter: Die Taneli-Equipe hätte sich eine Viertelstunde vor Schluss nicht über den Ausgleich beklagen können, doch nachdem MSV-Stürmer Andrej Blum Billstedts Keeper Fischer hatte aussteigen lassen, klärte Sid Ziskin auf der Linie. Auf der anderen Seite hatte Weiß nach einer Rechtsflanke von Gökmen das 3:1 auf dem Fuß, vergab aber (82.).

Ein Umstand, den der MSV bestrafte: Varela Monteiro bediente Blum – 2:2 (82.). Beinahe wäre V/W drei Minuten vor dem Ende doch noch der Siegtreffer gelungen, doch nachdem Alberti aus seinem Tor geeilt war und Bachir nach innen abgelegt hatte, klärte Marcin Hercog in höchster Not vor Ziskin. „Ich bin nicht zufrieden“, konstatierte MSV-Coach Baris Saglam nach dem Spiel und ergänzte: „Es waren zwar gute Ansätze da, aber da ist noch Luft nach oben. Man hat gesehen, dass wir seit gerade einmal einer Woche wieder trainieren und dabei auch in die Halle ausweichen mussten.“ Billstedts Co-Trainer Frederik Jess beschied derweil: „Es ist ärgerlich, dass wir uns das Erfolgserlebnis durch einen Fehler vorm 2:2 selbst zunichte machen. Aber man hat gesehen, dass wir uns mit den Neuen im Winter definitiv nicht verschlechtert haben.“

Jan Knötzsch