Türkiye lässt MUS(keln) spielen und will „Trostbier“ ausgeben

Dersimspor geht in der zweiten Halbzeit die Kraft aus

25. Januar 2018, 01:50 Uhr

Der Landesligist Dersimspor Hamburg empfing den Oberligisten FC Türkiye zum Testkick.

Das Testspiel begann - und der leichte „Underdog“ drückte sofort auf die Tube. Dersimspor belegt zurzeit den zweiten Tabellenplatz in der Landesliga Hansa und zeigte, dass mit den Harburgern in der Rückrunde auf jeden Fall zu rechnen sein muss. Die Gäste vom FC Türkiye stehen derweil in der Oberliga auf dem letzten Rang, aber auch ihnen war wichtig, noch ein paar Systemvarianten auszuprobieren und zu zeigen, dass man sie nicht abschreiben darf. Neu-Trainer Michael Fischer: „Das war ein guter und wichtiger Test gegen eine Spitzenmannschaft aus der Landesliga, die wirklich einen tollen Fußball spielt.“ Am Ende fuhren die Gäste verdient mit einem Sieg vom Hof, was auch daran lag, dass Dersim seine Chancen nicht nutze.

„Das Spiel ging mit unserem Anstoß los und plötzlich fangen zehn blau-weiß gestreifte Spieler an, wie wahnsinnig dem Ball hinterher zu jagen und uns komplett zuzupressen, womit meine Jungs am Anfang echt Probleme hatten.“ So umschrieb Türkiye-Coach Michael Fischer das, was direkt nach dem Anpfiff passierte. Die Gastgeber von Dersimspor luchsten dem Oberligisten nach dem Anpfiff den Ball ab und kamen bereits nach 34 Sekunden zum ersten Hochkaräter. Jedoch verfehlte Jamin Lawla freistehend das Ziel um wenige Zentimeter. Die Anfangsphase gehörte den Hausherren. Der FC Türkiye wusste hingegen zunächst gar nicht, wie ihm geschah. Dersim spielte schnell und mit Übersicht. Auf dem eigenen Platz ließ das Team von Sven Siebert den Gästen keine Chance zur Entfaltung. Fischer weiter anerkennend: „Dersim hat in der ersten Halbzeit ein unfassbares Tempo gespielt. Man muss ganz klar sagen: Wenn wir nach 20 Minuten mit zwei Toren in Rückstand geraten wären, hätten wir uns nicht beschweren dürfen. Das muss man realistisch betrachten. Allerdings waren sie unfassbar verschwenderisch mit ihren Torchancen. Da haben wir Glück gehabt.“ 


Seine eigene Truppe kam kaum vor das gegnerische Tor, ging aber dennoch nach einer knappen Viertelstunde durch Mümin Mus in Führung, als der Angreifer einen Eckball am ersten Pfosten ins Netz einnickte. Zehn Zeigerumdrehungen später, in der 24. Minute, wurde der Vollstrecker für seinen Kameraden Tolga Tüter zum Vorbereiter, als Asadullah Khan einen hohen Ball über das ganze Feld genau auf Mus brachte, der Stürmer die Pille gekonnt annahm und schnell auf Tüter weiterleitete. Zwei Chancen reichten bis dahin zum 2:0 für die Gäste. Fischer: „Wir haben in der ersten halben Stunde eine brutale Effektivität gezeigt. Denn wir hatten nicht wirklich Chancen, treffen aber zweimal.“

„Mümin ist ein Phänomen"

Mehr Tore gab es in den ersten 45 Minuten jedoch nicht zu bestaunen. Dabei hätte Dersimspor aufgrund der erspielten Großchancen zur Pause sogar mit 3:2 führen können. Doch neben der Gelegenheit zu Beginn des Spiels scheiterte auch Zana Demir freistehend am Schlussmann des FC Türkiye und Hischem Metidji knallte seine Volley-Abnahme nach einer Flanke von Christopher Mahrt an die Latte. Für die Gäste aus Wilhelmsburg traf Philip Pettersson ebenfalls das Quergebälk, jedoch setzte der Defensivakteur seinen Nachschuss, nachdem Mus an Schlussmann Maximilian Hentrich nicht vorbei kam, lediglich auf das Aluminium. „In der Pause habe ich der Mannschaft gesagt, dass ich mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden war, obwohl wir 2:0 geführt haben. Einfach, weil wir zu viel zugelassen haben“, verriet Fischer etwas über seine Halbzeitansprache, die offensichtlich wirkte. 


Denn je länger die Partie dauerte, umso mehr bekam der Oberligist die Kontrolle über das Geschehen. Bis zum nächsten Treffer brauchte es nach Wiederanpfiff aber nur acht Minuten. Stürmer Mus hatte noch nicht genug. Der Knipser zeichnete sich durch seine Schnelligkeit, seine Laufwege und durch seinen Torriecher aus, was er vor allem bei seinem zweiten Treffer am Abend unter Beweis stellte. Während eines Querpasses in der Defensive von Dersimspor stürmte Mus heran, erkämpfte sich den Ball im Nachsetzen und vollstreckte eiskalt zum 3:0 für Türkiye. Die Hausherren konnten lediglich zuschauen, da Mus einfach nicht zu stoppen war. Sein Trainer war voll des Lobes: „Mümin ist ein Phänomen. Auch läuferisch. Er ist keine 18 mehr, läuft aber im Lauftraining voran. Das ist unfassbar. Mümin passt mit Tolga Tüter in der Offensive ganz hervorragend zusammen.“

„Der Woike bekommt am Sonntag ein Trostbier von mir"

Im weiteren Verlauf der Partie spielte der Oberligist ganz locker seinen Stiefel runter, was ihm vom Heimteam aber auch zunehmend leichter gemacht wurde. Scheinbar mussten die Jungs von der Baererstraße, aufgrund des zuvor sehr hohen Tempos, ihrer guten Leistung aus der ersten Hälfte Tribut zollen, was Fischers Elf gerade recht kam. „Irgendwann konnten wir unsere physischen Qualitäten ausspielen, die Dersim nicht hatte. Einfach auch, weil sie noch nicht wieder so lange im Training sind wie wir.“ Deshalb gewann die Truppe des FC Türkiye am Ende klar und letztlich auch verdient mit 3:0 und geht sicherlich mit einem guten Gefühl in die erste Pflichtaufgabe am kommenden Sonntag. Fischer: „Wir haben in unserer Vorbereitung jetzt insgesamt sechs Halbzeiten gespielt und fünf davon zu null gewonnen. Das heute war ein guter und wichtiger Test gegen eine Spitzenmannschaft aus der Landesliga, die wirklich einen tollen Fußball spielt. Deswegen glaube ich, dass wir mit unserem Sieg zufrieden sein können. Jetzt konzentrieren wir uns auf das Wochenende, wenn es für uns gegen den SC Condor schon wieder losgeht. Momentan dreht es sich bei uns nur darum, dass wir Punkte holen. Dafür muss jetzt jeder unserer Spieler sein Ego zurückstellen und sich für die Mannschaft reinhängen. Was das angeht, konnten wir aber in der Vorbereitung ein bisschen Struktur reinbringen und sind auf einem guten Weg.“ 


Und am Ende des Abends konnte es sich Fischer in seiner sympathischen und ganz typischen Art nicht nehmen lassen, noch schnell eine freundschaftliche Kampfansage an Condor-Trainer Christian Woike zu richten: „Ich habe in letzter Zeit viele Systeme ausprobiert und am Sonntag werden wir eine gute Aufstellung finden. Dann bekommt der Woike ein Trostbier von mir ausgegeben und alles ist gut. Er kann auch ein großes Bier von mir haben, denn er wird nämlich viel Trost benötigen.“

Aufstellungen:

Dersimspor Hamburg:
Hentrich, R. D´urso, Styhn, Metidji (46. Löffke), Mahrt (65. Balde), Jawla (46. Sa Borges Dju), Zielke, Demir (31. Osmanov), Barlak, Sekac, Waseq

FC Türkiye:
Janov, Khan, Schröder (46. Suyer), Osmanbegovic (81. Schröder), Petterson (46. Taflan), Shtarbev, Kaya, Mankumbani, Gencel (46. de la Cuesta), Mus, Tüter (66. Özkan)

Autor: Mathias Merk