„Ich kann ausschließen, jemals wieder fürs Fußballspielen bezahlt zu werden“

Marcell Jansen über sein „Leben“ nach dem Profi-Fußball

17. Januar 2018, 11:47 Uhr

Marcell Jansen spricht im Interview über seine Projekte nach der Fußball-Karriere und nimmt auch zu einem möglichen Comeback beim HSV III Stellung. Foto: Mathias Merk

Nach 242 Einsätzen in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach, Bayern München und den Hamburger SV sowie 45 Spielen für die A-Nationalmannschaft beendete Marcell Jansen im Jahr 2015 seine Profikarriere, um sich seinem unternehmerischen Wesen zu widmen. Heute ist der mittlerweile 32-Jährige Teil einer kleinen Beteiligungsgesellschaft, die mit einigen Projekten in verschiedenen Bereichen aktiv ist. Sein persönlich größtes Projekt ist ein digitales Projekt, dessen Vision er selbst entwickelt hat. Was genau dahinter steckt, welchen Projekten Jansen und seine Beteiligungsgesellschaft noch nachgehen und wie er zu einem Comeback im Hamburger Fußball steht, hat er uns im Interview verraten.

FussiFreunde: Nach Deinem Karriereende hast Du ein „neues Leben“ eingeschlagen. Was machst Du jetzt nach Deiner Zeit als Fußballprofi?

Marcell Jansen: „Wir haben zu dritt eine kleine Beteiligungsgesellschaft, die in den Bereichen Sport, Lifestyle und Gesundheit aktiv ist. Wir helfen verschiedenen Unternehmen dabei, sie aufzubauen. Dazu haben wir auch noch zwei digitale Produkte.

Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Jansen: „Wir sind mit der Beteiligungsgesellschaft sowohl Mitgründer als auch Früh-Investoren. Das heißt zum Beispiel: Wir haben das junge Unternehmen „Gym-Junky“ mit finanziert und aufgebaut. Das ist ein Hamburger Sportlabel für Klamotten. Zudem haben wir am Stephansplatz und am UKE-Gelände zwei Sanitätshäuser und ich konnte mit Steffen Henssler und einem weiteren Partner „Ben Green“ (ein Restaurant für gesundes Fastfood ohne Zusatzstoffe, Anm. d. Red.) ins Leben rufen. Das Pilotprojekt haben wir am Flughafen Köln-Bonn gestartet und wollen es, sobald es möglich ist, Anfang diesen Jahres auch nach Hamburg holen. Meine operativste Tätigkeit ist jedoch ein digitales Projekt, wofür die Idee von mir stammt. Dabei handelt es ich um ein Group-Story-Network.“ Mehr dazu Ende Januar...

Bist Du mit dem, was Du dir bisher aufbauen konntest, zufrieden?

Startet nach seiner Fußball-Karriere als Geschäftsmann durch: Marcell Jansen. Foto: privat

Jansen: „Absolut. Ich bin vor allen Dingen dankbar und voll ausgefüllt. Es gibt zum Glück viel zu tun. Wir sind quasi noch klein, wollen aber immer weiterkommen, was total Spaß macht. Deshalb habe ich meine Entscheidung, mich früh diesem Leben zu widmen, nicht bereut.“

Du hast bereits Dein digitales Projekt erwähnt. Was ist das genau?

Jansen: „Ein bisschen kann ich noch verraten, alles dann Ende Januar. Der Ursprung des Projekts fing in meinen Gedanken schon vor einigen Jahren an. Damals war ich noch aktiver Spieler und selbst in sozialen Netzwerken wie facebook unterwegs, was zu der Zeit im Kommen war. Dabei hatte ich mir die Frage gestellt, was „soziales“ Netzwerk überhaupt bedeutet und mir überlegt, dass es vielleicht noch etwas gibt, was man entwickeln könnte, dass beide Seiten einfängt.“

Welche beiden Seiten sind damit gemeint?

Foto: Mathias Merk

Jansen: „Damals als Fußballprofi gab es zum einen die Seite des „Bundesligastars“, aber mir war auch wichtig, zu überlegen, was denn eigentlich der Fan wollen würde – die andere Seite. Ich wollte, dass diese beiden Seiten gerne harmonieren und habe mir die Frage gestellt: Gibt es denn eine Chance für eine neue Idee, die auch kompatibel mit Social Network ist? Ich habe erkannt, dass es in einem Gruppenrahmen immer andere Blickwinkel und die verschiedensten, lustigsten sowie authentischsten Geschichten gibt. Egal, ob im Privaten oder im Öffentlichen. Die meisten Social Networks die bereits existieren, sind aber aus der Ich-Perspektive. Wenn zum Beispiel der HSV auf facebook vertreten ist, erwarte ich als Fan eigentlich eine Online-Präsenz der Mannschaft. Das ist in dem Fall jedoch nicht gegeben. Denn das macht dann ein Marketingmanager, der dort alle Inhalte hoch lädt und nicht die Mannschaft, die sich persönlich darüber präsentiert. Und genau das wollte ich erreichen.“

Wie kann man das lösen?

Jansen: „Wir wollen bildliche Inhalte und Chat kombinieren. So wird cooler Content „snackable“ (zu Deutsch: leicht konsumierbar, Anm. d. Red.). Durch den Story-Modus wird aus den Bildern, Videos und Kommentaren eine gemeinsame Geschichte. Außerdem werden wir im Moment gezwungen „Social-Hopper“ zu sein. Wenn ich mich zum Beispiel für den HSV interessiere, folge ich zehn einzelnen Spielern, aber es ist nicht gebündelt, sodass ich immer noch nicht das Gefühl habe, was die Mannschaft eigentlich zusammen macht. Als Mannschaftssportler finde ich den Team-Gedanken aber wichtig.“

Was bedeutet das in der Umsetzung?

Jansen: „Generell geht es bei der Idee nicht nur um Fußball, sondern um Gruppen im Allgemeinen. Aber wenn wir jetzt mal beim HSV-Beispiel bleiben, habe ich mir gedacht, dass es doch geil wäre, alle einzelnen Erlebnisse der Spieler für den Fan gebündelt zu bekommen, damit er einen Eindruck der gesamten Mannschaft erhält. Wo sind die? Was machen die zusammen? Wie sieht es im Mannschaftsbus oder in der Kabine aus? Und das ist, so glaube ich, auch das, was die Fans ein bisschen erwarten: Dass sich die Spieler mal als Mannschaft abbilden. Beispiel: Wenn der Spieler Marco Reus etwas bei Instagram postet, ist der Post dann schon zu Ende. Wenn Marco Reus das gleiche Foto oder Video in einem existierenden Mannschaftsaccount posten würde, dann löst der Beitrag eine Kettenreaktion aus, indem die anderen Spieler auch Fotos oder Videos hochladen. So bekommt man eine ganzheitliche Story von dem Tag, an dem das Team zusammen ist. Und das ist doch für die Fans viel intensiver, als die ganze Zeit Social-Hopping zu betreiben, um jeden einzelnen Spieler separat zu verfolgen.“

Könnte das auch für Amateurfußballer interessant sein?

Zuletzt trainierte Jansen (Mi.) beim Oberligisten HSV III mit, wo Christian Rahn (li.) als Co-Trainer fungiert. Foto: HSV e.V.

Jansen: „Klar, weil es die Möglichkeit gibt, sich zu vermarkten oder irgendwann mal anderweitig bekannter zu werden. Wenn ein Team mit regelmäßig eingestellten Storys zu finden ist, kann man als Hamburger Fußballinteressent sehen, was die Mannschaft für eine Story zeigt und entscheidet sich daraufhin, dann doch mal zu diesen Jungs zu gehen und zehn Euro Eintritt zu zahlen, weil man vorher in der Story gesehen hat, wie cool die Leute drauf sind. Denn wenn zum Beispiel irgendein Bezirksligist Content produziert, indem die Mannschaft immer wieder Bilder oder Videos einstellt, lernt man so das Team auch mal kennen. Oder vielleicht ist das auch interessante Werbefläche für den Hauptsponsor und der legt nochmal 500 Euro mehr drauf. Da kann man viele sympathische Sachen machen. Heißt: Diejenigen, die eine gewisse Anzahl an Besuchern auf der Seite haben, haben natürlich irgendwann auch die Chance, damit Geld zu verdienen.“

Marcell, abschließend muss noch eine Frage zur Aktualität kommen. Du hast zuletzt beim HSV III mittrainiert, was sofort Gerüchte um ein mögliches Comeback befeuerte. Wird man Marcell Jansen in der Oberliga auf dem Platz zu sehen bekommen?

Jansen: „Ich kann absolut ausschließen, jemals wieder für Fußballspielen bezahlt zu werden. Da ich den HSV e.V. ohnehin unterstütze, werde ich, wenn’s die Zeit zulässt, aber hin und wieder mal beim HSV III mittrainieren. Fußball hat mir immer Spaß gemacht, man könnte auch sagen: ich liebe ihn immer noch (lacht).“

Lesen Sie hier am 30.01. die Fortsetzung...

Interview: Mathias Merk