„Wenn wir cleverer sind, machen wir vielleicht noch das fünfte oder sechste Tor“

Lohbrügge bezwingt Kosova mit 4:1 und will „unter den Top Vier überwintern“

06. November 2017, 16:46 Uhr

Antoni Kobas (Dritter v. li.) erzielte beim 4:1-Erfolg zwei Treffer für Lohbrügge. Foto; Mathias Merk

Zu einer klaren Angelegenheit entwickelte sich am Samstagnachmittag in der Landesliga Hansa die Begegnung zwischen dem VfL Lohbrügge und dem Klub Kosova. Vor der kargen Kulisse von 37 Zuschauern setzte sich die Heimmannschaft von Coach Mato Mitrovic mit 4:1 durch und hatte dabei in den beiden Kroaten Duro Arlovic und Antonio Kobas gleich zwei überragende Kräfte in seinen Reihen. „Wir wissen, dass wir eine starke Offensive haben, die uns auszeichnet“, erklärte VfL-Übungsleiter Mitrovic nach der Begegnung, während sein Gegenüber Daniel Sager nicht nur die Niederlage, sondern auch personelle Sorgen im Magen lagen...

„Wenn man sieht, dass unser Torwart schon im Sturm auflaufen muss, dann merkt man ja, wie es um unsere derzeitige Personaldecke bestellt ist“, konstatierte Kosovas Coach mit Blick darauf, dass Sulejman Hoxha dieses Mal nicht zwischen den Pfosten stand, sondern mit der Nummer vier auf dem Rücken seines Trikots als Stürmer der Wilhelmsburger fungierte. Trotz dieser personellen Probleme und der deutlichen Niederlage habe seine Mannschaft „ein ordentliches Spiel gemacht“, erklärte Sager, hatte aber auch Folgendes erkannt: „Was uns im Moment fehlt, ist sowohl die Entschlossenheit vor dem eigenen Tor, da machen wir uns das Leben selbst schwer und schießen uns die Dinger fast selber rein, als auch im letzten Drittel vor dem gegnerischen Kasten. Dazwischen machen wir viele gute Sachen. Aber wenn die Entschlossenheit in den wichtigen Zonen fehlt, dann spiegelt das auch so ein Stück weit die letzten sechs Spiele wider.“

Sager: „Wir können nur versuchen, die Fehler zu bearbeiten und abzustellen“

Einen Schritt schneller: Lohbrügges Robert Pallasch (vo.) ist Kosovas Dorian Balla entwischt. Foto: Mathias Merk

Für die Partie am Binnenfeldredder stellte Sager sein System um und ließ seine Equipe in einer 3-4-3-Formation auflaufen. Diese hielt sich knapp eine Viertelstunde schadlos, doch dann ging der gastgebende Favorit mit 1:0 in Führung: Ein weiter Ball nach vorne erreichte den in der rechten Hälfte des Strafraums stehenden Antonio Kobas, der das Spielgerät mit dem Rücken zum Tor stehend auf den vor der Grenze des „Sechzehners“ postierten Duro Arlovic ablegte. Der wiederum ließ mit der Kugel am Fuß zwei Kosova-Kicker stehen, lief in den Strafraum und zog ab. Der Ball schlug im langen Eck ein (14.). Zwar drückte Kosova anschließend etwas mehr, der nächste Treffer aber fiel erneut für den VfL. Und wieder waren Kobas und Arlovic beteiligt: Duro Maskaljevic flankte von links nach innen, im Zentrum scheiterte Arlovic zunächst an Marco Reksidler, doch die Abwehr des „KK“-Keeper landete vor den Füßen von Kobas, der die Pille zum 2:0 über die Linie stocherte (32.). Noch vor der Pause fiel Kosovas Lukasz Sosnowski durch ein mehr als rustikales Foul an Ahmed Abdul Hafiz auf, für dass er hätte „Rot“ sehen können, wenn nicht gar müssen. Referee Christian Okun (BSV 19) beließ es beim gelben Karton.

Nach Wiederbeginn verkürzte Kosova: Ein Befreiungsschlag von Georg Demircan landete zunächst erst einmal bei Lohbrügges Matteo Adam, der den Ball jedoch nicht unter Kontrolle bringen konnte, sondern ihn an Mahir Jernane verlor. Dessen Flanke von der Grundlinie segelte an VfL-Schlussmann Alen Brandic vorbei und landete schließlich bei Rathwan Al Radi, der zum 1:2 aus Sicht der Wilhelmsburger einschob (56.). Der VfL antwortete darauf 13 Minuten später: Im Strafraum wurde Kobas zu Fall gebracht, Spielleiter Okun entschied auf Elfmeter. Der Gefoulte selbst trat zum Duell mit Reksidler an und verwandelte den Strafstoß zum 3:1 für die Hausherren. Elf Minuten vor dem Ende ließen die Mannen von Mato Mitrovic noch einen weiteren Treffer folgen. Kobas startete auf dem rechten Flügel zu einem starken Sprint, bei dem er Demircan locker abschüttelte. Seine Hereingabe landete bei Arlovic, der aus 14 Metern sofort abzog. Der Schuss traf Goran Petrekovic-Loncar so unglücklich, dass der Kosova-Akteur den Ball so stark abfälschte, dass die Kugel im hohen Bogen über Keeper Reksidler hinweg ins Tor flog.

Mitrovic: „Wenn es sportlich am Ende dazu reicht, dass wir oben stehen, nehmen wir den Weg gerne“

Kosovas Schlussmann Sulejman Hoxha (li.) musste aufgrund von Personalmangel als Feldspieler auflaufen. Foto: Mathias Merk

„Wir haben kurze Druckphasen und die enden dann jeweils mit einem Negativerlebnis, sodass diese Phasen dann schnell verpuffen. Wir sind drauf und dran, das 2:2 zu machen – und kriegen dann hinten den Elfmeter. Es war ein Foul, aber ob es innerhalb des Strafraums war, kann ich nicht beurteilen, weil ich aus meiner Position nicht sehen konnte“, sagte Kosovas Übungsleiter Sager nach dem Abpfiff und ergänzte: „Damit endet die Druckphase. So war es in den letzten Wochen immer wieder.“ Er hoffe nun, „dass jetzt mal ein paar Spieler wiederkommen, sodass wir keinen Torwart mehr im Feld platzieren müssen. Sulejman hat seine Sache aber in jedem Fall gut gemacht“, beschied Sager und bilanzierte; „Wir haben aus den letzten sechs Spielen nur einen Punkt geholt und können einfach nur konzentriert weiterarbeiten und versuchen, die Fehler zu bearbeiten und abzustellen, damit wir es hinkriegen, die Druckphasen erfolgreich abzuschließen und hinten die Situationen besser unterbinden und verhindern.“

Sorgen dieser Art hat Mato Mitrovic derzeit nicht. „Ich denke, dass der Sieg von den Chancen und von der Spielweise her verdient ist. Wir wussten, dass Kosova gute Techniker dabei hat. Ich denke, uns hat es besser gelegen, auf dem Rasen zu spielen, als auf dem Kunstrasen. Wir machen aus zwei oder drei Chancen in der ersten Halbzeit zwei Tore“, analysierte Lohbrügges Trainer die 90 Minuten, hatte aber auch erkannt: „Dann machen wir Kosova  durch eigene Fehler wieder stark, worauf ich mit Wechseln reagieren musste. Wenn wir ein bisschen cleverer sind, machen wir vielleicht noch das fünfte oder sechste Tor. Aber mir ist viel wichtiger, dass wir vernünftigen und guten Fußball spielen, die drei Punkte hier behalten – und dass wir diszipliniert sind.“ Umstände, die den VfL derzeit auszeichnen. „Wir sind eine Einheit. Deswegen sind wir auch so stark und präsentieren uns auch so. Egal, wie ich in Sachen Aufstellung entscheide: Jeder arbeitet für jeden und unterstützt den anderen. Wir arbeiten hart und stehen zurecht da oben“, so Mitrovic. Und dort wollen die Mannen vom „Binner“ gerne noch länger bleiben: „Wir gucken von Spiel zu Spiel, aber wenn es sportlich am Ende dazu reicht, dass wir da oben stehen, dann nehmen wir den Weg gerne. Aber er ist noch lang. Wir möchten gerne unter den Top Drei oder Vier überwintern und hoffen, dass dann die Verletzten zurückkommen“, gibt Lohbrügges Trainer zu verstehen. 

Fotogalerie