„Wahnsinniger“ Folarin zündet den Turbo!

Poppenbüttel setzt Siegesserie fort – Elazig Spor erneut mit zwei Feldverweisen

21. November 2015, 20:26 Uhr

Stefan Winkel (M.) deutet auf die Rückennummer des verletzten Mert Özel (24) und widmet ihm seinen Treffer. Foto: noveski.com

Es war nicht erst die 26. Spielminute, in der Poppenbüttels Angreifer Collins Folarin sein ganzes Können andeutete: Auf dem Kunstrasenplatz des Lemsahler SV, wohin die Landesligapartie zwischen dem SCP und dem FC Elazig Spor aufgrund der Witterungsbedingungen verlegt wurde, zündete der Angreifer den Turbo, degradierte zwei, drei Gegenspieler zu Statisten und vollendete sein Solo schließlich zur Poppenbütteler Führung! „Es gibt in dieser Liga keinen Spieler, der so ein Tor macht. Das war ganz allein sein Verdient, seine Weltklasse – ein unglaubliches Tor! Als er den gemacht hat, habe ich mich zu meiner Bank umgedreht und nur ungläubig gefragt: Was ist das für ein Spieler“, kam selbst Gäste-Coach Ayhan Türkkan aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.

Poppenbüttels Collins Folarin (2. v. r.) krönt sein fulminantes Solo mit der 1:0-Führung. Foto: noveski.com

Sehr gerne hätte Türkkan auch über seine Mannschaft solch positive Worte verloren, aber Elazig Spor beendete ein Spiel wiederholt nicht mit elf Mann. „Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir ganz besonders im Fokus der Schiedsrichter stehen, so muss man doch sagen: Einige sind einfach zu ehrgeizig, einige sabbeln mir schlichtweg zu viel. Darauf werden wir auch reagieren.“ Beim Stand von 0:1, als zumindest vom Ergebnis her noch alles möglich gewesen wäre, stieg der bereits gelbverwarnte Ibrahim Sonay völlig übermotiviert und viel zu ungestüm von hinten ein – Gelb-Rot (55.)! Als die Partie vorüber war und Elazig geschlagen vom Platz marschierte, machte Fatih Gürel seinem Unmut Luft. „Jede Woche dieselbe Scheiße!“, ärgerte sich der Torjäger und bekam von Referee Malte Jonas (Meiendorfer SV) den roten Karton aufgedrückt. „Bei allem Respekt und bei aller Kritik an meinen Spielern, aber so etwas kann nicht sein. Der Schiedsrichter ahndet dort etwas, was vermutlich gar nicht ihm galt. Dass man nach einer Niederlage gefrustet ist, sollte verständlich sein. Es kann nicht sein, dass wir für alles bestraft werden!“

„Habe an die Ehre der Jungs appelliert“

Nach einem Missverständnis in der SCP-Defensive lässt Massiullah Abdullah (r.) SCP-Fänger Rohrbach keine Abwehrchance mehr. Foto: noveski.com

Allerdings machte Türkkan auch seinen Schützlingen in der Halbzeitpause aufgrund des Auftretens im ersten Durchgang Vorwürfe. „Wir waren wie gehemmt, haben nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Deshalb habe ich in der Halbzeit an die Ehre der Jungs appelliert und gefragt, ob sie Angst haben. Dann sollen sie mit dem Fußballspielen aufhören. Oder sie fangen endlich an zu kämpfen – und das haben sie dann auch gemacht. In der zweiten Halbzeit haben wir wirklich gefightet.“ Die Dominanz Tabellenführers war im ersten Durchgang erdrückend. Es spielte praktisch nur eine Mannschaft – und die andere schaute zu, wurde vom überragenden Boris Lastro im Spiel gehalten. Der ehemalige Meiendorfer parierte unter anderem herausragend gegen Nils Mahncke und Torschütze Folarin. Nach dem Wechsel folgte relativ schnell die Ampelkarte gegen die Gäste, die plötzlich aufwachten und in Unterzahl am Spiel teilnahmen. Nach einer Hereingabe von Youness Sbou kam es zu Abstimmungsschwierigkeiten zwischen SCP-Keeper Rohrbach und Patrick Schumann. Dieses Missverständnis nutzte Massiullah Abdullah zum völlig überraschenden und aus heiterem Himmel fallenden Ausgleich (57.)!

"Mit dem spreche ich kein Wort mehr", scherzte Türkkan hinterher ob der Vorstellung von Folarin (l.), der seinem Team riesengroße Probleme bereitete. Foto: noveski.com

Auf einmal witterte die Türkkan-Equipe ihre Chance. Andreas Goldgraebe war auf halbrechts frei durch, verzog jedoch knapp. Ansonsten fiel Goldgraebe nur dann auf, wenn sein Gegenspieler Collins Folarin ihn schwindelig spielte. Knapp elf Zeigerumdrehungen nach dem 1:1 war es erneut der ehemalige Regionalliga-Angreifer, der nach einem ruhenden Ball aus dem Gewühl heraus zur abermaligen Führung einschoss (68.)! Nun war der Widerstand der Gäste gebrochen – Poppenbüttel kam zu zahlreichen Großchancen. „Das waren schon keine Hundert-, sondern Tausendprozentige“, befand Coach Olaf Ohrt, der mit ansehen musste, wie Folarin oder auch die eingewechselten Lukas Wenzel und Maik Fischer allerbeste Gelegenheiten leichtfertig vergaben. Immer wieder leitete Stefan Winkel die Angriffe ein – immer wieder hieß der Sieger: Boris Lastro. „Er war gigantisch stark“, so Türkkan. Gegen Stefan Winkels Kunstschuss war aber auch er machtlos, als der Edeltechniker die Kugel traumhaft schön vom linken Strafraumeck in den rechten Giebel schlenzte (90. +3)! Anschließend streckte der Kunstschütze beide Hände in die Höhe und deutete mit einer „Zwei“ und einer „Vier“ auf die Rückennummer des schwer verletzten Mert Özel (Kreuzbandriss) und jubelte daraufhin mit der „24“ des SCP. Tolle Geste!

„Poppenbüttel soll Meister werden und aufsteigen“

„Im Hinspiel hat Elazig Spor uns vor große Probleme gestellt. Heute waren wir deutlich besser auf den Gegner eingestellt, haben nur lange Zeit vergessen, nach dem 1:0 nachzulegen. Wir hatten genügend Chancen – der Torwart von Elazig war mit Abstand deren bester Mann. Nach dem Ausgleich, der komplett unnötig war und aus dem absoluten Nichts fiel, hatten wir eine kurze Phase, die katastrophal war. Was danach los war, als wir Chance um Chance vergeben haben, ist mir immer noch ein Rätsel. Es war wie verhext – der Ball wollte nicht rein. Allein in der Schlussphase hätten wir noch vier oder fünf Tore machen können. Aber Elazig Spor ist alles andere als Kanonenfutter, das ist eine starke Mannschaft, deshalb bin ich froh, dass wir den nächsten Schritt gemacht haben und freuen uns jetzt aufs Topspiel gegen Hamm United, wo wir noch eine ganze Menge gutzumachen haben“, lautete Ohrts ausführliches Fazit. Sein Gegenüber huldigte den SCP. „Sie spielen einen Wahnsinns-Fußball! Es wird immer nur über das Geld, was sie investieren, geredet, aber daraus muss man erstmal so eine Mannschaft formen. Und das kann Olaf, das hat er die letzten Jahre bewiesen. Poppenbüttel soll Meister werden und aufsteigen, sie hätten das absolut verdient!“

Fotogalerie