Oberliga

Trotz geringerer Pause: Mit letzter Kraft zur Energieleistung – TuRa findet die Bremse!

13. September 2023, 12:58 Uhr

TuRa Harksheide bejubelt den Führungstreffer - und den 3:1-Heimsieg gegen den ETSV Hamburg. Foto: noveski.com

In den zweiten 45 Minuten entwickelte sich ein wahres Powerplay. Ein „Dauerfeuer“ auf das Tor von TuRa Harksheide, was nach Einschätzung von Jörg Schwarzer vor allem „damit zu tun hatte, dass der ETSV noch eine wahnsinnige Bank hatte und wir noch immer mit enorm vielen Verletzten zu kämpfen haben“. Aber insbesondere ein Umstand sorgte dafür, dass der ETSV Hamburg am Exerzierplatz nach dem Anschlusstreffer zum 1:2 auf den Ausgleich drängte. „Wir hatten fast 48 Stunden weniger Pause“, haderte TuRa-Trainer Schwarzer. „Wir haben Sonntag erst bei einer wahnsinnigen Hitze auf einem tiefen Rasenplatz gespielt. Das hat natürlich viel Kraft gekostet. So war das heute für uns eher mal eine Abwehrschlacht.“

Das kuriose 1:0 für TuRa: Einen Schuss von Leonard Mai wehrt Elian Clasen (Mi.) ab, trifft dabei aber seinen eigenen Mann Yannick Siemsen (li., leicht verdeckt). Eigentor! Foto: noveski.com

Eine Abwehrschlacht, die von Erfolg gekrönt war. Denn: TuRa fand die Bremse des Zuges! Und selbst ETSV-Coach Aki Cholevas gab am Ende unumwunden zu: „Wir haben verdient verloren, weil wir in der ersten Halbzeit einfach schlecht gespielt haben!“ Auch Cholevas hatte den einen oder anderen Ausfall zu beklagen: Andre Monteiro Branco verletzte sich im letzten Ligaspiel, Vincent Boock zog sich im Abschlusstraining eine Zerrung zu und schon nach einer Viertelstunde musste auch Jan Kämpfer die Segel streichen. „Wenn wichtige Leute, auch auf zentralen Positionen, nicht da sind, musst du letztendlich zu doll rotieren. Aber es lag nicht daran, dass wir in der ersten Halbzeit so schlecht gepresst haben. Der Gegner hat das gut rausgespielt“, lobte Cholevas.

TuRa macht Eisenbahner nass

Führung verdoppelt: Nico Schluchtmann (re.) lässt seiner Freude nach seinem Treffer zum 2:0 freien Lauf. Foto: noveski.com

Und TuRa nutzte die Schwächen der Eisenbahner eiskalt aus. Immer wieder über die Seite des für Kämpfer eingewechselten Tim Buhr. Leonard Mai brachte die Kugel – nach einem zunächst abgewehrten Eckball – von rechts scharf aufs Tor und Elian Clasen beförderte das Leder beim Klärungsversuch gegen Yannick Siemsen, von wo das Spielgerät den Weg in die eigenen Maschen fand (23.). Auch das 2:0 resultierte aus einem Angriff über rechts. Diesmal sagte Nico Schluchtmann nach Vorarbeit von Falk Schmidt artig „Danke“ (37.)!

„Ich habe mir den ETSV jetzt schon das eine oder andere Mal angeguckt. Und es ist ja so, dass sie eigentlich gar nicht gewillt sind, Fußball zu spielen. Das hat man heute auch gesehen. All das, was wir vorher angesprochen haben, ist eingetreten. Sie stehen sehr hoch, jagen nur lange Bälle und versuchen dann, über zweite Bälle oder Standardsituationen zu kommen. Wir wussten auch, wenn wir uns spielerisch befreien können, dass wir dann zu Möglichkeiten kommen werden. Gerade in der ersten Halbzeit hatten wir die eine oder andere Möglichkeit, können sogar noch einen mehr machen“, sprach Schwarzer auf die Chance von Yannick Fischer an (32.). „Wir haben nicht nur gut verteidigt, sondern auch den Ball gut laufen lassen“, konstatierte ein zufriedener Schwarzer.

ETSV-Chancenwucher nach der Pause

Lesley Karschau (li.) war noch einer der Besseren beim ETSV, kam aber auch nicht am glänzenden Niklas Grünitz vorbei. Foto: noveski.com

Nach der Pause wendete sich das Blatt. „In der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel dominiert“, sah Cholevas einen nun drückenden ETSV. Die Folge: Fabio Parduhn verwertete eine Vorlage von Lesley Karschau zum Anschluss (58.). Kurz darauf jagte der starke Lenny Kufrin den Ball auf der anderen Seite an den Pfosten (60.). Vorentscheidung vertagt. Stattdessen ließen Siemsen, der eingewechselte Christian Stark, Vedat Düzgüner, Karschau oder auch Matthias Cholevas, der einen Freistoß an den Innenpfosten zirkelte, beste Chancen aus. Niklas Grünitz avancierte erneut zu einem überragenden Rückhalt im TuRa-Tor und konnte sich auch auf seine Nebenleute verlassen. Zum Beispiel köpfte Jan-Philip Hartmann den Ball von der eigenen Torlinie.

"Heute hat der Tüchtigere das Glück gehabt"

Die endgültige Entscheidung in der Nachspielzeit: Leon Bartsch (li.) überwindet Clasen zum 3:1-Endstand. Foto: noveski.com

Und wie es im Fußball dann oft so ist: „Wenn man so großen Druck macht, sich aber nicht belohnt, dann fängst du dir halt noch einen“, liefen Cholevas‘ Kicker in den alles entscheidenden Konter. Maximilian Vollstädt steckte durch – und Leon Bartsch machte den Deckel drauf (90. +4)! Eine unheimliche Energieleistung der Schwarzer-Schützlinge, die mit allerletzter Kraft alles in die Waagschale warfen, um die drei Punkte daheim zu behalten – und den gelungenen Saisonstart veredelten! „Ich sehe das als absolut verdient an, weil wir hier als Team aufgetreten sind. Heute hat der Tüchtigere das Glück gehabt“, bilanzierte Schwarzer.

Während Cholevas feststellte: „Im Fußball gehört nun mal das Gewinnen, aber eben auch das Verlieren dazu.“ Und wer hätte schon gedacht, dass TuRa Harksheide nach acht Spieltagen vor den so ambitionierten Eisenbahnern in der Tabelle steht?

Autor: Dennis Kormanjos