„Schlüssel zum Erfolg“ – Falke zieht den Hauptgewinn!

Eine Kampfansage? „Ein Statement!“ – ETV „noch nicht reif genug“

08. September 2018, 01:58 Uhr

Links die Mannschaft, rechts der stimmungsgewaltige Anhang: Der HFC Falke setzte beim großen Rivalen vom ETV ein dickes Statement und übernahm die Tabellenspitze. Foto: Kormanjos

Beim Eimsbütteler TV begann die Suche nach dem „Schlüssel zum Erfolg“ schon vor dem Aufeinandertreffen mit dem HFC Falke. Nicht nur in der Vorbereitung auf das Bezirksliga-Gipfeltreffen, sondern auch in einer „Werbeaktion“ in Zusammenarbeit mit einem Autohaus. Rund 300 kleine schwarze Schlüssel wurden auf der Anlage am Lokstedter Steindamm verteilt. Sollte der Tresor geknackt werden, würden als Hauptpreis zwei Tribünenkarten für das Zweitliga-Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli winken – oder aber ein Besuch mit der ganzen Familie im „Heide Park“. Auf dem Platz wollte der ETV hingegen keine Geschenke verteilen – den „Schlüssel zum Erfolg“ fand allerdings nur der HFC Falke (Alle Highlights im LIVE-Ticker)!

„Die Nummer eins, die Nummer eins, die Nummer eins der Nord sind wir“, skandierten die Anhänger der „Falken“, als die letzten Sekunden herunter tickten, ehe ein lautstarkes „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey“ folgte. Die Fans des HFC Falke hatten schließlich auch allen Grund zur Freude. „Die Jungs haben in der zweiten Halbzeit ein unfassbares Herz rausgeholt und es mit einem so großen Willen zu Ende gespielt, dass ich einfach nur mega stolz auf die Truppe bin“, sprühte Coach Dirk Hellmann vor Ekstase. Konnte er auch – denn selbst sein Pendant befand hinterher: „Die Mannschaft, die cleverer war, die Erwachsenen-Fußball gespielt hat – einfach die bessere Mannschaft hat heute das Spiel gewonnen!“, so das Fazit von Thorsten Beyer, der sich unmittelbar nach Schlusspfiff auch noch nicht erklären konnte, was mit seinen Mannen in der zweiten Halbzeit los war. „Im Grunde sind wir in der Kabine geblieben – zumindest was Mentalität und Einstellung zum Spiel betreffen“, ehe er nach der ersten Saisonpleite mit einem Schmunzeln anfügte: „Vielleicht müssen wir mal eine Wasseruntersuchung machen, um zu gucken, ob irgendwas im Pausentee war.“

Pauli-Geschoss fehlen Zentimeter - Falke-Fans süffisant

Denn gerade hatte sein Team die Oberhand gewonnen – nachdem Jasper Hölscher die Falke-Führung durch Bennet Packheiser, der nach einem Weißner-Freistoß und viel zu kurzer Faustabwehr von Jonas Hjortskov zur Stelle war (19.), egalisiert hatte, weil HFC-Fänger Steven Pagenkop nach einem Pauli-Steilpass trotz seines „Torwart“-Rufes zu spät kam (33.). Als dann auch noch Jon Pauli – diesmal nach Hölscher-Zuspiel – mit seinem Geschoss vom rechten Strafraumeck am Innenpfosten des rechten Kreuzecks scheiterte, hatte Beyer „das Gefühl, dass wir das jetzt drehen.“ Doch es kam ganz anders, weil gefühlt eben nur eine Mannschaft aus der Kabine kam – und das waren die Gäste. Eingeleitet wurden die zweiten 45 Minuten von den HFC-Fans, die in ihrem Block einige Zündkerzen anmachten und mit einem Banner, das die Aufschrift „Heller als am Steinwiesenweg“ trug, auf die aktuelle Platzproblematik aufmerksam machten. Doch dann zündeten nur noch die Spieler ein wahres Feuerwerk ab – und zwar auf dem Grün.

Joker sticht, Falken ziehen auf und davon

Die Spieler des HFC Falke bei der Feier mit den Fans. Foto: Kormanjos

Der ETV wusste kaum mehr, wie ihm geschah. Oder anders gesagt: „Das Spiel fand in der zweiten Halbzeit ohne die Ideen vom ETV statt“, so Beyer. Nach einigen vergebenen Chancen brachte Hellmann in Minute 63 mit Keven Herrmann einen frischen Angreifer. Keine 180 Sekunden auf dem Platz, da verlängerte Tobias Leuthold einen weiten Pagenkop-Abschlag. ETV-Rechtsverteidiger Konrad Ladendorf drosch über den Ball und Herrmann beförderte diesen von halblinks ins lange Eck – 1:2 (66.)! „Er hat geheiratet und im August arbeitsbedingt nicht viele Einheiten gemacht“, verriet Hellmann anschließend. „Aber wir wissen natürlich um seine unfassbare Qualität.“ Die zeigte und demonstrierte auch Leon Packheiser im Mittelfeld-Zentrum eins ums andere Mal. Der ehemalige Lüneburger fungierte als „Strippenzieher“ und Taktgeber, war Denker und Lenker im Falke-Spiel. Binnen fünf Minuten stellten Thomas Koster, der nach einem langen Ball von Henrik Petersen die abermalige Unsicherheit von Jonas Hjortskov im ETV-Gehäuse bestrafte (73.), sowie B. Packheiser, der nach einem Freistoß seines kongenialen Bruders und anschließender Ablage des erst wenige Sekunden auf dem Platz befindlichen Steven Schönfeld vollstreckte (78.), den 4:1-Endstand her, mit dem die Hausherren, bei denen sich der indisponierte Simon Mensah noch die Ampelkarte abholte (89.), sogar noch gut bedient waren.

Hellmann: „Was heißt Kampfansage? Wir wollten mal ein Statement abgeben“

„Wir haben gesagt, wir spielen auf zweite Bälle – und letzten Endes haben diese zweiten Bälle das Spiel entschieden“, konstatierte Beyer, der noch einige Minuten danach ganz allein auf seinem Trainerstuhl Platz nahm und in sich kehrte. „Die Mannschaft ist offensichtlich noch nicht reif genug für solche Spiele.“ Die Leistung des Gegners erkannte er neidlos an: „Der ist Bezirksliga-Spitze, steht nicht nur hinten drin, sondern spielt auch nach vorne gut und hat richtig gute Spieler. Wir haben halt Spieler, die sind noch nicht so weit. Und dann muss man es einfach mal anerkennen, dass man gegen eine bessere Mannschaft verloren hat. Das wäre der Unterschied zur letzten Woche.“ Nun gehe es darum, „die Herausforderung anzunehmen. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft darauf reagiert. Wir hatten ja den Eindruck, dass sie gefestigter ist als im letzten Jahr. Das wäre jetzt die Paradeprüfung dafür.“ Während Hellmann, der das Training in den letzten Wochen bewusst auf dieses Spitzenspiel ausgelegt hat, noch nichts von einer Kampfansage wissen wollte: „Was heißt Kampfansage? Wir wollten auch mal ein Statement abgeben. Ich glaube, das ist uns heute in der zweiten Halbzeit ganz gut gelungen.“ Aber: „Die Meisterschaft wurde heute nicht entschieden!“ 

Der HFC Falke feiert nach dem Topspiel-Sieg die Tabellenführung

Autor: Dennis Kormanjos