Richter: "Wir haben das Spiel spannender und vom Ergebnis her attraktiver gehalten, als es war"

Heuer hält HSV III im Spiel - Vicky netzt vierfach und muss doch zittern

07. April 2018, 00:05 Uhr

Klaas Kohpeiß (re.) zelebriert seinen Führungstreffer zusammen mit Dennis Bergmann. Foto: KBS-Picture.de

Auch wenn Marc Lange die Hände vors Gesicht schlug, wirkte sein Fauxpas – eine viel zu kurz geratene Kopfballrückgabe nach einem ganz weiten Heuer-Abschlag – im ersten Moment nur wie ein kleiner Schönheitsfleck. Doch bei genauerem Blick auf das Resultat, war nach dem Treffer von Matteo Evers, der zum Nutznießer des Lange-Patzers avancierte und den Ball an Dennis Lohmann vorbei zum 2:3 ins Netz chipte, urplötzlich wieder alles drin für den HSV III. „Die Mannschaft bestraft sich mit zwei Gegentoren, macht das Spiel noch einmal spannend und vielleicht auch vom Ergebnis her ein bisschen attraktiver, als es in Wirklichkeit war“, befand auch Vicky-Coach Jean-Pierre Richter.

Hielt sein Team mit unzähligen Paraden allein im Spiel: HSV III-Keeper Yannick Heuer (li.). Foto: KBS-Picture.de

„Ich bin mit dem Sieg zufrieden, nicht mit dem Ergebnis“, eröffnete Richter sein Statement auf der Pressekonferenz nach dem Spiel – und brachte mit dieser kurzen, aber sehr prägnanten Aussage das auf den Punkt, was wohl vielen der 457 Zuschauer im Stadion Hoheluft so ging. Denn: Für die Spannung sorgte einzig und allein HSV III-Keeper Yannick Heuer, der unzählige Chancen des SC Victoria mit zum Teil herausragenden Reflexen zunichte machte. Ihm allein hatten es die Gäste – in gelben Stutzen der Hausherren angetreten – zu verdanken, dass sich die Niederlage gegen das Top-Team schlussendlich in Grenzen hielt. Viermal musste aber auch der starke Heuer letzten Endes hinter sich greifen. Das erste Mal in Minute 22, als die Richter-Elf nach einem Ballverlust von Michael Ulbricht, der kurz darauf auch ausgewechselt wurde, ihr ganzes fußballerisches Können demonstrierte. Über Nil von Appen und Nick Scharkowski kam der Ball zu André Monteiro Branco, dessen maßgeschneiderten Diagonalball Klaas Kohpeiß aus 14 Metern halbrechter Position ins lange Eck jagte 1:0!

Victoria kontert Yasar-Ausgleich per Doppelschlag

Bei den Gegentoren - wie hier beim 0:1 durch Kohpeiß (re.) - war auch Heuer (li.) chancenlos. Foto: KBS-Picture.de

Weil Vicky aber schon zuvor und auch in der Folge so verschwenderisch mit den eigenen Chancen umging und Heuer - unter anderem beim Schuss von Luca Ernst, den er mit den Fingerkuppen noch an die Latte lenkte (28.) - über sich hinaus wuchs, blieb es vom Resultat her spannend. Und unmittelbar nach Wiederanpfiff kam es dann so, wie es kommen musste - vom Spielverlauf her aber kaum kommen konnte. Semih Halavurta mit einem weiten Huf hinten raus genau auf Emre Yasar, der im ersten Abschnitt komplett abgemeldet war und nun am linken Strafraumeck noch zwei Haken schlug und dann eiskalt per Linksschuss ins rechte untere Toreck finalisierte. Auf einmal hieß es 1:1 (47.)! Doch Victoria schlug im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft zurück. Erst stocherte Kohpeiß das Runde ins Eckige, nachdem Scharkowski dies zuvor auf Vorlage von D. Bergmann noch nicht geschaffte hatte (53.). Dann vertändelte Ulbricht-Ersatz Tim Henkis in der Vorwärtsbewegung den Ball und der starke Julian Schmid flankte präzise auf den Kopf von Scharkowski - 3:1 (58.)!

Wohlers sorgt für Vicky-Wohlwollen - Petzschke stellt "Flitzer"

Die 457 Zuschauer - darunter einige "Rothosen"-Anhänger - im Stadion Hoheluft bedeuten Saisonrekord für den SC Victoria. Foto: KBS-Picture.de

Vicky-Übungsleiter Richter nahm im weiteren Verlauf mit Kohpeiß, Scharkowski und auch Monteiro Branco drei Leistungsträger vom Platz. Sein Team feuerte aber weiter aus allen Rohren - aber entweder stand Yannick Heuer einem weiteren Torerfolg im Weg oder aber die Latte, wie bei den Versuchen von Dennis Bergmann und Yannick Siemsen, der es einfach mal aus ganz großer Distanz wagte. Und so sorgte Evers kurzzeitig wieder für Spannung, die der eingewechselte Tom Wohlers jedoch schnell im Keime erstickte. Nach Balleroberung von Siemsen legte der ehemalige Berner, der in jener Kontersituation auf sich allein gestellt war, ein Solo hin, schloss aus ganz spitzem Winkel gekonnt zum 4:2-Endstand ab und lief seinem Trainer in die Arme (87.)! Der Treffer sorgte selbst bei einem schottischen HSV-Sympathisanten dafür, dass dieser einmal quer über den Platz lief und erst vom verletzten Victorianer Yannick Petzschke, als Ordner unterwegs, eingefangen werden konnte. Ein kleiner Schmunzler zum Abschluss.

Richter: "Wir haben sicher nicht alles abgerufen"

Im Kampf um den Ball: Yannick Siemsen (li.) vs. Jendrik Bauer. Foto: KBS-Picture.de

„Wir haben gegen eine absolut intakte Mannschaft, die uns mit einer guten Dynamik und mit einer guten Ordnung nicht allzu viele Räume gegeben hat, in Sachen Chancenverwertung nicht alles umgesetzt, was wir diese Woche als Inhalt hatten. Umso schöner, dass wir wieder drei Offensivspieler auf dem Feld hatten, die uns mit ihren Toren und Leistungen zum Sieg geführt haben“, bilanzierte Richter, der bei seinen Mannen „die Zielstrebigkeit der letzten drei Spiele“ vermisste. „Wenn sie vielleicht noch ein bisschen konsequenter sind und unsere Einladungen annehmen, dann wird es eventuell noch etwas heißer“, so Richter, der trotz des insgesamt sehr dominanten Auftritts seiner Schützlinge auch erkannte: „Wir haben sicher nicht alles abgerufen.“ Sein Gegenüber kehrte hingegen nach sechs Jahren als Spieler und Kapitän an der Hoheluft erstmals in anderer Funktion an die alte Wirkungsstätte zurück. Auch Jerry Sampaney und Torben Wacker feierten ein Wiedersehen mit ihrem Ex-Club, das letztlich nicht von Erfolg gekrönt war. Das Fazit zur Partie von Marcus Rabenhorst fiel derweil kurz und bündig aus: „In Anbetracht der 90 Minuten hat Victoria einen guten Ball gespielt und verdient gewonnen. Uns hat in vielen Situationen die Cleverness gefehlt, um hier etwas Zählbares mitzunehmen.“


Autor: Dennis Kormanjos

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