Nach Trainerwechsel – TBS Pinneberg spielt sich in einen Rausch!

„Mannschaft hat heute ihr wahres Gesicht gezeigt“

05. Dezember 2015, 02:13 Uhr

Zuletzt nur in der Zweiten aktiv, nun per Doppelpack erfolgreich: TBS-Angreifer Erturul Kayali. Foto: noveski.com

Was so ein Trainerwechsel alles bewirken kann! Wenige Stunden vor dem Auswärtsmatch beim HSV III vermeldete TBS Pinneberg die Trennung von Chefcoach Bernhard Schwarz. „Die Diskrepanzen zwischen Mannschaft und Trainer waren im Endeffekt einfach zu groß“, erklärte Manager Cem Sürücü nach den 90 Minuten. Viel Unruhe im Vorfeld eines solch wichtigen Spieles und eine umso größere Überraschung danach: Mit sage und schreibe 4:0 fegte TBS über die „Rothöschen“ hinweg! „Offenbar hatten wir das Spiel vorher schon hoch gewonnen“, rätselte HSV III-Coach Felix Karch über den Auftritt seiner Schützlinge.

Eine Erklärung könnte vermutlich der kurzfristige Ausfall von Timo Trefzger gewesen sein. „Die Nachricht hat die Spieler sicherlich ein Stück weit geschockt – zumal Timo unser Kapitän ist und der vierte Sechser, der uns ausgefallen ist“, so Karch, der zudem auf die verletzten Hammad Nadi, Maik Thihatmar und Josip Kozina verzichten musste. Dennoch wollte er dies nicht als Erklärung geltend machen. „Man hat einfach nicht viel davon gesehen, dass wir Fußball spielen wollten!“ Ganz anders die Situation bei den Gästen, die sich „in den letzten vier Spielen desolat, energie- und emotionslos“ präsentierten, wie Sürücü meint. Stattdessen war die pure Spielfreude zurück – auch bei Akteuren, die zuletzt nicht mehr dem Aufgebot angehörten. Berkay Kilinc zeigte in der Innenverteidigung eine bärenstarke Leistung. Stürmer Erturul Kayali, der zuletzt dem Kader der Zweiten angehörte, schnürte einen Doppelpack! „Die Mannschaft hat heute ihr wahres Gesicht gezeigt. Ich bin einfach nur überaus glücklich über diese Vorstellung“, so Sürücü, der aber auch mehrfach betonte: „Ich kann nur immer wieder sagen, dass mir persönlich die Entscheidung, sich von Bernhard Schwarz zu trennen, unwahrscheinlich schwer gefallen ist und unglaublich leidtut. Ich habe sehr gerne und überaus gut mit ihm zusammengearbeitet. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, da ist so eine Entscheidung unabdingbar.“

Kurz vor Ende der ersten Halbzeit brachte ein Doppelschlag die Pinneberger auf den Erfolgsweg: Nachdem Stephan Adjouman nach wochenlanger Durststrecke die Führung besorgte, legten sich die Hausherren die Kugel wenig später ins eigene Netz, als Norbert Graszl nach einem Eckball Philip Bröcker in Bedrängnis brachte. Dieser bugsierte das Spielgerät schließlich ins eigene Tornetz! „Wir haben nach vorne zu behäbig gespielt. Aber uns war klar, dass solche Spiele kommen würden, wo wir auch gegen vermeintlich schwächere Mannschaften nicht so überzeugend auftreten werden. Das ist ein Lernprozess, durch den wir alle durch müssen – und wir werden da noch stärker zurückkommen“, erklärte Karch, dessen Equipe unmittelbar nach Wiederanpfiff kalt erwischt wurde. Adjouman bediente Kayali, der seinen ersten Streich folgen ließ. Tor Nummer zwei folgte, als Emre Akcan ihm das Leder mustergültig servierte – 4:0 TBS! „Natürlich ist es nicht von Vorteil, wenn eine Mannschaft, bei der es gefühlt monatelang gekriselt hat und die Stimmung nicht gerade die beste ist, so kurz vor dem Spiel den Trainer wechselt. So etwas kann ein Team natürlich beflügeln“, befand Karch. „Wir sind sehr zäh in die Partie gekommen, hatten keine Chancen, sondern Möglichkeiten. Es war nicht unser Tag!“

Genau das Gegenteil war beim Gegner der Fall. Es schien fast so, als würde der eine oder andere Spieler tatsächlich wie befreit agieren. „Ich kann mich nur sehr herzlich bei Bernhard, aber auch bei unserem neuen Trainerteam bedanken, das es geschafft hat, der Mannschaft so kurzfristig neues Selbstvertrauen einzuimpfen. Heute haben einfach alle Faktoren gepasst, die Leidenschaft war zurück“, konstatierte Sürücü, dessen Elf in Person von Wojciech Krauze, Erturual Kayali und Stephan Adjouman weitere Chancen vergab. „Mir ist es unfassbar schwer gefallen, Bernhard von der Entscheidung zu unterrichten, da ich mit ihm sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet habe und ihn für einen super Trainer halte. Aber wir brauchten frischen Wind. TBS muss gerettet werden!“ Zumindest in den nächsten drei Spielen wird das neue Interimsgespann Patrick Bethke und Bülent Dobrucali die Mannschaft aufs Feld führen, so viel konnte Sürücü bereits sagen. Wie es dann weitergeht, hängt sicherlich auch vom Erfolgsfall ab...