Geburtstagskind und Langzeitverletzter sorgen für HSV-Sieg!

„Das macht mich sehr stolz auf meine Mannschaft!"

20. März 2016, 17:23 Uhr

Verriegelte an seinem Geburtstag sein Tor: HSV III-Keeper Jan Haerting zeigte eine starke Leistung. Foto: noveski.com

Ende September machte Kai Surek sein letztes Spiel für den Hamburger SV III. Seither war er aufgrund eines Kreuzbandrisses zum Zuschauern verdammt. Im Gastspiel bei Kellerkind FK Nikola Tesla feierte der 25-Jährige zwölf Minuten vor Schluss seine Rückkehr auf den Platz und zeichnete sich gleich einmal aus! Genauso wie "Rothosen"-Fänger Jan Haerting, der an diesem Tag seinen 27. Geburtstag feiert (Glückwunsch!) und anstelle von Yannick Heuer zwischen die Pfosten durfte. Ein weiterer Schachzug, der sich bezahlt machen sollte!

Die gut 120 Zuschauer im Schanzen-Park sahen zunächst keine wirklich unterhaltsame Partie, was vor allem daran lag, dass sowohl der HSV III als auch die Gastgeber lange Zeit nicht ins Spiel fanden und durch viele Pass-Stafetten durch die eigenen Reihen auf Sicherheit bedacht waren. Lediglich eine halbe Torchance auf beiden Seiten, erst durch Takanori Uematsu (8., HSV II), dann durch Musa Drammeh (14., Tesla), gab es zu verzeichnen. HSV-Coach Felix Karch bezeichnete die Leistung seiner Kicker in der ersten Halbzeit als „eine Beleidigung für den Fußball. Es war weit von dem entfernt, wofür wir arbeiten“. Noch größer wurde der Ärger, als Tesla Mitte der ersten Halbzeit nicht unverdient in Führung ging: Serdo Murina behauptete den Ball im zentralen Mittelfeld, passte in den Lauf von Filip Pavlovic links im Strafraum, der dann das "Geburtstagskind" im Tor, Jan Haerting, mit einer Körpertäuschung irritierte und mit rechts ins lange Eck verwandelte! Die Hausherren deuteten bereits kurz vor dem Treffer an, dass sie in der Lage waren, spielerisch die Oberhand zu gewinnen und öffneten vermehrt Räume, wodurch man sich immer wieder gefährlich vor dem Kasten des HSV präsentierte. Die Norderstedter fielen bis dahin nur durch viele Fehlpässe oder Flankenläufe auf, die allerdings im Nichts endeten. Auch durch die zunächst sehr instabil wirkende Defensive der Gäste hätte die Mannschaft von Elvir Demirovic durchaus schon auf die Siegerstraße abbiegen können, doch eine starke Fußabwehr von Haerting und ein schnelles Schalten von Nikola Zeba verhinderten, dass Marvin Wehlen die Führung ausbaute (34.).

Somit ging es mit der knappen FK-Führung in die Halbzeitpause, in der Karch nach drei Minuten wieder die Kabine verließ und zum Platz zurückkehrte. „Die Kabinenansprache war kurz und deutlich. Aber es hat scheinbar gereicht, weil man gesehen hat, dass sich in der zweiten Halbzeit das Auftreten der Mannschaft positiv veränderte“, erklärte der Übungsleiter seine Maßnahme und Keeper Haerting pflichete ihm bei: „In der Halbzeit war die Ansprache kurz aber knackig. Das war für mich schon ein Signal, dass wir das Spiel noch rumreißen konnten.“

Rothosen kommen besser aus der Kabine

Krönte sein zwölfminütiges Comeback mit der Torvorlage zum entscheidenden 2:1-Siegtreffer: Kai Surek. Foto: noveski.com

Tatsächlich kamen die Akteure des HSV besser aus der Pause heraus und stellten mit Beginn des Wiederanpfiffs ihre vielen individuellen Fehler ein, was dazu führte, dass man schnell zum Ausgleich kam. Lukas Schaube lief die linke Außenbahn entlang und brachte auf Höhe der Eckfahne eine Flanke punktgenau zu Ostermann in den Strafraum. Der „Neuner“ stoppte den Ball und legte ihn auf seinen Teamkollegen Hannes Steckel ab, der mittig aus fünf Metern mit links zum 1:1 vollendete (49.)! Auch wenn die Gäste fortan mehr Druck entwickelten, zeigten die Hausherren dennoch weiterhin eine gute Leistung und hatten zwei Minuten nach dem Ausgleich die Führung auf dem Fuß, aber der starke Haerting verhinderte mit einer super Parade den Einschlag, nachdem F. Pavlovic von Algan gut angespielt wurde und den Ball von links aus sieben Metern auf das Tor drosch. Kurz danach kam es zu einer kuriosen Szene, als die Karch-Elf aus Fairness-Gründen das Spiel in der 54. Minute unterbrach, da Musa Drammeh eine Behandlung benötigte. Als Schiedsrichter Christopher Haase die Partie wieder frei gab, drehte sich Faik Algan auf Höhe der Mittellinie in Richtung gegnerische Hälfte und spielte den Ball zurück auf Haerting. Doch seine „Rückgabe“ wurde im hohen Bogen immer länger und senkte sich kurz vor der Latte gefährlich in Richtung Tor, sodass der Towart des HSV unerwartet mit einer weiteren Glanztat den Ball kurz vor dem Einschlag über die Latte lenken musste!

Großchance vergeben - Konter - Tor!

Innenverteidiger Nikola Zeba sorgte mit seinem zwölften Saisontor für den Sieg. Foto: noveski.com

Im weiteren Verlauf des Spiels übernahmen die Mannen mit der Raute auf der Brust immer mehr das Heft des Handelns und standen mittlerweile nicht nur in der Defensive gut, sondern erspielten sich zunehmend kleinere Chancen. Ein Knackpunkt im Spiel von Nikola Tesla war dann der Platzverweis für Algan, als er Sebastian Mahnke an der Seitenauslinie von hinten in die Beine trat und folgerichtig in der 75. Minute mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde! Im Vorfeld kam es kurz vor der Pause zwischen Algan und einem HSV-Fan zu einem kleineren verbalen Scharmützel, woraufhin der „Heißsporn" sein Spiel in der zweiten Halbzeit – augenscheinlich angetrieben von einigen Sprüchen des Anhangs – aggressiver gestaltete. Dennoch fand sein Co-Trainer Milenko Mutapdzija die passenden Worte: „Mit einem Mann weniger kannst du gegen den HSV nicht bestehen. Das Foul von Faik war einfach unnötig und er bekommt intern von uns auch noch was zu hören!“

In der 83. Minute ging es schließlich hoch her: Benjamin Vasiljevic sah, dass die Defensive des HSV bis über die Mittellinie aufgerückt war und spielte einen weiten und hohen Ball vom eigenen Sechzehner in die gegnerische Hälfte. Marko Sumic lief an der Mittellinie los, holte im Sprint den Ball runter und sprintete knapp 40 Meter alleine auf Haerting zu. Der Torsteher kam dem Stürmer entgegen, machte sich groß und das Tor dadurch für den Stürmer kleiner. Sumic versuchte mit einem Schuss den Ball im Kasten unterzubringen, aber Haerting vereitelte diese „Tausendprozentige" bravourös und leitete im Gegenzug direkt einen Konter ein, bei dem der lange Zeit verletzt fehlende und erst ein paar Minuten zuvor eingewechselte Kai Surek den Ball im Strafraum behauptete und mit Übersicht auf den heraneilenden Zeba zurück legte. Dieser nahm sofort Maß und versenkte den Ball aus 17 Metern im Netz zum 2:1 Endstand für die Rothosen (84.)!

„Das macht mich sehr stolz auf meine Mannschaft!"

Der noch zur Halbzeitpause wütende Karch zeigte sich hinterher ob des Traum-Comebacks von Surek gerührt: „Besonders erfreulich ist, dass Kai nach einer so langen Verletzung am Kreuzband im ersten Einsatz das entscheidende Tor vorlegt. Das freut uns besonders für Kai, der einfach ein geiler Typ ist! Er hat während seiner Verletzungspause total für die Mannschaft eingestanden und war immer für das Team da. Deswegen rührt es mich sehr, dass er heute so einen wichtigen Beitrag dazu leisten konnte, dass wir drei Punkte mitnehmen können. Das macht mich sehr stolz auf meine Mannschaft!“


Autor: Mathias Merk