Die „torgeilen Veilchen“ und die wilde 13 - „Jetzt müssen wir nur noch durch die Tür gehen!“

HEBC nach 13:1-Schützenfest gegen Elmshorn dicht vor der Meisterschaft

06. Mai 2018, 14:40 Uhr

Drei Erfahrene kommen, drei Erfolgsgaranten gehen - und null Spannungsabfall beim HEBC. Foto: Kormanjos

Wer soll DIESEN HEBC (noch) stoppen?! Zwei Spiele vor Toreschluss haben die Eimsbütteler nach einer wahren Fußball-Gala gegen den FC Elmshorn und einem 13:1-Schützenfest acht Zähler Vorsprung auf die SV Halstenbek-Rellingen, die mit einem Sieg am Nachmittag in Tornesch jedoch nachziehen und bis auf fünf Punkte aufschließen kann. Sollten die Unioner der Barthel-Elf allerdings etwas Zählbares abringen können, würde das Clubheim am Reinmüller auf seine Standfestigkeit überprüft werden. Denn dann wäre dem HEBC die Meisterschaft und der damit verbundene Oberliga-Aufstieg nicht mehr zu nehmen.

Stefan Hermes (re.) baute seine Führung in der Torjägerliste mit einem Dreierpack aus.

„Wir machen das ja nicht, um andere abzustrafen. Es geht darum, dass hier Leute kommen, die Geld bezahlen. Wir haben einen Schnitt von 150 Zuschauern, die für ihren Eintritt auch etwas zu sehen bekommen wollen. Und dann können wir bei einer deutlichen Führung nicht einfach sagen, dass wir jetzt aufhören und das Fußballspielen einstellen“, so Marco Fagin, Erfolgstrainer des HEBC, ehe er treffend anfügte: „Ich könnte die Jungs auch gar nicht aufhalten!“ Bester Beweis: Der heutige Sonntagvormittag am Reinmüller. Die „Veilchen“ kannten kein Erbarmen mit bemitleidenswerten und desaströsen Elmshornern. Am Ende stand ein 13:1 auf dem Papier – und es hatte den Anschein, dass beim einen oder anderen Akteur der Torhunger auch nach Abpfiff längst noch nicht gestillt war. Stefan Hermes schraubte sein Torekonto mit einem Dreierpack auf nunmehr 26 in die Höhe (52., 71., 75.). Janosch Rinckens (14., 62.), Jan Geist (25., FE, 45.), Fabian Lemke (72., 73.) und Joker Juro Julardzija (83., 86.) trugen sich jeweils doppelt in die lange Riege der Torschützen ein. Auch der eingewechselte Matthäus Kosik (83.) durfte einmal jubeln – genau so wie Chris Flick (90.). Für den Innenverteidiger war es im vierten Jahr bei HEBC der allererste Treffer! „Er muss heute richtig zahlen“, scherzte Manager Stilianos Vamvakidis. Allerdings: In den Schlussminuten, als die Krückaustädter überhaupt keine Gegenwehr mehr zeigten, rückte Flick von ganz hinten nach ganz vorne – und brauchte einige Anläufe, bis es endlich so weit war.

Usadel: „Das hat auch was mit Ehre zu tun - da lasse ich mich nicht zweistellig abschießen!“

Für die Gäste erzielte Henri Louis Weigand mit einem 24-Meter-Freistoß das zwischenzeitliche Ehrentor zum 1:4 (56.) – doch dann brachen beim FCE alle Dämme. „Da fehlen einem echt die Worte. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll“, musste Coach Dennis Usadel erstmal einen Moment innehalten, um dann auszuführen: „So hoch habe ich noch nie verloren in meiner Karriere. Da hast du nach dem 0:7 in Niendorf schon gedacht, schlimmer geht’s nicht – und dann kriegst du hier so eine Reise verpasst. Ich bin maßlos enttäuscht von der Truppe. Du kannst verlieren, aber nicht so. Das ist Wahnsinn, dass du dich derart präsentierst! Das hat auch irgendwo was mit Ehre zu tun. Da lasse ich mich nicht zweistellig abschießen – und schon mal gar nicht so. Das ist heftig!“

Fagin: „Sowas werde ich nie wieder erleben - und genieße es“

Nach dem Kantersieg war die Freude bei den Eimsbüttelern dementsprechend groß.

Währenddessen meinte Fagin: „Es ist ja nicht geplant, dass wir den Gegner so auseinander spielen. Aber es ergibt sich halt. Man sieht einfach die Spielfreude und dass die Jungs miteinander kicken wollen. Das ist schon verrückt!“ Nicht minder verrückt ist die Torausbeute der Eimsbütteler: 28 Spiele, 140 Buden – unfassbar! So spielt ein Aufsteiger – und das im wahrsten Sinne des Wortes. „Ich hoffe doch“, wollte sich Fagin nach dem neuerlichen Spektakel seiner Schützlinge noch zurückhalten, und betonte: „Das sind jetzt die ganz gefährlichen Interviews…“ Aber: „Wir sind ganz dicht dran, müssen eigentlich nur noch durch die Tür laufen – und dann haben wir es wirklich geschafft. Ich denke, dass wir aus den zwei Spielen den einen noch notwendigen Punkt holen. Das muss doch irgendwie funktionieren.“ Und vielleicht ist es ja sogar schon am heutigen Tag so weit, wenn HR nicht im Torneum triumphieren sollte. „Mal schauen, was da passiert.“ Vorbereitet habe man jedenfalls noch nichts – zumindest, wenn man der Aussage des „Erfolgsmachers“ Glauben schenken darf: „Nicht dass ich wüsste. Wir sind ja eine Truppe, die nach dem Spiel schon mal ganz gerne länger zusammensitzt. Ich denke, dass wir uns jetzt alle auf die Terrasse setzen und vielleicht haben wir ja die Chance auf einen Live-Ticker.“ Einen Vorort-Besuch schloss Fagin aus, weil: „Das ist schlechter Stil und würde ich auch verbieten. Wir feiern hier jedes Tor und dann gibt es ja auch noch einige, die heute was ausgeben müssen. Und wenn es so sein sollte, dann müssen sich einige morgen frei nehmen.“

Achtung, Konkurrenz. Denn abschließend erklärte Fagin noch das Erfolgsrezept: „Wir haben extrem gute ‚Fussis‘, die bereit sind, auch im Alter noch was zu lernen. Wir stehen immer gut, haben immer Überzahl in unserem Spiel. Das ist wirklich beeindruckend. Sowas werde ich auch nie wieder erleben und genieße es auch – ist doch klar! Wir wechseln drei Spieler und die sind genau so torgeil. Das ist schon Wahnsinn!“ Und noch hat der HEBC-Wahnsinn längst kein Ende gefunden…


Autor: Dennis Kormanjos