Dassendorf-Dusel bringt HR zum Kochen

TuS Dassendorf dank Elfmeter-Geschenk wieder Spitze

19. April 2015, 22:42 Uhr

In einem intensiven Spiel setzte sich letztendlich etwas glücklich der Gast aus Dassendorf durch. Foto: noveski.com

Nachdem mit Vicky und BU die aktuell ärgsten Konkurrenten Federn ließen, reichte Dassendorf eine wenig souveräne Vorstellung zum glücklichen Sieg über SVHR, um sich die alleinige Tabellenführung unter den Nagel zur reißen. Die Führung der über weite Strecken gefährlicheren Spielvereinigung reichte nicht, zwei späte Tore ließen Dassendorf jubeln. Dabei war der Auswärtssieg alles andere als leistungsgerecht, die Gastgeber haderten nach dem Schlusspfiff nicht nur mit der eigenen Chancenauswertung, sondern vor allem mit einer Entscheidung des Offiziellen.

Die Marschroute von SVHR-Trainer Bliemeister war von Beginn an ersichtlich: Der Ball wurde gerne den Gästen überlassen, solange diese ihn in der eigenen Hälfte laufen ließen. Spielte die TuS dann aber einen zu mutigen Pass, schlugen die Hausherren überfallartig zu. Die Taktik ging auf: Während die vor allem über links agierenden Dassendorfer in der gesamten ersten Stunde keine zwingende Tormöglichkeit herausspielten, luden sie HR mit einigen Fehlern immer wieder zum kontern ein. So kamen etwa Nrecaj und Steinecke nach Ballverlusten von Dettmann bzw. Hamdan in gute Schusspositionen. Die erste dicke Chance bekam HR kurz vor der Pause. Steinecke wurde stark freigespielt, übersah aber den rechts mitgelaufenen Wieckhoff und versuchte es selbst, Gruhne blieb Sieger (41.).

Mentz bringt HR sehenswert in Front

Außer dem Wechsel der Seiten änderte sich auch nach Wiederbeginn nichts. Nach einer Ecke für Dassendorf ließen sich diese übertölpeln, die Hausherren nutzten im Fünf gegen Drei die Möglichkeit aber nicht, Steinecke blieb hängen (51.) Erstmals zittern musste die HR-Defensive nach 64 Minuten. Der Zufall hatte Kurczynski ins Spiel gebracht, nachdem eine Ecke überraschend durchrutschte und Matthäi nur noch in die Mitte klären konnte. Der seinerseits unvorbereitete Stürmer geriet jedoch zu sehr in Rücklage und vergab aus wenigen Metern. Gerade in eine Phase, in der Dassendorf begann, mehr Druck aufzubauen, fiel dann der Führungstreffer. Nach einem Doppelpass mit Nrecaj jagte Karakaya das Leder von der Strafraumgrenze ans Gebälk. Eine klasse Aktion, die ein Tor verdient gehabt hätte. Während sich Haare gerauft oder durchgeatmet wurde, reagierte Julian Mentz am schnellsten, pflückte sich den Abpraller, ließ Saglam ins Leere laufen und vollendete volley zum 1:0 (70.).

Noch bevor die Gäste sich sammeln konnten, hatte Nrecaj schon das 2:0 auf dem Fuß, verfehlte den langen Pfosten jedoch knapp. Eine von vielen Szenen, in denen HR das entscheidende Bisschen an Genauigkeit fehlte. Schon zuvor hätten sie von leichtsinnigen Fehlern des Gegners profitieren können, schenkten den Ball dann aber selbst wieder her. Das sollte sich rächen. Vor allem der eingewechselte Ladendorf sorgte bei Dassendorf für Schwung, legte für Möller auf und forderte Matthäi wenig später selbst (74. + 80.). Dann war es so weit: Während die Hausherren noch gegen eine Freistoßentscheidung protestierten, kam der Ball über Atug zu Möller, der ihn mit einer Direktabnahme aus der Drehung im Netz versenkte (82.).

Strittige Tore sorgen für „ergebnisorientiertes Lächeln“

Doch damit nicht genug, nur wenig später brachte Schiedsrichter Kulawiak die hochkochenden Emotionen der Gastgeber zum Überschäumen. Einen Dettmann-Schuss aus der zweiten Reihe wehrte Schöttke mit dem Oberarm ab – hatte die Arme dabei jedoch angelegt. Zur Verärgerung der 280 Zuschauer zeigte der Unparteiische trotzdem auf den Punkt: Elfmeter! Alle Reklamationen warum umsonst, der bis dato unauffällige Eric Agyemang durfte sich die Kugel zurechtlegen und zum 2:1-Endstand versenken (85.). „War kein Handspiel“, wollte Bliemeister sich eigentlich nicht weiter zur vieldiskutierten Szene äußern, konnte sich dann aber doch nicht bremsen: „Wenn es so strittig ist, dann pfeife ich nicht. So entscheiden Schiris die Meisterschaft. Das ist sehr ärgerlich, aber wir müssen jetzt damit leben.“ Während der beschuldigte Schöttke beteuerte, beide Hände hinter dem Rücken gehabt zu haben, sah auch Dettmann einen allenfalls strittigen Strafstoß: „Ich weiß nicht, ob er den Arm angelegt hat. Der Schiedsrichter hat so entschieden, wir beschweren uns nicht.“

Trotz der vier Minuten Nachspielzeit passierte im Anschluss nichts mehr. Dassendorf konnte der Freude über die nun alleinige Tabellenführung freien Lauf lassen, während HR dasselbe mit seiner Unzufriedenheit über die Leistung des Schiedsrichtergespanns tat. „Dass wir den Rückstand umgebogen haben zeigt die Moral der Mannschaft. Das ist einfach geil. So einen Sieg musst du einfach feiern“, resümierte Stadel, der die TuS heute als Kapitän auf den Platz führte, und fügte mit der Abgeklärtheit eines Ex-Profis hinzu: „Im Prinzip heisst es jetzt: Mund abputzen und mit der Tabellenführung nach Hause fahren.“ Distanzierter analysierte Coach Schönteich die Leistung seiner Mannschaft: „Wir haben nicht gezeigt, was wir können. Da müssen wir noch einiges aufarbeiten. Trotzdem haben wir an diesem Wochenende ein Lächeln auf den Lippen – ein sehr ergebnisorientiertes Lächeln.“ Bliemeister brachte auf den Punkt, was insgeheim wohl auch Schönteich dachte: „Dassendorf wäre mit einem Unentschieden gut bedient gewesen.“ Weil sie aber dennoch alle drei Zähler holten, grüßen sie nun vom Sonnenplatz der Tabelle.

Der Live-Ticker zum Spiel mit allen Höhepunkten.

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