Buchholz zieht trotz jeder Menge Unverständnis ins Viertelfinale ein

Hetlingens Coach Zippel: „Ich bin dennoch furchtbar stolz auf meine Jungs“

14. Februar 2018, 03:12 Uhr

Hetlingens Verteidiger Ishmael Brown (li.) hatte, wie in dieser Szene gegen Jan-Niklas Schulga, defensiv viel zu tun. Foto: KBS-Picture.de

Im ODDSET-Pokal stand noch immer eine Achtelfinalpartie aus. Der Hetlinger MTV aus der Kreisliga 7 empfing den amtierenden Oberliga-Vizemeister TSV Buchholz 08. Das jedoch auf einem Rasen, der sehr eisig und glatt war, weshalb sich die Gäste aus der Nordheide absolut darüber aufregten, dass Schiedsrichter Janik Möller den Platz überhaupt für das Spiel frei gab. Doch auch auf Seiten der Hausherren machte sich der Unparteiische während der Partie nicht gerade beliebt, als er auf insgesamt zwei Strafstöße zugunsten des Oberligisten entschied. Am Ende gewann der Favorit deutlich und zog verdient ins Viertelfinale ein. Aufgrund einer ordentlichen Leistung konnten sich die Kicker des Kreisligisten aber letztlich mit erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb verabschieden.

Der Unparteiische Janik Möller sorgte mit Entscheidungen verschiedenster Art auf beiden Seiten für Unmut. Foto: KBS-Picture.de

Im vierten Anlauf war es nun endlich soweit. Am Dienstagabend trugen der Kreisligist Hetlinger MTV (Staffel 7) und der Oberligist TSV Buchholz 08 die noch ausstehende Achtelfinalpartie aus. Allerdings nicht ohne Aufreger auf beiden Seiten. Schon vor dem Anpfiff ärgerten sich die Gäste aus der Nordheide extrem darüber, dass der vereiste Rasenplatz im Deichstadion von Schiedsrichter Janik Möller überhaupt freigegeben wurde. Nach einer Platzbegehung wies dieser die Verantwortlichen des HMTV an, einige sehr glatte Stellen noch mit Sand zu überschütten, was sofort in die Tat umgesetzt wurde. Das reichte dem Unparteiischen, um etwa 45 Minuten vor Spielbeginn zu entscheiden, dass die Partie angepfiffen werden könne. Sehr zum Unmut von TSV-Coach Thorsten Schneider: „Es wäre für die Gesundheit der Spieler weitaus besser gewesen, wenn die Begegnung auf dem vom Verband ernannten Ausweichplatz in Heidgraben stattgefunden hätte. Denn auf diesem Feld hier hätte man eigentlich nicht spielen dürfen.“

Für die Gastgeber war es völlig okay, die Partie auf ihrem Platz auszutragen und nicht auszuweichen. „Der Rasen ist sicherlich rutschig und eisig gewesen“, musste auch Hetlingens Trainer Marc Zippel nach Abpfiff gestehen. Trotzdem war er der Meinung, dass „ein Kunstrasen, wo Buchholz hätte spielen wollen, noch viel eisiger und rutschiger gewesen wäre. Heidgraben hätte uns auf Verlangen des Verbandes bei sich spielen lassen, aber das hier ist unser Platz. Ich glaube auch Buchholz hätte versucht, auf der eigenen Anlage zu spielen. Wenn die einen drei Klassen höheren Gast, sprich einen Zweitligisten, zu Besuch gehabt hätten, wären sie garantiert auch nicht zum Beispiel nach Wilhelmsburg ausgewichen.“

Zippel: „Zur Halbzeit haben wir gesagt, dass wir nochmal mutig spielen wollen“

Beim Strafstoß zum 1:0 für Buchholz, getreten durch Andreas Metzler, hatte Hetlingens Torwart Lasse Wolff (Foto) keine Chance. Foto: KBS-Picture.de

Dafür ärgerten sich die Hetlinger später vor allem über zwei Szenen, die zu Strafstößen zugunsten des Gegners führten. Den Ersten gab es kurz vor der Pause in der 42. Minute. Bis dahin war die Begegnung eine torlose Nummer, auch wenn der Oberligist das Heft absolut in der Hand hielt. Allerdings fehlte in den Abschlüssen des Favoriten die nötige Konsequenz, was aber auch daran lag, dass die Gastgeber eine gute Defensivarbeit an den Tag legten, indem sie sich immer nah am Gegenspieler befanden. Doch dann kam die besagte Szene. In einem Zweikampf mit dem Buchholzer Niklas Jonas ging Fabian Ecke klar zum Ball. Dabei kam Jonas ins Straucheln und landete auf dem Boden. Der Schiedsrichter wollte zunächst weiterspielen lassen, entschied sich dann aber doch noch um und zeigte auf den Punkt. Zippel tobte: „Das war ein lächerlich geschenkter Elfmeter!“ Andreas Metzler ließ sich jedoch nicht beirren und zimmerte den Strafstoß unhaltbar zum 1:0 für die „08er" in den linken Winkel. Aufgrund der viel höheren Spielanteile und der Anzahl von Offensivaktionen ging die Führung zu diesem Zeitpunkt in Ordnung. Die Hetlinger konnten im Gegensatz dazu während der kompletten ersten Halbzeit nicht einen einzigen Torschuss abfeuern.

Umso erstaunlicher war das, was 77 Sekunden nach Wiederanpfiff passierte. In der ersten Aktion spielten die Gäste erneut nach vorne. Der Angriff wurde jedoch gut von der Hintermannschaft des HMTV abgefangen, wodurch sich ein sauberer Konter für die Hausherren ergab. Ein aus der eigenen Hälfte weit geschlagener Ball landete auf der rechten Seite bei Maximilian Wichern, der seinen Verfolgern davon rannte und schließlich auch den entgegenkommenden Schlussmann Kennet-Julian Wentzien kurz hinter dem Strafraumeck ausspielte. Der Stürmer blieb cool und verwandelte aus 15 Metern ins lange Eck zum Ausgleich. Schneider: „So kann man den Gegner natürlich puschen, wenn man einmal nicht richtig aufpasst.“ Der in diesem Moment glückliche Zippel bestätigte die Aussage seines Gegenübers: „Das hat die Jungs wirklich gepuscht. Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir nochmal mutig und – ich drücke es mal so aus – `Sekt oder Selters´ spielen wollen.“

Schneider: „Für uns ging es heute darum, die nächste Runde zu erreichen“

Mit einer Torvorbereitung und einem Treffer hat Julian Kühn (li.) maßgeblich dazu beigetragen, dass seine "08er" ins Viertelfinale eingezogen sind. Foto: KBS-Picture.de

Doch jede Euphorie des Underdogs wurde schon bald im Keime erstickt. Denn in der 56. Minute ging Buchholz durch ein Traumtor von Tim Baris Schulze erneut in Führung. Nach einem Eckstoß klärte Hetlingens Ishmael Brown zunächst per Kopf die Strafraumsituation. Der Ball flog ins Feld zurück, landete aber zentral vor Schulze, der aus dem Rückraum angerannt kam, nicht lange fackelte und aus 26 Metern abzog. Die Pille rauschte über die Köpfe hinweg an die Unterkante der Latte und von dort ins Netz. Durch dieses 2:1 für die Gäste wurde der alte Abstand wieder hergestellt. Doch das reichte ihnen offenbar nicht. Denn allmählich funktionierte die Offensivabteilung der Schneider-Elf immer besser. So geschah es, dass sie nur fünf Zeigerumdrehungen später die Führung ausbauen konnte. Dieses Mal fühlte sich Jonas dafür zuständig, der nach einer Ecke am höchsten stieg und das Leder zum 3:1 für den TSV in die Maschen schädelte. Der Einzug ins Viertelfinale rückte immer näher, was spätestens in der 75. Minute beschlossene Sache gewesen ein durfte, als die Nordheider einen weiteren Strafstoß zugesprochen bekamen. „Das ist unglaublich! Das ist das zweite Geschenk, das ihnen gegeben wird!“ Hetlingens Zippel war außer sich, da auch dieser Strafstoß zumindest eine Entscheidung war, die durchaus hinterfragt werden konnte. Denn in einem Luftkampf um den Ball sprang Verteidiger Brown höher als Jan-Niklas Schulga. Dabei hatte der Verteidiger augenscheinlich nur das Leder im Sinn, prallte währenddessen aber auch mit dem Rücken seines Gegenspielers zusammen, der daraufhin zu Boden ging. Den gegebenen Elfmeter verwandelte dieses Mal Julian Kühn ganz trocken zum 4:1 für das Auswärtsteam in den rechten Winkel.

Die Zippel-Equipe gab sich allerdings nie auf. Mittlerweile ging es ihnen darum, sich ordentlich aus dem Wettbewerb zu verabschieden und wenigstens noch einen Treffer zu landen. Doch das gelang nur dem Oberligisten. Nach einem Freistoß landete der Ball auf der rechten Seite bei Luca Knobloch, der ein feines Gespür für den richtigen Moment bewies und von der Grundlinie einen sauberen Querpass auf Cedric Fuß spielte. Dabei rollte der Ball an der gegnerischen Abwehr und dem Keeper vorbei, sodass Fuß keinen Probleme hatte, die Pille aus drei Metern unbedrängt einzuschieben. Das 5:1 für die Buchholzer in der 86. Minute war dann auch gleich das Endergebnis eines Spiels, das, trotz der Tatsache, dass viele Tore zu bestaunen waren, ein wenig an Spielfreude vermissen ließ. Vor allem bei den Gästen. TSV-Coach Schneider sagte dazu: „Für uns ging es heute wirklich nur darum, eine Runde weiterzukommen. Es gab heute eine klare Vorgabe: Die Mannschaft sollte bei diesem vereisten Boden nur mit langen Bällen nach vorne operieren. Denn da das Fußballspielen unter diesen Umständen hier nicht möglich war, konnten wir keine spielerischen Akzente einbringen.“ Nun wartet auf seine Jungs im Viertelfinale die TuS Dassendorf. „Dann ist natürlich Dassendorf der klare Favorit. In diesem Jahr wohl noch mehr als im letzten Jahr. Aber Hetlingen hat heute an seine Chance geglaubt. Warum sollten wir dann nicht auch an unsere Chance glauben“, zeigte sich Schneider kämpferisch, was die nächste Aufgabe im Pokal angeht.

Kämpferisch präsentierten sich aber auch die Hetlinger, die sich am Ende zwar deutlich geschlagen geben mussten, aber es dem Gegner über weite Strecken schwer machten. Deshalb gab es von Trainer Zippel für sie dementsprechend nur ein positives Fazit: „Zunächst finde ich, dass Buchholz aufgrund der höheren Spielanteile natürlich verdient gewonnen hat. Gerechtfertigt wäre allerdings ein Vorsprung von zwei Toren gewesen. Denn in so einem Spiel, in dem David gegen Goliath spielt, gibt man solche Elfmeter einfach nicht. Das waren geschenkte Treffer. Trotzdem ist unsere Niederlage verdient und dennoch haben wir uns sehr gut verkauft. Ich bin furchtbar stolz auf meine Jungs. So wie sie ackern, sich reinhängen und präsentieren, ist das wirklich klasse!“

Autor: Mathias Merk