Oberliga

Brückner strahlt bei Blitz und Donner

29. August 2023, 09:32 Uhr

Die Kapitäne im direkten Duell: Felix Niebuhr (li.) gegen Daniel Brückner, der mit einem Tor und einer Vorlage entscheidend zum Sieg beitrug. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntagnachmittag empfing der Niendorfer TSV als Tabellenvierter den Aufsteiger FC Alsterbrüder am Sachsenweg. Wohlbekanntes Terrain für Alsterbrüder-Trainer Jörn Großkopf. Er beendete beim Gastgeber mit dem Aufstieg von der Landes- in die Oberliga in der Saison 2005/06 seine Karriere als Spieler und startete dort im Anschluss seine Trainerkarriere in der Saison 2006/07 zusammen mit seinem aktuellen Co-Trainer Thomas Gleixner. Seit diesem Zeitpunkt halten sich die Niendorfer ununterbrochen in Hamburgs höchster Spielklasse. Wegen der Ergebnisse des aktuellen Spieltages ist es ihnen im heutigen Spiel möglich, mit einem sehr deutlichen Sieg gegen die Alsterbrüder die Tabellenspitze von Dassendorf zu übernehmen. Die Alsterbrüder können mit einem Sieg eine „Top Fünf“-Platzierung erreichen.

Der unheimlich quirlige Ibrahim Bashiru Ali (re.) kommt gegen Alsterbrüder-Keeper Moritz Junge nur einen Schritt zu spät. Foto: Klaas Dierks

War es vor dem Spiel noch trocken, setzt der Regen mit dem Anpfiff von Schiedsrichter Markus Sutera wie auf Kommando ein und nimmt im Verlauf der Partie an Stärke erheblich zu, bis es wie aus Kübeln schüttet. Die Heimmannschaft scheint mit den widrigen Bedingungen auf Naturrasen besser zurecht zu kommen, erweist sich als standfester und profitiert von dem einen oder anderen Ausrutscher der Gäste – im eigentlichen, wie auch im übertragenen Sinn. Denn die Alsterbrüder, die bis dahin als neues Mitglied in Hamburgs Fußball-Oberhaus eine gute Figur gemacht haben, kommen in der ersten Viertelstunde so gar nicht ins Spiel. Die Abstände zum Gegner stimmen nicht und, von Ausnahmen abgesehen, fehlt die Bereitschaft, energisch in die Zweikämpfe zu gehen.

Brückner besorgt die Führung

Die Führung: Mit etwas Glück befördert "Oldie" Daniel Brückner (li.) das Spielgerät mit Hilfe der Unterkante der Latte in die Maschen. Foto: Klaas Dierks

So kommt der NTSV zu ersten Tor-Annäherungen. In der elften Minute ist Alsterbrüder-Torwart Moritz Junge noch knapp vor dem einschussbereiten Ibrahim Ali am Ball und verhindert so den Torerfolg des quirligen Niendorfers, aber nur eine Minute später ist es so weit. Auf dem linken Flügel verliert der Gast im Aufbauspiel den Ball, kann die Flanke in den Strafraum nicht verhindern. Dort lauern Ali und Kapitän Daniel Brückner auf den Ball. Innenverteidiger und Torwart sind sich nicht einig und schon ist der Ball zum „Oldie but Goldie“ Brückner durchgerutscht, der den Fuß aus sechs Metern hinhält und den Ball Richtung leeres Tor bugsiert. Etwas glücklich, weil von der Unterkante der Latte, fällt der Ball zum 1:0 in die Maschen.

Führung verdoppelt: Trocken schließt Ante-Akira Kutschke (Mi.) zum 2:0 für die "Sachsenwegler" ab. Eine frühe Vorentscheidung. Foto: Klaas Dierks

Mittlerweile ist auch Blitz und Donner über der Anlage zu vernehmen, aber der Schiedsrichter lässt noch weiterspielen. Das nutzt der Torschütze vier Minuten nach der Führung für einen schönen Pass von links auf seinen zentral startenden Mitspieler Ante-Akira Kutschke, der den Ball lehrbuchartig aus der Luft pflückt, ihn wie der sprichwörtliche Blitz mitnimmt und in der gleichen Bewegung, flankiert von zwei Verteidigern, selbstbewusst aus 14 Metern mit rechts in den rechten Winkel donnert. Keine Chance für Junge. 2:0.

Spielunterbrechung wegen Gewitter

Das sieht nicht gut aus für den Aufsteiger! In der 16. Minute kann dieser endlich seine erste gefährliche Situation vor des Gegners Tor verbuchen. Aber der Torerfolg bleibt den Gästen versagt. Dafür unterbricht der Unparteiische nun, vielleicht etwas spät, die Partie. Mittlerweile schüttet es wie aus Eimern. Nach etwa einer Viertelstunde hat es sich weitgehend ausgeregnet und die Partie wird fortgesetzt. In der Spielunterbrechung scheint der Blitz und Donner den Alsterbrüdern in die Kabine gefolgt zu sein, denn auf dem Platz bleibt es, wohl im Gegensatz zur Kabine, ruhig. Jedenfalls kommen die Alsterbrüder sehr viel wacher und entschlossener in das Spiel zurück.

Alsterbrüder-Cheftrainer Jörn Großkopf (re.) und Thomas Gleixner kehrten an ihre ehemalige Wirkungsstätte zurück. Foto: Klaas Dierks

Aber jemand wie Ibrahim Ali ist schwer zu stoppen. Sieben Minuten nach Wiederanpfiff geht er gleich an mehreren Alsterbrüdern vorbei, schießt aber drüber. Phillipp Dechow grätscht entschlossen, fair und erfolgreich in so manchem Zweikampf und auch andere Alsterbrüder leisten jetzt besser Widerstand. Niendorf bleibt jedoch vorerst am Drücker. Nach Ecke geht ein Kopfball am langen Pfosten knapp vorbei ins Toraus. Dann hat Emilio Schiano auf Seiten der Alsterbrüder eine Chance. Von rechts kommend, verkürzt ihm Keeper Grubba mit all seiner Erfahrung den Winkel, so dass der Stürmer den Torhüter anschießt. Dann hat Lasse Lahrtz aus ähnlicher Position die Chance zum Anschluss, setzt den Ball aber neben das Tor. Auf der Gegenseite spritz Luca Drude nach Freistoß für Niendorf in den Ball. Der senkt sich gefährlich aufs eigene Tor, Junge boxt den Ball über die Latte.

Junge hält Alsterbrüder im Spiel

Dann ist Halbzeit. Aus der kommen die Alsterbrüder wieder entschlossen, das Spiel noch zu drehen. Tobias Grubba hat etwas dagegen und klärt in der 47. Minute nach Freistoß vom eingewechselten Antonio Pabst am langen Pfosten erst gegen Schiano und dann gegen den Nachschuss von Maximilian Waskow stark. Aber auch Junge zeigt erneut eine gute Partie. Nachdem ein Verteidiger ausrutscht und Ali von links aus 15 Metern freie Bahn hat, hält er erst dessen harten Schuss und dann bärenstark den Nachschuss von Fawaz Kassimou fast vom Elfmeterpunkt in der 55. Minute. Das hätte die Vorentscheidung sein müssen. Sechs Minuten später ist der zur zweiten Halbzeit mit Gian Luca Verago und Antonio Pabst eingewechselte Benjamin Lerida auf dem rechten Flügel auf und davon, doch Grubba ist erneut zur Stelle, kann die Hereingabe in die Mitte verhindern.

Chance vereitelt: Tobias Grubba (li.) pariert stark gegen Emilio Schiano und hält zunächst die Null weiter fest. Foto: Klaas Dierks

Mittlerweile sehen die circa 150 Zuschauer ein Spiel auf Augenhöhe. In der 72. Minute scheitert Ali erneut am gut aufgelegten Junge. Auf der anderen Seite stoßen Waskow und Alaka Wemakor unglücklich im Niendorfer Fünfmeterraum zusammen, bleiben liegen. Während Wemakor nach einer Weile wieder ins Spielgeschehen eingreifen kann, dauert es bei Waskow etwas länger. Fair hilft die Niendorfer Physiotherapeutin mit Verbandsmaterial aus. Überhaupt verläuft das Spiel, auch durch die gute Leitung auf dem Platz, trotz der schwierigen äußeren Bedingungen fair. Nur die Auswechselspieler der Heimmannschaft, die sich hinter dem eigenen Tor warmmachen, können partout nicht dazu bewegt werden, die ausgegangenen Bälle in ihrer unmittelbaren Nähe zu ihrem Torwart zu befördern.

Pabst bringt die Hoffnung zurück

Das schlägt sich dann in der Nachspielzeit nieder. Auch Davidson Tagné, für Jannik Kretschmar gekommen, zeigt eine gute Partie für den Gast. Er arbeitet gut gegen den Ball und leitete den Angriff in der 81. Minute ein, der über Felix Niebuhr und Pabst zum Anschlusstreffer führt. Gegen dessen Flachschuss ins rechte untere Eck ist Grubba machtlos. Die Alsterbrüder machen jetzt hinten auf, geben den Platzherren so den Raum zu kontern. Aber statt ihn zu nutzen, laufen sich die Blau-Weißen entweder fest, oder treffen auf Junge. Die Alsterbrüder schaffen es trotz hohem Einsatz nicht mehr, den Ausgleich zu erzielen und müssen sich unter dem Strich einer über 90 Minuten besseren Truppe knapp geschlagen geben.

Einmal ist Grubba (li.) machtlos. Kurz vor Schluss gelingt Antonio Pabst (Nr. 7) der Anschlusstreffer für die Alsterbrüder. Foto: Klaas Dierks

Die ersten 20 Minuten waren spielentscheidend. Trainer Ali Farhadi spricht denn auch nach dem Spiel von einem „am Ende schwer erkämpften Sieg“, der sie auf den zweiten Platz der Tabelle steigen lässt. Die Alsterbrüder finden sich tabellarisch in guter Gesellschaft von zwei weiteren Aufsteigern. Einen Platz unter ihnen steht punktgleich HR, über ihnen, ebenfalls punktgleich auf Platz acht, der ETSV. Dieses ambitionierte Team wird der nächste Gegner bei den Alsterbrüdern, während der NTSV zum Dassendorf-Bezwinger Türkiye muss.

Klaas Dierks

Fotogalerie