„Yalles“ Weckruf verhallt: Süderelbe von Martens & Co „abgeknallt“

„Raubvögel“ bringen beim 5:0-Erfolg souverän drei Punkte ins Nest

21. Oktober 2017, 00:28 Uhr

Jannick Martens (li., hier mit Teamkollege Carlos Flores) erzielte zwei Treffer und glänzte auch als Vorbereiter. Foto: KBS-Picture

Eine Woche ist es her, dass der SC Condor im Auswärtsspiel beim Hamburger SV III mit 1:2 eine ganz bittere „Last-Minute“-Schlappe einstecken musste. „Die Woche danach war nicht einfach. Es waren harte und intensive Tage im Coaching“, erklärte „Raubvögel“-Dompteur Christian Woike nach dem heutigen Heimkick gegen den FC Süderelbe. Doch die Arbeit des Coaches („Draufhauen bringt nichts. Du musst die Mannschaft aufbauen“) vorm Duell mit den „Kickern vom Kiesbarg“ trug Früchte: Mit 5:0 fegten die Hausherren nach fünf sieglosen Spielen in Serie die Gäste am Berner Heerweg vom künstlichen Grün und hinterließen nicht nur bei deren Trainer Markus Walek („Wir dürfen nicht so zusammenbrechen“) eine ziemlich gedrückte Stimmung.

Wenn es zwei Situationen gab, die den Abend des FC Süderelbe am besten beschreiben könnten, dann gehörte zum einen die Szene Mitte der zweiten Halbzeit dazu. Vedat Düzgüner, der „flinke Flitzer“ im FCS-Dress hatte gerade einen Freistoß in Richtung des Condor-Strafraums geschlagen. Mit überschaubarem Erfolg: Die Kugel segelte, wie man so schön sagt, an Freund und Feind vorbei und brachte nichts ein. Düzgüner ging daraufhin auf dem Kunstrasen in die Knie, hob die Arme und schlug mit den Fäusten zwei, drei Mal auf das künstliche Grün. Moment Nummer zwei ereignete sich ebenfalls im zweiten Durchgang. Nach 55 Minuten. Süderelbe hatte kurz zuvor gerade das 0:2 hinnehmen müssen, als Yalcin Ceylani zu jenem Zeitpunkt des Spiels einen Schuss von Jannick Martens am Pfosten vorbei zur Ecke lenkte. Süderelbes Keeper schien in diesem Augenblick die Wut gepackt zu haben. „Was ist mit euch los? Reißt euch mal zusammen! Oder wollt ihr hier abgeschossen werden?“, platze es schließlich lautstark aus dem Keeper heraus. Es sollte wie ein Weckruf wirken, doch „Yalles“ Worte verhallten ungehört. 

Walek: „Dass wir so einbrechen, ist mega schlecht – das Ergebnis ist peinlich für uns“

Süderelbes Keeper Yalcin Ceylani wurde von seinen Vorderleuten oftmals alleingelassen. Foto: Mathias Merk

„Wenn man 0:5 verliert und es dem Gegner dabei so einfach macht, ist man natürlich enttäuscht“, erklärte Markus Walek nach dem Spiel, doch Süderelbes Übungsleiter wollte nicht alles völlig negativ sehen: „In meinen Augen hatten wir viele Möglichkeiten, um das Spiel zu kippen. Wir hätten den einen oder anderen Ball versenken müssen. Ich glaube aber, wir hätten eine Stunde weiterspielen können und hätten keinen reingemacht. Der Sieg für Condor ist verdient. Dass wir so einbrechen, ist mega schlecht. Nach dem Treffer zum 0:3 hat man gemerkt: Das war der Zusammenbruch der Mannschaft“; konstatierte Walek, dessen Elf schon nach 18 Minuten in Rückstand geriet: Martens flankte den Ball von rechts vors Süderelbe-Tor, wo Michel Blunck zur Führung für seine Farben vollendete. Davor und danach hatte der FCS tatsächlich Chancen: Erst hatte Ian-Prescott Claus nur das Außennetz getroffen (12.), dann scheiterte Tarik Cosgun an Condors Keeper Sascha Kleinschmidt (26.). Danach zischte ein Schuss von Claus am langen Pfosten vorbei (30.). Und Condor? Die Gastgeber hatten mit Cassian Klammers Schlenzer aus der 37. Minute Pech.

Dafür aber setzte der SCC nach dem Seitenwechsel „die Nadelstiche zu den richtigen Zeitpunkten“, wie Markus Walek nach dem Match vor 63 zahlenden Zuschauern neidlos anerkannte. Nadelstich Nummer eins: Bluncks Flanke von rechts, die Gökhan Iscan nach 52 Minuten zum 2:0 nutzte. „Zu Beginn der zweiten Hälfte waren wir nicht gut. Das zweite Tor fällt dann genau im richtigen Moment“, pflichtete auch Condors Coach „Crille“ Woike seinem Trainerkollegen bei, „vorher hatten wir bis zum 1:0 alles im Griff, waren dann nach dem 1:0 15 Minuten nicht mehr so gut und haben Süderelbe durch unsere Schwächephase stark gemacht.“ Letztere war im zweiten Durchgang dann nach Iscans Treffer wie weggeblasen. Martens (55.) und Iscan (54., 58.) hätten schnell Tor Nummer drei nachlegen können, doch das fiel dann, nachdem auf der anderen Seite Düzgüner das Pech hatte, dass Mike Theis ihn im entscheidenden Moment vorm Schuss störte und so den Anschlusstreffer verhinderte (63.): Vier Minuten später war es Martens, der sich nach einem schönen Zuspiel von Özgür Bulut auf in Richtung „Sechzehner“ machte und dort das runde Leder an Ceylani vorbei in den Maschen versenkte (67.).

Woike: „Wir hatten als verunsicherte Mannschaft von Anfang an das Heft des Handelns in der Hand“

Michel Blunck traf zum 1:0 für Condor. Foto: KBS-Picture

Nur weitere sechs Minuten später stand Ceylani wieder unter Beschuss Versuch Nummer eins von Martens wehrte er noch ab, doch im Nachschuss bezwang Bulut dann den Süderelbe-Schlussmann zum 4:0, dem Martens sechs Minuten vor Ultimo noch den fünften Torerfolg des Abends folgen ließ. Zuvor hätte selbst der zuvor eingewechselte Carlos Flores beinahe seinen kurzen Auftritt noch mit einem Treffer gekrönt. „Wir waren in den letzten Wochen nicht gerade vom Glück und vom Erfolg geküsst, von daher fühlt sich der Sieg sehr gut an und die Art und Weise wie der Erfolg und die Tore zustande gekommen sind, ist noch höher anzusiedeln. Ich bin sehr zufrieden und einverstanden mit der Leistung“, bilanzierte SCC-Trainer Woike und erklärte: „Ich freue mich ungemein für die Jungs. Es ist kein Geheimnis, dass wir einen großen Umbruch, schwierige Phasen und zuletzt wenig Spielglück hatten. Trotzdem haben wir als verunsicherte Mannschaft diesmal von Anfang an das Heft des Handelns in der Hand. Der Sieg ist mehr als verdient.“ Ein Extra-Lob gab es für Jannick Martens (zwei Tore, eine Vorlage): „Er hat in dieser Saison große Schwankungen gehabt. Auch wenn ihm nicht alles gelungen ist, hat er in den letzten Wochen eine gute Mentalität gezeigt und war der, der vorweg gegangen ist.“

Ein solcher Spieler fehlte den Gästen am Berner Heerweg. „Wir hatten einige Ausfälle, vielleicht wäre es besser gelaufen, wenn die dabei gewesen wären“, sinnierte Markus Walek. „Es war eine extrem schwache Leistung, die wir abgeliefert haben. Dass müssen wir aufarbeiten und besser machen“, so der FCS-Trainer, der dann in seiner Analyse ins Detail ging: „Man sieht, dass es für die junge Mannschaft schwierig ist, wenn sie in Rückstand gerät. Vorne spielen wir einen sehr guten Ball, aber wenn du die Dinger nicht reinmachst, machst du es dem Gegner einfach. Es war definitiv ein Spiel mit vielen Fehlentscheidungen bei uns. Wenn wir am Ende der ersten Halbzeit kompakter stehen dann können wir das Spiel vielleicht auch für uns entscheiden. So nimmt die Partie aber ihren Lauf. Das Ergebnis ist viel zu hoch und sehr peinlich für uns. Wir haben Defizite, an denen wir arbeiten müssen.“ Als enorm großen Rückschlag oder gar Wende zum Schlechten nachdem seine Mannen bislang über dem Soll performten, sah Walek die Pleite der Fischbeker in Farmsen aber nicht: „Wir haben von vornherein gesagt, dass wir nicht nach oben schielen, sondern jeder Punkt, den wir holen einer gegen den Abstieg ist. Das ist immer noch meine Meinung. Wir haben eine gute Ausgangsposition, auch wenn es für uns nicht einfach wird, weil auch andere Mannschaften punkten werden.“

Jan Knötzsch

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