„Wir haben uns um unsere Stärken beraubt!“

Buchholz nimmt dankend drei Punkte an

03. Mai 2017, 23:27 Uhr

Der Buchholzer Jonas Fritz (rotes Trikot) eroberte gegen Len Aike Strömer (18) den Ball und lies ihn einfach stehen. Foto: Mathias Merk

Vor der Partie verabschiedete der TSV Buchholz 08 seinen langjährigen Abwehrspieler Philipp Greve. Deshalb sollte es ein ordentliches Abschiedsgeschenk geben. Nämlich: Ein Sieg über Vicky! Dass dieser Wunsch am Ende sogar erhört wurde, lag vor allem daran, dass Victoria größte Chancen nicht verwerten konnte und stattdessen zwei Tore kassierte. Dabei waren die Gäste auch aus Sicht von 08-Coach Thorsten Schneider „spielerisch das klar bessere Team“. Doch die Gründe für die Niederlage der Hoheluft-Kicker lagen für Aushilfstrainer Hamid Derakhshan auf der Hand: „Wir setzten unsere Stürmer nicht richtig in Szene, haben in der zweiten Hälfte zu wenig über die Außen gemacht und kamen gegen einen sehr kompakten Gegner nicht wirklich an.

Kurz vor dem Anpfiff wurde Philipp Greve (Nr. 32) vom TSV Buchholz 08 verabschiedet. Foto: Mathias Merk

Wäre nach 30 Sekunden der größte Hochkaräter durch Furkan Aydin im Kasten gelandet, hätte das Spiel durchaus einen anderen Verlauf nehmen können. Doch der Buchholzer Schlussmann Philipp Wilke war vom ersten Moment an wach, sodass er den Schuss des Vicky-Stürmers mit einer herrlichen Glanzparade vereitelte. Dabei stand Aydin zwölf Meter vor dem Gehäuse völlig frei, nachdem Sepehr Nikroo ihm den Ball über die Abwehrreihe in den Lauf köpfte. Gewaltig und gezielt schloss der Angreifer ab, doch die Reaktion des Torstehers war noch fulminanter! Deshalb blieb es dann erstmal torlos in einer Partie, in der die Gäste von der Hoheluft eindeutig die reifere Spielanlage besaßen. „Gerade in der ersten Halbzeit waren wir von den Gegenspielern einfach zu weit weg und viel zu passiv. Victoria hat das hingegen mit ihren Stürmern besser gemacht. Da liefen in der Offensive schnelle Pässe, wo wir überhaupt nicht hinterher kamen. Das hat Vicky spielerisch einfach besser umgesetzt“, befand auch Schneider.

So kam es, dass sich die Gäste eine weitere Großchance erspielten. Doch Len-Aike Strömer traf nur den linken Pfosten und der stramme Nachschuss aus 38 Metern von Marco Schroeder rauschte wie ein Strahl wenige Zentimeter über die Querlatte hinweg (19.). „Wenn wir in Führung gegangen wären, hätte Buchholz weiter aufmachen müssen, aber so standen sie das ganze Spiel über sehr kompakt. Das haben sie echt gut gemacht“, resümierte Victorias Aushilfstrainer Hamid Derakhshan, der sonst eigentlich die A-Jugend des Vereins trainiert und bereits zum zweiten Mal als Coach der Liga-Mannschaft aushalf. Auf der Suche nach einer klaren Idee, hinter die gut stehende Abwehrkette der Nordheider zu gelangen, blieb sein Team jedoch erfolglos, was auch der Grund dafür war, dass die erste Hälfte ohne einen Treffer zu Ende ging. Denn wenn in den ersten 45 Minuten mal in einem Strafraum Gefahr aufkam, dann in dem der Hausherren, da, wie es Schneider bereits richtig erkannte, die TSV-Defensive arge Schwierigkeiten hatte, die schnelle Offensive um Nick Scharkowski, Aydin und Strömer in den Griff zu bekommen.

Schneider: „Nach der Halbzeit haben wir es im Gesamten besser gemacht"

Die Hausherren liefen Vicky oftmals hinterhier, gewannen aber am Ende dann doch noch. Foto: Mathias Merk

„Genau das - näher am Gegner stehen, um ihn nicht davonlaufen zu lassen - haben wir dann in der Halbzeitpause angesprochen und nach Wiederanpfiff im Gesamten auch besser gemacht“, so Schneider. Aber nicht nur die Zuteilung des TSV klappte im zweiten Durchgang besser, auch der Zug nach vorne war fortan viel ausgeprägter als zuvor, was unter anderem auch mit der Einwechslung von Leif Wilke zu tun hatte, der nach der Pause für Jakob Nordlohne auf das Feld kam. Immer wieder sorgte Wilke mit frischem Wind für schnelle Vorstöße, belebte dadurch das Spiel seines Teams und belohnte sich dann sogar noch selbst mit einem Assist zum 1:0, als er sich an der linken Torauslinie die Kugel ergatterte, weil er stark nachsetzte - während die Gäste davon ausgingen, dass das Leder bereits hinter der Torauslinie war. Doch der Buchholzer behielt den besseren Überblick und brachte den Ball nach innen. Die Kugel flog drei Meter vor dem Tor durch den Strafraum, keiner der umherstehenden Victorianer machte wirkliche Anstalten, eingreifen zu wollen, sodass am zweiten Pfosten der heraneilende Dominik Fornfeist die Kugel völlig freistehend aus kürzester Distanz zur Führung einschob (66.)! Auch wenn der SC Victoria bis dahin vor allem im Mittelfeld seine Klasse im Spielaufbau zeigte, so war es aber dennoch zu erahnen, dass die 08er die Gelegenheit bekommen würden, den ersten Treffer zu markieren. Denn die Schneider-Elf kam frischer aus der Kabine und wurde von Minute zu Minute stärker.

Derakhshan: „Wir hätten mehr über die Flügel kommen müssen"

Hasan Karaca (links) und Torben Wacker (rechts) konnten Jakob Schulz teilweise nur zuschauen, wie er den Ball für sich unter Kontrolle brachte. Foto: Mathias Merk

Derakhshan: „An der Stelle, wo sich der Gegner fallen ließ, hätten wir mehr über die Flügel kommen müssen, was wir leider nicht gemacht haben. Vor allem, als Marius Ebbers dann in den letzten gut 25 Minuten als Mittelstürmer vorne drin stand, hätten wir es so umsetzen müssen. Da das aber nicht geschehen ist, haben wir uns eigentlich selbst um unsere Stärke beraubt.“ Die Blau-Gelben gingen nun mehr ins Risiko, um eventuell noch etwas Zählbares mitnehmen zu können. Und beinahe wäre Aydin kurz nach dem Gegentor bereits die passende Antwort und der damit verbundene Ausgleich gelungen, allerdings wurde sein Schuss aus zwölf Metern von einem Abwehrbein geblockt, weshalb es schließlich nicht im Gehäuse von Fänger Wilke klingelte. Stattdessen nutzten die Nordheider immer mehr die mittlerweile entandenen freien Räume, was in der 84. Minute zur Entscheidung führte, als ein Eckstoß aus einem der mittlerweile zahlreichen Konter resultierte. Standard-Spezialist Arne Gillich führte von rechts aus und servierte das Leder punktgenau auf den Kopf von Jan-Niklas Schulga, der am ersten Pfosten empor stieg und die Kugel ins lange Eck köpfte - 2:0.

„Game over“ für die Gäste, auch wenn Marcel Rodrigues mit der letzten Aktion nochmal einen direkten Freistoß unter die Latte in die Maschen hätte setzen können, wäre da nicht TSV-Keeper Wilke gewesen, der nicht nur die erste, sondern auch die letzte Gelegenheit der Victorianer mit einer Glanzparade zunichte machte. Somit heimste der TSV Buchholz drei weitere Punkte ein und festigte den dritten Tabellenplatz. Und das, obwohl der Mannschaft nach dem großen Umbruch vor der Saison von vielen Experten eine schwierige Saison vorausgesagt wurde. „Für diese Einschätzung aus dem letzten Sommer stehen wir jetzt doch sehr gut da“, strahlte Schneider, der mit seiner Truppe das Ziel hatte, die Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz zu beenden. Zumindest dahinter wird man in der Nordheide bereits einen Haken setzen können.

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Autor: Mathias Merk