Vor 500 Zuschauern gibt es für Berne keinen BLUMentopf zu gewinnen!

Meiendorf-Bomber meldet sich mit Viererpack und einer Kampfansage zurück

10. September 2017, 19:45 Uhr

Der Meiendorfer SV feiert den Derbysieg über den TuS Berne und seinen Vierfach-Schützen Andrej Blum, der den 4:0-Erfolg fast im Alleingang klarmachte.

Gemeinsam mit seinen Co-Trainern Tobias Sävke und Serhat Akkaya stand Meiendorf-Coach Baris Saglam in der Mitte des Platzes, als die Spieler des MSV nach und nach von dannen schritten, ehe Saglam mit ernster Miene seinen Angreifer Andrej Blum zu sich rief. Der Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen. Was würde sich Blum anhören müssen? Eine Standpauke? Ein paar ernste Worte? „Ich habe ihn nur beglückwünscht“, klärte Saglam wenige Augenblicke später auf. Aber wozu? „Zu seinem Spiel und natürlich zu seinen vier Toren!“ Der Torschützenkönig der Vorsaison war mit seinem Viererpack nämlich ganz allein dafür verantwortlich, dass es für den gestürzten Tabellenführer aus Berne keinen BLUMentopf zu gewinnen gab!

„Schon häufiger“, entgegnete ein selbstbewusster Andrej Blum auf die Frage, ob ihm schon einmal vier Tore in einem Spiel gelungen sind. Das letzte Mal, dass das der Fall war, ist noch gar nicht allzu lange her: Am 25. März erzielte Blum beim 7:1-Kantersieg gegen den SC Schwarzenbek die ersten vier Treffer für sein Team. Nun ließ er den nächsten „Viererpack“ folgen – und das, obwohl er nach einer längeren Knieverletzung erst so langsam Betriebstemperatur erreicht. In der Vorwoche wurde der 23-Jährige nach einer guten Stunde gegen Elazig Spor eingewechselt und steuerte gleich mal eine Bude zum 5:0-Erfolg bei. Nun ließ er es im Gastspiel beim TuS Berne so richtig krachen und brachte den Primus vor einer beeindruckenden Kulisse von fast 500 Zuschauern (!) fast im Alleingang zu Fall! „Eigentlich war es nicht geplant, dass er durchspielt. Aber es wäre auch von unserer Seite aus fahrlässig gewesen, wenn er so einen Lauf hat und wir ihn runtergenommen hätten“, verriet Saglam hinterher.

Ärger um verspäteten Anpfiff: "Erste Halbzeit haben wir als Aufwärmphase genutzt"

Matteo Evers (li.) - hier gegen Lucas Hallmann - war fast über die gesamten 90 Minuten komplett abgemeldet.

Die ersten 45 Minuten hatten auf beiden Seiten noch nichts Zählbares zu bieten. „Wir haben nicht vernünftig ins Spiel gefunden und waren etwas zu schläfrig“, befand Saglam, der seine Schützlinge aber auch in Schutz nahm, „da wir keine vernünftige Vorbereitungsphase vor dem Spiel hatten.“ Der Grund dafür: Das Hansa-Topspiel musste mit Verspätung angepfiffen werden, da der strikte Zeitplan im „Berner Beu“ doch arg durcheinander geriet. Kein Wunder, da das Spiel der Berner Zweitvertretung, die auf den Rahlstedter SC II traf, für 13:15 Uhr angesetzt war, sodass eigentlich schon im Vorfeld allen hätte klar sein müssen, dass eine Anstoßzeit von 15 Uhr für das Landesliga-Derby sehr knapp berechnet ist – zumal die Kreisliga-Partie schon verspätet begann. Also machten sich die Meiendorfer auf einer kleinen und schmalen Grünfläche neben dem Platz warm. „Wir mussten den Acker hier nutzen, sodass wir keine Spielformen, Torschüsse und so weiter trainieren konnten. Deshalb mussten wir die Schwerpunkte im athletischen Bereich setzen und jeder Fußballer weiß, dass der Ball das Werkzeug ist und alle sich gerne damit aufwärmen möchten. Davon mussten wir leider abweichen“, so Saglam, der dann anfügte: „Wir haben die erste Halbzeit als Aufwärmphase genutzt und in der zweiten Halbzeit unsere wahren Qualitäten abgerufen.“

Blum trifft aus allen Lagen und will Meiendorf mit 30 Toren ins Oberhaus schießen

Insbesondere Andrej Blum! Der wiedergenesene Goalgetter zeigte seine unfassbare Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor – und das gleich viermal binnen 23 Minuten. Das wichtige 1:0 markierte Blum nach einer Stafette über Marcin Hercog und Michael Sara, der den Ball mit dem ersten Kontakt über die Kette chippte, woraufhin Blum seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung abschüttelte und aus halblinker Position flach ins lange Eck einschoss (60.)! Der Bann war gebrochen, genauso wie die Gegenwehr der Hausherren, die das Spiel in der ersten Halbzeit noch offen gestalten konnten. Die Mannen von der B75 erspielten sich nun Torchancen im Minutentakt – und erhöhten dann auch folgerichtig auf 2:0: Max Rosseburg mit Tempo, Hercog mit dem Traumpass – und Blum umkurvte TuS-Fänger Luca Latendorf auf links und schob aus nahezu unmöglichem Winkel ein (71.)! Den lupenreinen Hattrick Blums leitete der früh für den verletzt ausgewechselten Furkan Pinarlik, der mit kaputter Schulter sogar ins Krankenhaus musste, hinein gekommene Lawrence Schön ein. Dann bediente Martin Fedai den nun nicht mehr zu stoppenden Blum, der das Spielgerät rechts im Strafraum noch einmal auftropfen ließ und dann neben den linken Pfosten jagte (75.)! Doch im Falle von Andrej Blum sind nicht etwas aller guten Dinge drei, sondern vier. Über Fedai und Joker Leonel Varela Monteiro kam das Runde von links zum Stürmer, der es daraufhin locker-leicht ins Eckige beförderte (83.)!

„In der letzten Saison habe ich 25 Tore gemacht. Vor dieser Saison habe ich mir eigentlich vorgenommen, 30 zu schießen“, erklärte der Vierfach-Schütze hinterher ganz selbstbewusst. „Allerdings habe ich die ersten fünf Spiele gefehlt. Es wird schwierig, aber ich versuche trotzdem die 30 zu knacken!“ Eine ambitionierte Zielsetzung, die dann mit der Oberliga-Rückkehr gekrönt werden soll – zumindest wenn es nach Andrej Blum geht. „Auf jeden Fall der Aufstieg – das ist mein ganz klares Ziel. Wir haben lang genug in der Landesliga gegurkt!“ Der Trainer reagierte auf die Aussage nur mit einem Schmunzeln und würde es „dankbar entgegennehmen“, wenn ihn sein Stürmer zurück ins Oberhaus schießt. Noch ist es aber ein langer Weg für den MSV – auch wenn Saglam am Auftreten seiner Mannen in der zweiten Halbzeit „nichts zu bemängeln“ hatte. In dieser Form wird es schwer, Meiendorf aufzuhalten. Doch der Trainer warnt bereits: „Wenn wir nächste Woche in der ersten Halbzeit gegen Bergstedt daran anknüpfen, wo wir heute in der zweiten Halbzeit aufgehört haben, dann können wir nochmal darüber reden, ob wir jetzt unseren Rhythmus gefunden haben. Aber mit dem Sieg in Lohbrügge sind wir in einen Lauf gekommen und spielen uns jetzt warm.“

"Für mich ist das oberligareif, wie Meiendorf hier aufgetreten ist"

Die Meiendorfer feiern den vierten Treffer - während die "Berner Boys" gefrustet am Boden sitzen.

Viel Lob gab es auch vom Gegner aus Berne: „Kompliment an Meiendorf – die haben stark gespielt. Die gehören nach oben und werden eine ganz gewichtige Rolle spielen. Das war das Beste, was wir bisher hier zu Hause hatten. Für mich ist das schon oberligareif, wie die hier aufgetreten sind“, sang TuS-Trainer Frank Neben eine wahre Lobeshymne auf den Nachbarn. Der eigene Höhenflug ist zunächst einmal unterbrochen. Nun gilt es, die richtigen Erkenntnisse zu sammeln, wie Neben meint. „Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Wenn du keinen Doppelpass spielen kannst, ist das für mich immer schon ein Indikator, dass irgendwas nicht stimmt. Wir haben überhaupt keinen Zugriff bekommen, hatten zu viele Ballverluste und haben auch die zweiten Bälle überhaupt nicht zu fassen bekommen. Heute mussten wir ein bisschen Lehrgeld zahlen“, bilanzierte Neben, für den auch die fehlende Erfahrung ein ausschlaggebender Grund für die deutliche Niederlage war. „Heute haben wir nichts auf die Tafel gebracht. Ich habe nicht die Vereinsbrille auf, um etwas schönzureden, was nicht schön war. Daraus müssen wir die richtigen Erkenntnisse ziehen. Und wenn man vernünftig damit umgehen kann, dann wird man auch nicht zu doll fallen. Meiendorf ist halt eine Hausnummer.“ Vor allem Andrej Blum war an jenem Nachmittag in einer anderen Liga unterwegs. „Ich bin von mir selbst überzeugt und weiß, was ich kann. Der Trainer hat mir das Vertrauen geschenkt und ich habe es zurückgezahlt.“


Autor: Dennis Kormanjos