Oberliga

Trotz sportlicher Misere und „Roter Laterne“ – Rugenbergen schenkt Hachmann das Vertrauen!

04. Dezember 2023, 16:27 Uhr

Trotz der sportlichen Talfahrt und der "Roten Laterne" in der Oberliga hat der SV Rugenbergen seinem Trainer Nils Hachmann das Vertrauen ausgesprochen. Foto: noveski.com

Eine Saison wie die vergangene wollte man beim SV Rugenbergen mit aller Macht vermeiden und möglichst „ohne Abstiegssorgen auskommen“, wie Nils Hachmann die Zielsetzung vor der laufenden Spielzeit formulierte. Die Erkenntnis nach 19 absolvierten Partien: Die Bönningstedter stehen abermals mit dem Rücken zur Wand – und wie! Mit gerade einmal neun „Pünktchen“ auf der Habenseite hat der SVR die „Rote Laterne“ der Oberliga inne. Zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison waren es immerhin schon 16 Zähler. Die Lage ist gespannt und sportlich äußerst prekär. Umso erstaunlicher und bemerkenswerter, dass der Verein ein klares Treuebekenntnis in Richtung seines Trainerteams gesendet hat!

Offiziell verlängert habe man mit Nils Hachmann und seinem „Staff“ zwar noch nicht, „aber wir haben der Mannschaft mitgeteilt, dass wir an den Trainern festhalten und über den Sommer hinaus mit ihnen planen“, teilt uns Liga-Manager David Fock auf Nachfrage mit. Weiter erklärt er: „Der Vorstand und ich habe in den letzten Wochen viele Gespräche mit den Trainern und den Spielern geführt. Immer wieder haben wir von der Mannschaft die Rückmeldung bekommen, dass sie gerne zum Training kommen, weil der Trainingsinhalt gut und abwechslungsreich ist. Das sieht man auch an der Trainingsbeteiligung, die trotz der Tabellensituation und des Wetters sehr hoch ist.“

Natürlich, macht Fock auch keinen Hehl daraus, seien „die Ergebnisse nicht so, wie wir sie uns erhofft haben, aber wenn ein Spieler aus einem Meter Entfernung über das Tor schießt, dann fällt es mir sehr schwer, den Trainer dafür verantwortlich zu machen. Wir haben uns bewusst für das Trainerteam entschieden, um mittel- bis langfristig was aufzubauen. Daran halten wir fest, weil wir davon überzeugt sind, dass es richtig ist.“

"Wenn wir das nicht gewinnen, müssen wir irgendwas ändern"

Eigentlich habe er nach der Niederlage im Derby gegen HR (2:3) mit seinem Aus gerechnet, gesteht Hachmann (2. v. li., stehend) - aber der Verein steht voll hinter seinem Chefcoach. Foto: noveski.com

Ein klares Bekenntnis und ein Vertrauensbeweis für Hachmann, der selbst schon um ein Haar die Reißleine gezogen hätte, wie er uns gegenüber gesteht. Denn: In der Woche vor dem Derby gegen HR, was mal wieder unglücklich verloren ging (2:3), habe er intern angekündigt: „Wenn wir das nicht gewinnen, müssen wir irgendwas ändern.“ Oder anders gesagt: Hachmann kokettierte mit einem Rücktritt. Doch der Chefcoach erhielt Rückendeckung aus dem Verein und auch von der Mannschaft. „Es war so, dass in der Woche davor, nach dem Spiel und auch in der Woche danach die Spieler gesagt haben, dass sie das mit uns durchziehen wollen und die Verantwortung nicht bei uns liegt.“ Tenor: Training, Ansprachen und Gegneranalysen seien gut, aber die vielen individuellen Fehler brachen den Bönningstedtern Woche für Woche das Genick.

„Wir haben sieben Spiele mit einem Tor Unterschied verloren, die wir definitiv nicht verlieren brauchen. Da waren einige Partien dabei, die wir von den Spielanteilen und klaren Chancen vorher klar für uns entscheiden müssen.“ Die unzähligen „blöden Gegentore“ und nicht gut verteidigten Standards machten dem SVR aber oft einen Strich durch die Rechnung. „Die handelnden Personen haben das genauso gesehen. Aber irgendwann gehen einem als Trainer die Argumente aus“, weiß Hachmann um die Mechanismen in diesem Geschäft. „Was wir erkannt und vielleicht auch ein bisschen unterschätzt haben, dass wir aus unserer Vierer- beziehungsweise Fünferkette mit Leon Neumann (Niendorfer TSV, Anm. d. Red.), Henry Koeberer (Eimsbütteler TV), Denis Urdin (Kreuzbandriss) und Sven Worthmann (Karriereende) vier Spieler ersetzen mussten. Das haben wir nicht hingekriegt. Wir kriegen einfach zu viele Gegentore und konnten das nicht auffangen. Hinzu kommt, dass wir uns eigentlich viele Torchancen herausspielen, aber nicht nutzen.“

"Bleiben ligaunabhängig dabei"

Von Max Düwel (Mi.), der nach seinem Wechsel zum SV Todesfelde erst im Spät-Sommer zu den Bönningstedtern kam, hat sich der Verein wieder getrennt. Foto: noveski.com

In der vergangenen Woche kam es noch einmal zu offenen Gesprächen zwischen dem Verein und dem Trainerteam. Auch die Mannschaft wurde mit ins Boot geholt. „Und es wurde ganz klar betitelt, dass wir ligaunabhängig dabei bleiben und nächste Saison auch den Neustart mitgestalten, wenn es runtergehen sollte“, verrät Hachmann, für den damit auch der Druck weg sei, „jede Woche die Angst haben zu müssen und in der Bredouille zu sein, dass wir unseren Job verlieren könnten oder eben auch zurücktreten müssten“. Denn fest steht nun: „Mannschaft und Trainer bleiben zusammen. Wir versuchen gemeinsam, gewisse Dinge punktuell zu verändern.“

Und die Saison ist längst noch nicht abgehakt – wenngleich der sportliche Druck immer größer wird, punkten zu müssen. „Die Situation ist nicht anders als im letzten Jahr. Da haben wir das noch hingekriegt. Darauf vertrauen wir jetzt. Wir werden viele Gespräche führen und die Situation aufarbeiten“, kündigt Hachmann an. Denn sein persönliches Ziel ist nach wie vor ganz klar definiert: „Dass wir auf jeden Fall in der Klasse bleiben! Wenn uns das gelingen sollte, wollen wir nächstes Jahr nicht wieder in diese Situation kommen. Das war auch dieses Jahr nicht der Plan. Wir sind eigentlich auch fest davon überzeugt, dass unser Kader von der Qualität besser und auch breiter aufgestellt ist als letztes Jahr“, betont Hachmann, dass es „nicht an den Charakteren liegt, sondern wir kriegen es als Mannschaft nicht gut verteidigt. Vielleicht auch, weil wir viel durchtauschen mussten und noch kein festes Konstrukt gefunden haben, was in der Oberliga stabil verteidigt und auch Spiele gewinnt“, mutmaßt er.

Genau das wird und muss nun das Ziel sein, dieses Konstrukt zu finden. Ansonsten werden im Sportzentrum Bönningstedt – nach einem Herzschlagfinale in der Vorsaison – die Oberliga-Lichter nach etlichen Jahren in der höchsten Hamburger Spielklasse vorerst ausgehen. Nicht mehr dabei helfen wird Max Düwel. Verein und Spieler gehen vorzeitig getrennte Wege...

Autor: Dennis Kormanjos