Toumi: „Ich war von dem Angebot selbst überrascht“

HTB-Coach spricht über Wechsel in den St. Pauli-Nachwuchs

03. August 2017, 12:30 Uhr

Vom HTB ans Millerntor: Trainer Nabil Toumi. Archivfoto: noveski.com

Am zurückliegenden Wochenende im Auswärtsspiel gegen den USC Paloma saß Nabil Toumi bei der Rückkehr des Harburger TB in die Landesliga noch auf der Trainerbank. Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehört. Bereits seit der Woche vor dem Start in die neue Spielzeit steht fest: Der 35-Jährige wird in den Nachwuchs des Zweitligisten FC St. Pauli wechseln. Seine Nachfolge tritt Steffen Prielipp an. Mit den FussiFreunden hat Toumi über seinen Wechsel, seinen Nachfolger und die Tatsache, warum er vorerst weiterhin auf dem HTB-Trainerstuhl Platz nahm, gesprochen.

Ob Nabil Toumi viel mit John Lennon am Hut hat, ist nicht bekannt. Allerdings passt ein Satz, den der Ex-Sänger der „Beatles“ irgendwann mal als Zeile in einem seiner Songs formulierte, bestens zu dem, was dem Trainer des Harburger TB in der Sommerpause widerfahren ist. „Life is what happens while you are busy making other plans“ lautet der Ausspruch Lennons, zu deutsch: „Das Leben ist, was passiert, während du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen.“

Stilz: „Uns war Nabils kontinuierliche, unaufgeregte und kompetente Arbeit bekannt“

„Wir waren uns klar: Wir möchten den Typen und den Trainer Nabil in unseren Reihen haben“, sagt Roger Stilz, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim FC St. Pauli. Foto: KBS-Picture

Der Plan von Nabil Toumi war klar: Nach dem Aufstieg aus der Bezikrlsiga Süd in die Landesliga Hammonia wollte er mit seiner Mannschaft in der neuen Spielklasse auf die Jagd nach Toren und Punkten gehen und am Ende im Idealfall nicht direkt wieder absteigen. Doch dem kam das Leben dazwischen. Genauer gesagt: Ein Anruf mit unbekannter Rufnummer. „Ich saß im Büro und das Telefon hat geklingelt. Die Nummer kannte ich nicht, aber ich habe das Gespräch trotzdem angenommen. So begann das Ganze“, blickt Toumi zurück. Glück gehabt, denn am anderen Ende meldete sich Roger Stilz, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des FC St. Pauli. Und der formulierte letztlich ein Angebot: Toumi solle einen Posten im Jugenbereich der Kiezkicker erhalten.

„Nabil war auf unserer Trainerliste. Uns war seine kontinuierliche, unaufgeregte und kompetente Arbeit bekannt“, erklärt Stilz gegenüber den FussiFreunden. Dass ein Proficlub auf einen Trainer aus der Landesliga kommt, klingt zunächst ungewöhnlich, hat aber einen Hintergrund, wenn man Toumis Trainerkarriere kennt: Der 35-Jährige ist zwar seit der Saison 2013/2014 im Herrenbereich tätig, war zuvor aber auch lange Zeit Coach im HTB-Nachwuchs und DFB-Stützpunktrainer. „Zudem kenne ich mit Malte Schlichtkrull (Coach von St. Paulis U16, Anm. d. Red.) und Michel Welke (Trainer St, Pauli U 13, Anm. d. Red.) Trainer aus St Paulis Nachwuchs“, so Toumi. Nun zählt auch er zum Kreis der Mitarbeiter im Nachwuchsleistungszentrum: An der Seite von Ex-Profi Timo Schultz fungiert Toumi als Co-Trainer der U17 und hat die ersten Einheiten bereits hinter sich – parallel zu seiner Arbeit beim HTB. Denn die wollte Toumi nicht vorschnell aufgeben.

Toumi: „Ich habe keine Probleme in Zukunft einzuspringen, wenn es nötig ist“

Tritt die Nachfolge von Toumi an: Steffen Prielipp. Archivfoto: noveski.com

Nach dem Telefonat mit Stilz gab es ein erstes Treffen zum Kennenlernen. „Bei diesem Treffen und in den darauf folgenden Gesprächen war Nabil sehr überzeugend. Wir waren uns klar: Wir möchten den Typen und den Trainer Nabil in unseren Reihen haben“, berichtet Stilz. „Ich musste erstmal eine Nacht drüber schlafen und mir klar werden: Was willst du? Was ist möglich?“, verdeutlicht Toumi, denn: „Ich hatte ja beim HTB schon für die neue Saison zugesagt und stand im Wort. Für mich war klar: Ein Wechsel geht nur dann über die Bühne, wenn der Verein mitspielt. Und: Ich gehe erst dann, wenn die Nachfolge geklärt ist. Es fiel mir schwer, ich wollte die Jungs nicht im regen stehen lassen.“ 


Toumi suchte also das Gespräch mit Ligamanager Robert Waliczek und als der signalisierte, „dass er mich zu dieser Chance nur beglückwünschen könne“, war schnell klar: Der HTB macht mit, gibt Toumi frei und sucht nach einem Nachfolger. „Wir sind froh, dass es so gekommen ist. Im Wissen um Nabils Wichtigkeit für den HTB waren wir immer für einen möglichst weichen Übergang. Unser Dank geht an dieser Stelle auch an den HTB“, sagt Roger Stilz aus St. Pauli-Sicht.

Mit Steffen Prielipp hat man an der Jahnhöhe einen Nachfolger gefunden, der „als Lösung optimal ist. Er kennt viele Spieler aus dem 1998er-Jahrgang, die jetzt im Ligakader stehen“, konstatiert Toumi, „fußballerisch sind wir dicht beieinander. Vom Fachlichen braucht sich keiner Sorgen zu machen, es ist top, was Steffen drauf hat“, befindet Toumi. Weil Prielipp zuletzt im Urlaub war, saß Toumi erst einmal weiterhin auf der Bank. Inzwischen ist der „Neue“ zurück in Hamburg. „Steffen hat in dieser Woche die Einheiten geleitet. Ich stehe selbst kurz vorm Urlaub. So wie es aussieht, könnte das Spiel gegen Paloma mein letztes gewesen sein“, verrät Toumi und bekundet: „Ich habe aber keine Probleme in Zukunft einzuspringen, wenn es nötig ist.“

Jan Knötzsch