„Tor-Tauben“ vor der Pause im idealen Flugmodus
Paloma sorgt beim 6:1 für Eidelstedter Absturz
Sowohl Denny Schiemann (li.) als auch Lion Mandelkau waren gegen Eidelstedt für den USC erfolgreich. Archivfoto: noveski.com
Denn: Schon lange vor seinem Trainer hatte auch Max Krause erkannt, dass es so eigentlich nicht weitergehen konnte. „Zehn Meter vor dem Tor darf man auch gerne schonmal schießen...“, rief der Innenverteidiger der Hausherren aus seiner zentralen Position in der eigenen Hälfte seinem Mitspieler Tom Bein zu, der in dieser 70. Minute soeben am anderen Strafraum einen Moment zu lange gezögert und dadurch die Chance auf einen Treffer leichtfertig vergeben hatte. Nun tat es dem späteren Sieg der „Brucknerstraßen-Boys“ keinen Abbruch mehr, dass das, was Bein in diesem Augenblick getan hatte, kein Hand und Fuß hatte – und doch: Krauses Ansage an seinen Mitspieler unterstrich genau das, was Steffen Harms nach der Begegnung ansprach.
Harms: „So richtig voll zufrieden sind wir nur mit dem Ergebnis“
„Es ärgert mich, dass wir es in der zweiten Halbzeit nicht hingekriegt haben, im Tempo zu bleiben“, sagte der USC-Trainer. Er traf damit den berühmten sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Denn wo der die torhungrigen „Tauben“ in den ersten 45 Minuten nahezu im idealen Flugmodus agierten, ließen sie nach Wiederbeginn nach. Sowohl was das Tempo anging, als auch in Bezug auf das Toreschießen. Und so durfte Reimund Hiebel, beim Widerpart SV Eidelstedt als Teammanager tätig und diesmal Vertreter des fehlenden Coches „Jogi“ Meyer, nach dem Match mit Fug und Recht behaupten: „Mit der Leistung, die wir in der zweiten Halbzeit geboten haben, bin ich eigentlich zufrieden. Wir standen hinten durch die Wechsel die wir in der Pause vorgenommen haben, besser.“ Richtig. Genau so treffend aber war die Analyse, die Hiebel für die erste Hälfte parat hatte: „Nach hinten haben wir da schlecht verteidigt. Daher bin ich natürlich sehr unzufrieden mit dem Endergebnis.“ Ein wenig aber schränkte er das Ganze noch ein: „Ich will von unserer jungen Mannschaft aber auch nicht zu viel erwarten. Wir hatten vor der Saison 13 Abgänge und haben zwölf Neue dazubekommen, von denen acht aus der A-Jugend kommen. Wir arbeiten daran, uns zu entwickeln. Aber diesmal sind wir natürlich auch auf einen sehr guten Gegner gestoßen, der für mich der Favorit in der Hammonia-Staffel ist.“
Der von Hiebel auserkorene Favorit aber schaute zunächst einmal nicht schlecht. Es lief die achte Minute des Spiels, als Ferhat Yildirim von rechts in den USC-Strafraum flankte und am zweiten Pfosten Brandel Crentsil lauerte. Der stieg hoch, erwischte das Leder per Kopf und Paloma-Schlussmann Sebastian Voß war bezwungen – 1:0 für die Gäste. Eine Überraschung. Die aber hatte nicht allzu lange Bestand. Nur acht Minuten später schickte sich Denny Schiemann an, einen Angriff zum 1:1 abschließen, wurde dann aber von Tobias Peitz im Strafraum gefoult. Schiedsrichter Daniel Gawron entschied zurecht auf Elfmeter. Schiemann holte vom Punkt aus das nach, wobei er zuvor gestört worden war und traf zum Ausgleich (16.). Dem ließ Julian Hilbig, der den Ball aus dem rechten Halbfeld mit links in den Giebel „schnippelte“, das 2:1 folgen (20.). Und es ging weiter Schlag auf Schlag: Erst flankte Tom Bein von rechts im Strafraum auf den zweiten Pfosten, wo sich Maxym Marx länger als lang machte und zum 3:1 einköpfte (23.), dann nutzte Youcef Madadi weitere fünf Zeigerumdrehungen später den Fakt, dass SVE-Torsteher Simon Newiger einen Ball nur hatte abklatschen lassen, zum 4:1, das gleichzeitig auch der Pausenstand war.
Hiebel: „Wir hatten einen sehr guten Gegner, der für mich der Favorit in der Hammonia ist“
Auch Mehmet Eren erwischte im SVE-Trikot an der Brucknerstraße keinen guten Tag. Archivfoto: noveski.com
Das sollte auch der Endstand sein, weil Torschütze Mandelkau sich im eigenen Sechzehner eine Minute vor dem Ende der Begegnung als Retter profilierte, indem er einen Heber von Ashwin Fernandes noch vorm Überqueren der Torlinie stoppte. „So richtig voll zufrieden sind wir nur mit dem Ergebnis“, bilanzierte Steffen Harms im Anschluss. „Der Führungstreffer für Eidelstedt war schön herausgespielt. Da kann man nichts gegen sagen. Ich finde es gut, dass wir nach dem Rückstand ruhig, zielstrebig und mutig weiter nach vorne gespielt haben. Das war eine gute Reaktion. Wir haben das Spiel daher zurecht bis zur Halbzeit gedreht“, ergänzte der „Tauben“-Trainer, während SVE-Teammanager Raimund Hiebel nur übrig blieb, anerkennend festzustellen: „Das war eine insgesamt sehr starke Leistung von Paloma.“
Jan Knötzsch