Sternschanze "bringt Qualität aufs Feld - wir nicht"!

Sandhop-Schützlinge jubeln in der 90. - Paloma kassiert "kleinen Rückschlag"

03. September 2017, 23:56 Uhr

Der SC Sternschanze bejubelt den Last-Minute-Sieg über den favorisierten USC Paloma.

Den einen Punkt mitnehmen - oder doch das Risiko suchen und auf alles oder nichts gehen? Eine Frage, die sich bestimmt auch Steffen Harms stellte, als ihm und seinem USC Paloma die Zeit immer mehr davon lief. „Es ist ein Fakt, dass man unheimlich viel punkten muss und sich nicht viele Spiele ohne Punkte erlauben darf“, weiß auch Harms, der mit seinen Uhlenhorstern ein klares Ziel vor Augen hat. Doch am heutigen Nachmittag kassierte der USC einen herben Dämpfer! Denn am Ende reichte es beim SC Sternschanze nicht einmal zu einem Zähler - da ein Strafstoß in der Schlussminute für großen Jubel auf der einen und Kopfschütteln auf der anderen Seite sorgte…

Als Referee Omar Amarkhel nach gerade einmal anderthalbminütiger Nachspielzeit in seine Pfeife blies, war Steffen Harms außer sich. Einerseits, weil der Unparteiische zuvor eine ganz andere Minutenzahl anzeigte. Andererseits, weil selbst die zwei Minuten nicht dem entsprochen hätten, was nach einigen Unterbrechungen nachgespielt hätte werden müssen. Trotzdem wollte Harms nicht nach Entschuldigungen suchen. „Wir haben einfach am falschen Tag technisch schlecht gespielt!“ Und dann auch noch im buchstäblich letzten Moment den bitteren Knockout verpasst bekommen. In „einem typischen Unentschieden-Spiel“, wie selbst Schanze-Coach Mattes Sandhop befand, schien die Punkteteilung bereits beschlossene Sache gewesen zu sein, als Felix Walter noch einmal den Pass in die Tiefe suchte und auch spielte. Der emsige Janek Bundt kam vor dem zu spät aus seinem Tor eilenden Sebastian Voß an den Ball und wurde dann, als er diesen rumkurvte, vom USC-Schlussmann gelegt. Strafstoß! Der eingewechselte Erkan Özdemir verlud Voß anschließend ganz abgezockt und sorgte für tosenden Jubel beim SCS (90.)! Sandhop: „Im Vergleich zum letzten Spiel - das war schon fast Slapstick - war das eine komplette Drehung. Wenn wir hier zu Hause spielen, ist immer ein ganz anderes Selbstbewusstsein da. Nicht umsonst sagen wir immer: Unser Platz, unser Käfig!“

"Mal ein bisschen Fußballqualität - oh mein Gott"

Janek Bundt bekommt es gleich mit zwei Palomaten - Max Krause und Julian Hilbig - zu tun.

Diesen Käfig verließen die Hausherren als Sieger - und das nicht einmal unverdient. „Wir hatten schon großen Respekt vor dem Spiel, weil wir wussten, dass die Räume hier sehr eng sind und Sternschanze physisch extrem stark ist. Gegen die Jungs muss man erstmal in Führung gehen“, so Harms, dessen Elf lange Zeit nicht einmal in die Nähe eines Torerfolgs kam. Denn den ersten wirklich ernstzunehmden Abschluss hatten die „Tauben“ tatsächlich erst in der 64. (!) Minute zu verzeichnen - allerdings hatte es dieser auch in sich: Nach Ulaga-Zuspiel scheiterte der ansonsten kaum in Erscheinung getretene Tom Bein jedoch am sensationellen Reflex von Schanze-Fänger Pascal Förster. „Mal ein bisschen Fußballqualität - oh mein Gott“, musste auch Harms an der Seitenlinie fast schon ein zweites Mal hinsehen, um es zu glauben. Sofort trieb er seine Mannen an - und die schienen nun das Ruder noch einmal rumreißen zu können. Denn keine 180 Sekunden darauf hatte der kurz zuvor eingewechselte David Both schon die zweite Chance, aber auch er musste sich Förster geschlagen geben (67.). In der Folge war die „Fünf-Minuten-Drangphase“, wie Sandhop hinterher meinte, auch schon wieder verpufft. „Ansonsten haben wir nichts zugelassen“, konstatierte ein zufriedener Sternschanze-Dompteur.

"Sie haben ihre Qualitäten aufs Feld gebracht und wir nicht"

Auch Francisco Ebongo (li.) und David Both konnten dem Spiel nicht die entscheidende Wende zugunsten der Gäste geben.

Ganz im Gegensatz zum USC Paloma. Denn allein in der ersten Halbzeit hatte Sternschanzes Angreifer Paul Hachmann, der den Uhlenhorster Verteidigern immer wieder Schweißperlen auf die Stirn trieb, gleich vier gute Möglichkeiten auf Fuß und Kopf (18., 21., 28., 35.). „Da wir alle fußballerischen Ansätze heute nicht aufs Feld bekommen und schlechte Bälle gespielt haben, einen schlechten ersten Kontakt hatten, so dass wir gerade in der ersten Halbzeit nie in die Tiefe gekommen sind, und so weiter - dann muss man sich nicht wundern, wenn man so ein 50/50-Spiel kriegt. Und das kann dann eben auch mal schiefgehen. Eigentlich wollten wir genau dieses Spiel mit den vielen hohen Bällen vermeiden“, erklärte Harms, der „gehofft hat, als wir nach einer guten Stunde den Zugriff gekriegt und uns Chancen erspielt haben, dass wir sie dadurch ein bisschen rausbringen. Aber dafür waren wir auch in den Kombinationen nicht gut genug.“ Und Sternschanze? Die Sandhop-Schützlinge sind früh im Spiel, als beim USC „ein bisschen Unzufriedenheit“ reinkam, „voller Spannung geblieben“, so Harms. „Dann kann es passieren, dass man nicht ganz so wach bei den zweiten Bällen ist - und das ist hier tödlich. Dadurch kriegen sie ein Übergewicht, weil sie auch körperlich stärker sind. In dem Moment haben sie ihre Qualitäten aufs Feld bringen können und wir eben nicht.“

"Alle anderen müssen auch erstmal die Konstanz an den Tag legen"

Auch Sandhop gestand nach dem Spiel, dass er „vielleicht ein bisschen mehr erwartet“ habe, „aber wir haben heute auch einen guten Job gemacht.“ Und weiter: „Wir müssen uns vor keinem verstecken.“ Zumindest dann nicht, wenn alle Mann an Bord sind. „Wir haben da eine recht hohe Fluktuation. Heute haben auch wieder Zwei gespielt, die nicht trainiert haben. Da müssen wir eine andere Dynamik reinkriegen.“ Für den USC war die Niederlage im Titelkampf zwar „ein kleiner Rückschlag“, wie Harms befand, aber eben auch nicht mehr. „Wir haben ja noch so viel Zeit und wissen, dass wir es besser können. Alle anderen müssen ja auch erstmal die Konstanz in jedem Spiel an den Tag legen, aber ich bin guter Dinge, weil wir reichlich Qualität haben.“


Das Siegtor des SC Sternschanze in der Schlussminute im Video

Autor: Dennis Kormanjos