Später Vicky-Sieg: „Klingelingeling“, hier fällt ein Bergmann-Tor
Entscheidung beim 2:1 gegen Niendorf erst in der 83. Minute
Die Spieler des SC Victoria feiern den Sieg und den späten Treffer von Mirco Bergmann. Foto: Knötzsch
Ein Freistoß, der an Freund und Feind vorbeisegelt, sorgt für SCV-Jubel
Das gab auch Richter zu. „Das war ein schwieriger Sieg“; konstatierte „Jonny“ nach der Begegnung, „wir haben es zwar nach der Pause besser als in der ersten Halbzeit gemacht, aber wir können nicht von einer dominanten Leistung unsererseits sprechen. Für diesen Sieg mussten wir alles herausholen.“ Zu guter Letzt eben diesen kuriosen Freistoß, aus dem der Siegtreffer fiel, der – so NTSV-Trainer Ali Farhadi – „so nie reingehen kann“. Wieso er dann doch rein ging, erklärte Farhadi auch: „Es ist nunmal so, dass wir vier Torhüter im Kader haben, aber Marcel Kindler leider verletzt, Louis Vierth im Urlaub und Marc Aaron Kassler noch nicht so weit ist. Deswegen musste ich einen am Knie kaputten und an beiden Knöcheln bandagierten René Melzer ins Tor stellen – dann geht so ein Ding auch mal rein.“ Oder wie Richter erklärte: „Dass so ein Freistoß durchrutscht, ist eine gewisse Qualität oder auch verdienter Dusel.“ Allerdings, so fair blieb Richter, „hätte sich Niendorf hier auch etwas verdient gehabt.“
Zum einen, weil der NTSV nach dem 2:1 für Vicky noch drei Mal am Drücker war. Erst musste SCV- „Goalie“ Dennis Lohmann eine Glanzparade auspacken (84.), dann traf der eingewechselte Niendorfer Ilyas Afsin den Außenpfosten (7.) und in der zweiten Minute der Nachspielzeit verzog schließlich Marvin Karow aus dem Rückraum. Zum anderen aber auch, weil die Farhadi-Fußballer vor dem Seitenwechsel eine sehr ansprechende Leistung boten. Die nutzte der NTSV nach 28 Minuten zur Führung: Magnus Hartwig wechselte mit einem langen Ball schön die Seite, auf links stand Leon Meyer, der den Ball flach vors Tor brachte. Kurz vorm zweiten Pfosten sorgte Tarek Abdalla dann aus kurzer Distanz für das 1:0. Ausgerechnet Abdalla, der bis zum Ende der vergangenen Saison noch das Vicky-Trikot getragen hatte. Er und seine Teamkollegen hätten übrigens schon viel früher jubeln können, doch nach 19 Minuten hatte Pascal Ehrenberg im Anschluss an ein Zuspiel von Hartwig zwar Lohmann schon überwunden, doch Yannick Petzschke schlug den Ball kur vor der Linie weg.
Farhadi: „Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich uns stark gesehen habe“
Achtung, Hindernis: Niendorfs Malte Wilhelm (am Boden) wirft sich Len Strömer in den Weg. Foto: KBS-Picture
Hartwig (31.) und Abdalla (38.) hätten für Niendorf einen zweiten Treffer nachlegen können, vergaben aber ebenso wie zuvor Klaas Kohpeiß (16.) und Furkan Aydin (25.) für Vicky. Doch die Gäste von der Hoheluft sollten vor der Pause noch treffen: In der 44. Minute ging Nick Scharkowski im Duell mit Tim Philipp Krüger im Straftraum zu Boden. Schiedsrichter Martin Pfefferkorn (SC Urania) entschied auf Strafstoß. Luca Ernst verwandelte unten links vom Schützen aus gesehen, obwohl NTSV-Schussmann Melzer die richtige Ecke geahnt hatte. „Immer diese Scheiß-Bälle, die wir verkacken“, ärgerte sich Niendorfs Übungsleiter Farhadi, fand aber in der Kabine offenbar die richtigen Worte.
Denn: Beinahe hätte Malte Wilhelm nichtmal eine Minute nach dem Wiederbeginn das 2:1 für die Platzherren erzielt, wenn er nicht mit seinem Schuss an Lohmann gescheitert wäre, sondern quergelegt hätte. So aber bleib es beim Gleichstand und beide Seiten mühten sich in der Folgezeit redlich, aber eben ohne Erfolg. Aydins Schuss aus der 55. Minute klärte Melzer per Fußabwehr, auf der anderen Seite fälschte Sepher Nikroo einen Freistoß von Wilhelm ab, doch Lohmann konnte das Spielgerät über die Latte lenken (65.). Und schließlich lag Melzer dann nach 77 Minuten quer in der Luft und entschärfte Mirco Bergmanns Schuss. Beim nächsten Versuch von Victorias Nummer 23 war er dann aber machtlos...
Richter: „Ich war überzeugt, dass wir das Ding noch drehen können“
Weg da: Vicky-Innenverteidiger Yannick Petzschke (li.) hält sich Tarek Abdalla vom Leib. Foto: KBS-Picture
„Ich war auf jeden Fall überzeugt, dass wir das Ding nach dem Rückstand noch drehen können. Wir haben eine sehr ordentliche Vorbereitung im Rücken und zuletzt in den Pflichtspielen gute Ergebnisse gezeigt, sodass ich von der Überzeugung nie abgeschritten bin. Man muss aber auch sagen, dass wir in der ersten Halbzeit nicht so chancenlos waren, wir haben nur in den finalen Zonen leider immer die falschen Entscheidungen getroffen, wenig aus dem Rückraum abgeschlossen und schlecht gepresst“, analysierte SCV-Coach Richter im Anschluss an das Match. „Deswegen war es sicher eine schwache erste Halbzeit, in der wir eher über die Mentalität den Ausgleich machen, weil Scharkowski den Elfmeter rausholt“, so Richter weiter, „in der zweiten Halbzeit haben wir versucht, es ordentlich zu gestalten und uns Chancen erarbeitet, sie aber leider wieder nicht richtig zu Ende gespielt. Gerade aufgrund der engen Personalsituation bin ich mit dem knappen Sieg zufrieden.“
Und Ali Farhadis Einschätzung der Dinge? „Am Ende hat Vicky verdient gewonnen, weil sie zwei Tore gemacht haben. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich uns stark gesehen habe. Wir haben gut und diszipliniert gespielt. Es war erkennbar, dass wir eine gute Struktur in der Truppe hatten. Die Jungs nehmen solche Spiele gut an. Letztlich war keine Mannschaft der anderen überlegen. Es war sehr gleichwertig“, resümierte Niendorfs Coach und ergänzte: „Du kannst hier mit einem 1:1 runtergehen und sagen: Es war ein gutes Spiel. So aber ist es für uns natürlich jetzt schlecht gelaufen. Das Ergebnis ist aus meiner Sicht schlecht, das darf so nicht passieren. Gleich nach der Pause haben wir ja auch noch einen Hundertprozenter durch Wilhelm, wo er nur ablegen muss. Das müssen die Jungs lernen.“
Jan Knötzsch