Schönteich-Abgang – „Reibungspunkte gab es auch letzte Saison“

„Macher“ Funk will „kein Friede, Freude, Eierkuchen“

12. Januar 2016, 15:58 Uhr

Das Erfolgsduo wird halbiert: Jan Schönteich (r.) legt sein Amt nieder, Thomas Hoffmann (l.) bekommt mit Peter Martens einen neuen Mann an die Seite gestellt. Foto: noveski.com

„Für die Öffentlichkeit kommt es vielleicht überraschend, aber wir haben diesen Schritt schon vor der Saison durchgesprochen.“ Der zum Saisonende anvisierte Trainer-Rücktritt von Jan Schönteich wurde vorgezogen – Peter Martens und Thomas Hoffmann bilden ab sofort das neue Gespann am Wendelweg, wie der Verein in einer Pressemitteilung bekannt gab. „Vor der Vertragsverlängerung für diese Saison hat Jan mir klipp und klar gesagt, dass er nicht mehr für zwei, drei weitere Jahre zur Verfügung stehen würden – sondern am liebsten schon im Winter aufhören wolle, um dem neuen Trainer die Möglichkeit zu geben, sich an der Seite von ‚Hoffi‘ der Mannschaft zu präsentieren“, erklärt uns TuS-„Macher“ Michael Funk auf Nachfrage.

Der neue Trainer, Peter Martens, sagt uns gegenüber, dass er sich „gewünscht hätte, erst im Sommer anzufangen, aber bei Jan hat sich beruflich etwas verändert. Er ist nun vor allem im Norden Hamburgs zuständig, muss sich dort zeigen und repräsentieren. Das raubt ihm schon ein wenig Zeit, hinzu kommt der Trainerjob und sein neues Aufgabenfeld, indem er ja schon für die neue Saison tätig und aktiv ist.“ Funk verrät derweil: „Jan hatte uns bereits mitgeteilt, dass er dem Verein aus beruflichen Gründen nicht mehr langfristig zur Verfügung steht. Dass eventuell auch schon im Winter ein ‚Break‘ erfolgt, wurde ebenfalls angesprochen. Was für ihn noch verlockend war: Die theoretische Chance auf Meisterschaft und Pokal – nachdem man dort jedoch ausschied, war dieser Schritt für mich schon abzusehen. Es ist ja keine Kurzschlussreaktion, sondern war von langer Hand geplant. Die Gespräche liefen seit nunmehr sieben Monaten.“

„Gewisse Reibungspunkte gab es auch letzte Saison“

Dassendorf-Macher Michael Funk erklärt die Beweggründe für einen vorzeitigen Schönteich-Abschied. Foto: KBS-Picture.de

Dass eventuell auch ein angespanntes Verhältnis zu Trainerkollege Thomas Hoffmann, wie in der Szene gemunkelt wird, eine Rolle für Schönteichs vorzeitigen Entschluss gespielt haben könnte, dementiert Funk. „Null! Reibungspunkte gab es, ja – ganz klar. Aber die gab es auch in der letzten Saison. Diese Friede, Freude, Eierkuchen-Geschichte habe ich in Dassendorf über Jahre erlebt – nämlich all die Jahre, in denen wir in der Landesliga ohne Erfolg gespielt haben! Ich bin ein Freund davon, wenn auch mal im Falle des Erfolges Reizpunkte gesetzt werden.“ Zudem fügt er an: „Wenn man zwei gleichberechtigte Trainer hat, muss man Kompromisse eingehen. Beide sind vom Typ her sehr unterschiedlich, aber man darf ja mal zwei unterschiedliche Meinungen haben, wenn man im Endeffekt auf denselben Nenner kommt.“ Ende Oktober habe es ein kurzes Gespräch zwischen Funk und Schönteich gegeben, indem der Übungsleiter einem Verbleib bis zum Saisonende doch nicht mehr abgeneigt gegenüberstand, wie der „Mäzen“ des Klubs erzählt. „Es lief sportlich sehr gut und wir waren noch im Pokal dabei. Am vergangenen Sonntag haben wir kurz telefoniert und uns zu diesem Schritt entschlossen. Ein weiterer Grund hierfür ist, dass das Geschäftsjahr für neue Sponsoren jetzt beginnt und nicht erst im Sommer. Deshalb denke ich auch, dass es der richtige Zeitpunkt ist.“

„Natürlich wollen wir am Ende wieder oben stehen“

Wollte eigentlich erst im Sommer anfangen, heuert nun aber sofort am Wendelweg an: Peter Martens. Foto: noveski.com

Dass Martens per sofort einspringt, sei laut Funk die logische Konsequenz gewesen. „Wenn entweder Jan oder aber ‚Hoffi‘ damals nicht zugesagt hätte, dann wäre die nächste Wahl ja ohnehin Peter gewesen. Er ist so dicht am Verein dran, hat Spielbeobachtungen für uns gemacht. Für mich ist die neue Konstellation eine Traumwahl und diese Entscheidung ist auf jeden Fall richtig, ganz egal welche Tabellenplatzierung dabei herauskommt.“ Zudem ist der 45-Jährige der Meinung: „Für die Mannschaft ist es ebenfalls eine gute Variante, da Peter als Trainertyp sehr speziell ist und großen Wert auf die Trainingsarbeit legt. Die Spieler haben nun die Chance, Peter frühzeitig kennenzulernen, um für sich die Entscheidung zu treffen, ob sie über die Saison hinaus verlängern wollen oder eben nicht.“ Trotz der offenkundig vorhandenen Reibungspunkte hält man in Dassendorf am eingeschlagenen Weg, einem Trainerduo die Verantwortung zu übertragen, fest. „Zwei Meisterschaften, die erste als Aufsteiger: Warum sollte ich an der Konstellation etwas ändern? Wir sind diesen erfolgreichen Weg gegangen und gönnen uns den Luxus, zwei vollwertige Trainer zu installieren. Dafür sind wir in anderen Gesichtspunkten vielleicht ein Stück weit ‚Hinterwäldler‘, wenn ich höre, dass andere Mannschaften Videoanalysen machen, viermal in der Woche oder auch am Sonntag trainieren, das machen wir ja alles nicht. Bei uns läuft viel über die Kamerdschaft, da müssen die Leute mitziehen – und der Erfolg gibt uns recht“, so Funk abschließend.

Auch wenn „die Tabelle ein bisschen lügt, da die Konkurrenz noch zwei Nachholspiele hat, wollen wir natürlich am Ende wieder oben stehen“, macht Martens keinen Hehl aus den Ambitionen. Auch der Zusammenarbeit mit Hoffmann blickt der ehemalige Lohbrügge-Coach positiv entgegen. „Wir sind uns sowohl fußballerisch als auch persönlich so nahe, dass es alles andere als belastend sein wird. Es wird sicher eine Menge Spaß machen – auch wenn es ja für mich das erste Mal ist, jemanden an meiner Seite zu haben.“ In den aktuellen Kader habe der 57-Jährige „vollstes Vertrauen“, wie er sagt, trotzdem wolle man mögliche Zugänge nicht ausschließen. „Wenn einer kommt, dann muss es passen. Jeder weiß, dass es im Winter nicht so einfach ist, an richtig gute Spieler heran zu kommen. Letztes Jahr hatte man da sehr viel Glück.“ Fakt ist, dass die TuS mit Jan Schönteich einen Vater des Erfolgs verliert – zumindest auf dem Trainerposten. Allerdings wird der 48-Jährige dem Verein ja erhalten bleiben und künftig den Sportchef am Wendelweg geben.