Oberliga

Schlaflos am Reinmüller: „Memo“ macht durch und ein „Riesenspiel“!

Osdorf triumphiert bei HEBC, macht’s aber hintenraus spannend

10. Februar 2019, 18:07 Uhr

Erst sah es nach einer klaren Angelegenheit aus, dann machte es der TuS Osdorf nochmal spannend - um am Ende drei Punkte zum Punktspielstart zu bejubeln. Archivfoto: KBS-Picture.de

Als sich die Spieler des TuS Osdorf nach und nach am Reinmüller-Platz einfanden, fehlte zum offiziell vereinbarten Treffpunkt um 9:15 Uhr von einem Akteur noch jede Spur: Mehmet Eren. Das Fehlen des TuS-Allrounders hatte jedoch einen triftigen Grund: "Er hat durchgemacht, ist direkt von der Arbeit hergekommen - und deshalb auch fünf Minuten zu spät zum Treffpunkt erschienen", klärte Trainer Piet Wiehle anschließend auf. Eren, der ein eigenes Taxi-Unternehmen leitet, musste von zwei Uhr nachts durcharbeiten - und erschien ohne jeglichen Schlaf zum Pflichtspielauftakt seiner "Blomkampler" beim HEBC (alle Highlights zum Nachlesen im LIVE-Ticker).

"Ich habe vorher noch mit ihm gesprochen und ihn gefragt, wie's aussieht", erkundigte sich Wiehle nach dem Befinden des 29-Jährigen. Dieser entgegnete: "Ein paar Stunden Schlaf würden vielleicht mal ganz guttun." Doch "Memo", wie er von seinen Teamkollegen nur gerufen wird, stellte sich voll in den Dienst der Mannschaft, stand in der Startelf - und spielte, als gelernter Offensivakteur, in der Innenverteidigung. "Wir haben eigentlich so ein bisschen daran festgehalten, wie wir das letzte Spiel bei Teutonia bestritten haben. Da hat 'Memo' hinten in der Kette einen souveränen Auftritt hingelegt", begründete Wiehle diesen Schritt - und führte aus: "Für mich ist es nach einer so langen Pause immer wichtig, dass man nicht so viel herumexperimentiert, sondern in erster Linie sicher steht. Deshalb haben wir daran festgehalten."

„Eigentlich hat HEBC in der Offensive nicht stattgefunden“

Mehmet Eren - hier noch im Dress des SV Eidelstedt - war trotz Schlaflosigkeit hellwach und an allen drei Toren beteiligt. Archivfoto: Heiden

Den Führungstreffer seiner Osdorfer leitete Eren mit einem langen Freistoß, den Jeremy Wachter per Kopf ablegte und Felix Spranger aus 17 Metern trocken vollendete (19.), gekonnt ein. Beim 2:0 servierte er einen ruhenden Ball mustergültig für seinen kongenialen Partner in der Abwehrkette, Tim Jobmann, der herrlich per Kopf finalisierte (66.). Und dann traf er auch noch höchstselbst - erneut nach einem ruhenden Ball aus dem linken Halbfeld. Die Kugel rutschte an Freund und Feind vorbei - und schlug in langen Toreck ein (70.). Eren allgegenwärtig! "Das ist genau das, was ich erwarte. Jeder ist selbst dafür verantwortlich, was er aus seiner Position macht", so Wiehle, der Eren "ein Riesenspiel" attestierte - und das nicht nur aufgrund seiner Scorerpunkte. Denn: "Eigentlich hat HEBC in der Offensive ja gar nicht stattgefunden!"

Nosa-Einwechslung bringt Belebung - „Er hat unglaublich Dampf gemacht“

Doch das änderte sich mit der Einwechslung von Jefferson Nosa. "Er hat das geil gemacht, so muss man spielen - und ihm gönne ich das auch. Denn er musste unter mir lange warten", meinte sein Coach Jörn Großkopf nach der Partie. Nun scheint es jedoch Klick gemacht zu haben beim ehemaligen Teutonen. "Letzte Woche hat Christian (Co-Trainer Wriedt; Anm. d. Red.) ein Gespräch mit ihm geführt, das hat gefruchtet. Er hat unglaublich Dampf gemacht, so stelle ich mir das vor." Erst gelang jenem Nosa - nach traumhaftem Zusammenspiel mit Janek Bundt und dessen Hackenablage - das zu diesem Zeitpunkt aus dem Nichts kommende 1:3 (78.). Dann revanchierte sich Nosa bei Bundt und bereitete - nachdem Wachter per Strafstoß das wohl endgültig vorentscheidende 4:1 vergab, als er neben das Tor zielte - dessen Treffer zum 2:3 sehenswert vor (85.). Und auf einmal wurde es nochmal richtig spannend - letztlich reichte es für die Eimsbütteler aber nicht mehr zu etwas Zählbarem.

„Wir müssen aufpassen, dass er jetzt nicht unter der Dusche einschläft“

Auch der eingewechselte Jefferson Nosa (re.) - hier noch für den FC Teutonia 05 gegen den HEBC aktiv - konnte die Niederlage letztlich nicht verhindern. Archivfoto: Heiden

"Wir haben dieses letzte Fünkchen, was wir in den letzten Heimspielen hatten, und diese Geilheit vermissen lassen", konstatierte Großkopf. "Hinzu kommt, dass wir die drei Standards, die zu den Gegentoren geführt haben, alle katastrophal verteidigt haben." Am Ende sei sein Team zu spät aufgewacht. "Die letzten 20 Minuten - das war HEBC. Und spielen wir noch zehn Minuten länger, machen wir wahrscheinlich noch ein Tor." Die 70 Minuten davor war von den "Veilchen" jedoch kaum etwas zu sehen. Dementsprechend bilanzierte Wiehle auch: "Unterm Strich zählt nach dem ersten Spiel der Rückrunde nur, dass wir gewonnen haben. Über die Art und Weise, dass wir es hintenraus nochmal so spannend gemacht haben, müssen wir sicherlich noch einmal reden. Aber bis dahin war es ein absolut souveräner und reifer Auftritt von uns. Selbst das 3:0 war in der Höhe auch absolut in Ordnung. Durch die eine oder andere Unaufmerksamkeit machen wir es nochmal unnötig spannend." Nach 90 Minuten würde aber "ein völlig verdienter Sieg" zu Buche stehen. Auch dank eines schlaflosen, aber völlig ausgeschlafen wirkenden Mehmet Eren. „Wir müssen aufpassen, dass er jetzt nicht unter der Dusche einschläft“, witzelte Wiehle beim Verlassen des Platzes,

Autor: Dennis Kormanjos