Richter: „Dieser Sieg ist auch für Jasko Bajramovic“

Victoria feiert ersten Sieg in 2017 - Woike sieht "besseren" SCC

14. April 2017, 19:23 Uhr

Jean-Pierre Richter (mitte) nahm mit Jerry Sampaney (rechts) aushilfsweise auf der Trainerbank platz. Foto: Mathias Merk

Das Kalenderjahr 2017 ist wahrlich nicht das des SC Victoria. Siege wurden in der Liga bisher noch keine eingefahren. Das änderte sich mit dem 3:1 gegen den SC Condor. Nach der Trennung von Trainer Jasko Bajramovic (wir berichteten) war dies die erste Partie ohne Coach. Manager Jean-Pierre Richter saß zusammen mit Co-Trainer Jerry Sampaney als Interims-Duo auf der Bank. „Dieser Sieg ist auch für Jasko“, widmete Richter den Erfolg dem Ex-Coach. Auf der anderen Seite haderte Condor-Übungsleiter Christian Woike mit dem Ende der Partie: „Das fühlt sich ungerecht an. Wir waren meiner Meinung nach die bessere Mannschaft. Egal, ob mit elf oder zehn Mann.“ Nach der Führung seines Teams kam es binnen 59 Sekunden knüppeldick für den SCC, der dann sogar noch einen Platzverweis hinnehmen musste.

Jean-Pierre Richter stellte bereits vor Beginn der Partie klar: „Ich trainiere die Jungs nur vorübergehend, da wir noch keinen neuen Trainer haben. Die Stelle ist weiterhin vakant. Es ist ja nicht so, dass wir uns von Jasko getrennt haben, weil wir jemand Anderen haben, sondern Jasko hat entschieden, dass er aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht, weshalb wir in so kurzer Zeit einfach noch keinen neuen Coach holen konnten.“ Er persönlich werde, so Richter,  den Posten in Zukunft „definitiv nicht besetzen, sondern weiter meiner Tätigkeit als Manager nachgehen. Der Verein hat jetzt die große Aufgabe, einen passenden Trainer zu finden, aber wir werden niemanden einfach so kurzfristig holen, der keinen Bezug zum Verein und der Mannschaft hat.“ Letztlich war es für den SCV aber erstmal egal, wer auf der Trainerbank Platz nahm, da „allein die Mannschaft auf dem Feld steht und das Spiel bestreitet“, sagte Richter.

Condor geht in Führung und verpasst das zweite Tor

Kevin Mellmann brachte seinen SC Condor früh in Führung. Archivfoto: noveski.com

Genau das machten seine Schützlinge von Beginn an ganz ordentlich, aber ohne Ertrag. Anders sah es dagegen auf Seiten des SC Condor aus, der seine erste Gelegenheit direkt eiskalt verwandelte: Während eines Angriffs vertändelte Nico Weiser den Ball im Strafraum, wodurch die Kugel vor die Füße von Kevin Mellmann rollte, der sich die Ecke aussuchte und unten rechts aus 13 Metern zum 1:0 für die Gäste einnetzte (7.). Im Anschluss bemühten sich beide Teams, einen weiteren Treffer zu markieren, aber es blieb zunächst eben nur bei Bemühungen. Auch wenn die Gäste vom Berner Heerweg in der 27. Minute erneut einen Treffer erzielen mussten, als die „Raubvögel“ gleich eine dreifache Großchance erhielten. 


Nach einem Abschlag von Torwart Tim Wiegand zog Gökhan Iscan einfach mal aus 45 Metern ab und der Ball senkte sich tatsächlich passend in Richtung Tor. Wiegand, der zu weit draußen stand, lenkte die Pille gerade noch vor dem Einschlag in der Rückwärtsbewegung an die Latte, von wo aus der Ball wieder ins Feld vor die Füße von Weiser flog. Der schoss sofort unbedrängt aus sieben Metern auf den Kasten, scheiterte aber an einer starken Parade des Schlussmannes, der die Kugel aber nur in die Mitte abklatschen konnte, wo Julian Künkel aus kurzer Distanz vergab und über das Quergebälk schoss. „Der erste Schuss war schön, den zweiten kann man und den dritten muss man machen“, fasste Condor-Trainer Christian Woike diese vergebene Gelegenheit zusammen.

Vicky dreht das Spiel in 59 Sekunden!

Bereitete beide Treffer des Doppleschlags vor: Len Aike Strömer. Archivfoto: noveski.com

Auch wenn beide Mannschaften viel Engagement an den Tag legten, gestaltete sich die erste Hälfte nach dem Treffer insgesamt etwas fahrig, was sich allerdings in der Schlussphase vollkommen änderte. Eben noch im Rückstand, führte Vicky plötzlich nach einem Doppelschlag innerhalb von 59 Sekunden. Erst netzte Sergej Schulz nach einer Flanke von Len Aike Strömer aus zwölf Metern zum 1:1-Ausgleich ein (39.) und dann köpfte Nick Scharkowski seine Farben nach einer Strömer-Flanke aus kürzester Distanz in Führung (40.). Und als wären die Gäste nicht schon genug gestraft, so verloren sie kurz darauf auch noch ihren Innenverteidiger Alexander Krohn, der einen weiteren Angriff von Scharkowski unterband, indem er ihn  – als letzter Mann – von hinten umgrätschte und folgerichtig frühzeitig zum Duschen geschickt wurde (42.). 


„Der Doppelschlag war für uns natürlich brillant und auch der Platzverweis spielte uns in die Karten. Man muss realistisch sagen, dass wir innerhalb weniger Minuten das Spiel an uns gerissen haben“, resümierte Richter das Ende der ersten Halbzeit. Sein Gegenüber teilte diese Sicht nicht gänzlich: „Außer dem Ergebnis hat sich nichts gedreht. Meiner Meinung nach waren wir die bessere Mannschaft. Egal, ob mit zehn oder mit elf Mann“, so Woike.  In der Tat gaben sich die „Raubvögel“ trotz Unterzahl nicht auf und kämpften laut Woike aufopferungsvoll weiter. Zum Ausgleich langte das aber nicht: Raffael Kamalow setzte den Ball aus einer aussichtsreichen Position an den rechten Pfosten. Vicky dagegen machte es besser: Torben Wacker behauptete sich auf der rechten Seite, lief bis zur Torauslinie und flankte scharf vor den ersten Pfosten, wo Marcel Rodrigues mit der Hacke zum 3:1-Endstand traf und den ersten Vicky-Sieg seit dem 3. Dezember 2016 klar machte (89.).

Richter: „Das Ergebnis tut nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen gut"

Condor-Trainer Christian Woike machte das Ergebnis "traurig". Archivfoto: noveski.com

„Wir haben uns die ersten 25 Minuten damit beschäftigt, wie wir auf Condor reagieren und hätten sie ihre großen Chancen zum 2:0 genutzt, wäre es für uns auch schwieriger geworden. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann strukturierter gemacht, auch wenn es nach hinten raus nicht mehr ganz so zielstrebig war“, analysierte Richter, der anschließend viel Verständnis für seine Kicker zeigte: „Vor dieser Partie war es sicherlich eine Woche, die man auch als Amateurfußballer nicht so oft erlebt und deswegen hat die Mannschaft gezeigt, dass sie miteinander das Spiel gewinnen wollte.“ Der Schlüssel zu diesem Erfolg war laut des „Aushilfs-Trainers“, dass seine Jungs „absolut fleißig mit dem Körper und im Geiste“ waren und „bis zur letzten Minuten konzentriert zu Werke gingen, weil Condor auch in Unterzahl nicht totzukriegen war.“


Diese Tatsache sah auch sein Gegenüber so: „Das Ergebnis fühlt sich für uns sehr ungerecht an. Wir hätten vor dem Doppelschlag schon das Spiel beerdigen müssen, weil wir die Chancen zum 2:0 und 3:0 hatten. Ich finde, dass wir das Ergebnis nicht verdient haben, weil die spielentscheidenden Szenen gegen uns liefen“, erklärte Christian Woike, „in der zweiten Halbzeit hatten wir mit zehn Mann mehr Gelegenheiten als der Gegner. Deshalb fühlt es sich ungerecht an, aber es ist nicht verboten, mit weniger Torchancen und weniger Aufwand ein Spiel zu gewinnen. Mit dem Auftritt, dem Engagement, der Leidenschaft und dem Auftreten in der ersten Halbzeit bin ich einverstanden.“

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Autor: Mathias Merk