Regionalliga in Niendorf? – „Wir stoppen uns sportlich nicht!“

Farhadi: „Ein so großer Verein sollte sich davor nicht drücken“

11. Oktober 2017, 13:20 Uhr

Der Niendorfer TSV befindet sich zurzeit auf einem sportlichen Höhenflug, der sogar leichte Gedanken an die Regionalliga weckt. Foto: Damm

Gerade hatte sein Team den hochgehandelten FC Teutonia 05 mit 3:0 vom Platz gefegt und damit den siebten Sieg in den letzten acht Spielen eingefahren, da sprühte Niendorf-Coach Ali Farhadi vor Freude und Enthusiasmus. „Wir wollen deutlich besser abschneiden als in der letzten Saison und so weit oben wie möglich mitspielen“, entgegnete Farhadi auf die Frage, was mit seinen „Sachsenweglern“ nach der beeindruckenden Serie der letzten Partien in dieser Spielzeit möglich sei. Mehr noch. Der aktuelle Lauf des NTSV veranlasst hier und da sogar zu kleineren Träumereien – auch von der Regionalliga…

Zunächst verwies er auf die Sportliche Leitung um Marcus Scholz und Carsten Wittiber, ehe Ali Farhadi dann doch vielsagend zu Protokoll gab: „Ein so großer Verein wie Niendorf darf sich davor eigentlich nicht drücken!“ Eine klare Ansage – der NTSV strebt nach Höherem. Aber ist dieses Unterfangen auch realistisch oder nur Wunschdenken? Machen wir uns also auf den Weg zu Manager Marcus Scholz und fragen bei dem nach, inwieweit das Thema Regionalliga denkbar wäre. „Denkbar ist alles“, erklärt Scholz, fügt aber auch gleichzeitig an: „Da müssten im Vorfeld noch eine ganze Menge Formalien geregelt und vor allem geklärt werden, ob man die Infrastruktur dafür herstellen kann. Da gebe es jede Menge Dinge, die noch gemacht werden müssten. Deshalb kann man das aktuell noch gar nicht beantworten.“ Völlig abwegig scheint der Gedanke aber nicht zu sein.

"Wir haben Bock, alles mitzunehmen, was wir mitnehmen können"

Reibt sich derzeit vor lauter Freude die Hände: Niendorf-Coach Ali Farhadi. Foto: KBS-Picture

Zwar zieht die TuS Dassendorf in der Tabelle mal wieder einsam ihre Kreise, dass an die Regionalliga am Wendelweg jedoch kein Gedanke verschwendet wird, ist hinlänglich bekannt. Wer käme also für eine mögliche Meldung überhaupt in Frage? Der FC Teutonia 05 verfolgt augenscheinlich ambitionierte Ziele und Ex-Sportchef Bert Ehm hatte auch stets bekundet, dass man „alles versuchen werde“, um vor allem die Frage zu klären, wo man in der vierthöchsten Spielklasse seine Heimspiele austragen könne. Concordia-Coach Florian Gossow hatte uns vor der Saison klar zu verstehen gegeben: „Wir haben einen Auftrag vom Verein, den haben wir zu erfüllen!“ Doch zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft am Bekkamp derzeit eine große Lücke. Fraglich, ob die Verantwortlichen bei der aktuellen sportlichen Situation eine Regionalliga-Meldung in Betracht ziehen würden. Blieben noch der SC Victoria, der unter Neucoach Jean-Pierre Richter wieder in die Erfolgsspur gefunden hat, aber nach dem großen Umbruch wohl noch etwas Zeit benötigt, und eben der Niendorfer TSV. Scholz: „Wir stoppen uns sportlich nicht!“

Vielleicht ist es am Ende aber die Vernunft, die Niendorf stoppt – oder aber die von Scholz bereits angesprochenen und noch zu klärenden Formalien sowie die möglichen Hindernisse was die Infrastruktur betrifft. „Wir haben Bock, alles mitzunehmen, was wir mitnehmen können – aber wir reden momentan nicht von der Regionalliga. Das ist so, als wenn beim HSV nach zwei Spielen von der Meisterschaft geredet wird“, sagt Scholz, der als HSV-Reporter für das „Abendblatt“ genau weiß, wovon er spricht. Stattdessen konzentriert man sich darauf, in der Liga weiter auf der Erfolgswelle zu reiten. „Wir nehmen es gerne mit, wir haben eine sehr gute Mannschaft – und wir haben sehr gute Chancen, da stehen zu bleiben, wo wir jetzt sind. Und das wollen wir.“

"Auf jeden Fall ist Dassendorf zu ärgern"

Mit einem Spiel mehr in der Hinterhand könnten die Farhadi-Kicker sogar auf den zweiten Tabellenplatz vorrücken. Und das nach einigen Jahren der sportlichen Tristesse. Jahre, in denen Niendorf zur „grauen Maus“ der Oberliga gehörte. „Wir sind nicht von null auf 100 durchgestartet, sondern haben eine Entwicklung hinter und auch noch vor uns, in der wir knallhart gearbeitet und alles dafür getan haben, dass es irgendwann so aussieht, wie es nun aussieht“, so Farhadi. „Dafür muss man Marcus Scholz, Carsten Wittiber und allen voran auch Jörg Stehn, unserem Hauptsponsor, einen großen Dank aussprechen, dass sie so viel Geduld hatten.“ Der letzte Auftritt gegen Teutonia 05 überzeugte auch Scholz: „Man hat gesehen, dass wir trotz des schwierigen Pokalspiels gegen Norderstedt am Dienstag nun gegen eine Mannschaft wie Teutonia zu einer so starken Leistung imstande waren. Das war schon richtig gut – auch wie die Jungs gekämpft haben in der zweiten Halbzeit.“ Und wo soll die sportliche Reise – mal abgesehen von der Regionalliga – noch hingehen? Kann Niendorf eventuell sogar Dauer-Abonnement-Meister Dassendorf ein wenig ärgern? „Auf jeden Fall ist Dassendorf zu ärgern!“, entgegnet Scholz selbstbewusst. „Wir haben Dassendorf die letzten Jahre sowieso immer ganz gut geärgert. Wobei wir hier auch einmal von einer unfassbar starken Dassendorfer Mannschaft regelrecht weggerammt wurden. Das war das Beste, was ich bisher in der Oberliga gegen uns gesehen habe! Aber ärgern kann man sie in jedem Fall – wobei man auch klar sagen muss: Dassendorf ist schon eine echte Hausnummer.“

Autor: Dennis Kormanjos