Odabas treibt „sein" BU zum Derby-Sieg über Altona!

„Ich bin wieder zu Hause!"

06. August 2016, 01:16 Uhr

Großer Jubel auf der einen, purer Frust auf der anderen Seite: Hier bejubelt Sebastian Clausen (2. v. r.) sein 2:0 mit Janis Korczanowski (3. v. r.) und Ivan Sa Borges Dju (r.). Foto: KBS-Picture.de

Zum Saisonstart empfing Altona 93 vor einer Woche den Titelträger aus Dassendorf (2:2). Genau sieben Tage später kam es zum nächsten großen Duell. Der AFC reiste ins Stadion an die Dieselstraße, wo der letztjährige Vizemeister HSV Barmbek-Uhlenhorst beheimatet ist. Vor einer tollen Kulisse von 1112 zahlenden Zuschauern fand dieser ewig junge „Derby-Clasico“ statt, in dem vor allem ein Rückkehrer brillierte. Drei Tore und viele sehenswerte Spielzüge sorgten für einen schönen Fußballabend. Diese gab es allerdings nur für und von einem Team – und zwar für BU...

Schon vor Anpfiff sorgte der BU-Anhang für eine prächtige Atmosphäre. Foto: KBS-Picture.de

Zum ersten Heimspiel auf der „Anfield 2.0“ dachten sich die Barmbeker Anhänger etwas ganz Besonderes aus. Sie organisierten eine Choreographie, die sie zum Anpfiff präsentierten. Ganze 150 blaue und gelbe Ballons stiegen in die Lüfte und ein Spruchband mit der Aufschrift „So geht Aufsteigen“ wurde ausgerollt. Damit spielten sie auf die verpasste Regionalliga-Teilnahme des AFC an. Diese Kreativität der Heimfans hätten die Spieler von Gästetrainer Berkan Algan sicherlich gerne „bestraft“, doch das sollte ihnen in keinster Art und Weise gelingen! BU-Coach Frank Pieper zeigte sich hingegen amüsiert von der Aktion des eigenen Anhangs: „Die Liebe der beiden Fangruppen ist ja allen bekannt. Aber das ist der Humor, den unsere Fans haben und wofür wir sie auch mögen“, allerdings fügte er auch an: „Für Altona ist es natürlich bitter und es tut mir für sie leid, dass sie es nicht gepackt haben. Aber für die Liga ist es natürlich super.“

Durch eine extrem gute Defensivleistung erstickten die Barmbeker die Angriffsbemühungen der Gäste oftmals im Keime, wobei vor allem der Ex-AFCer Sebastian Clausen ein bärenstarkes Spiel machte und sich anschließend wie folgt äußerte: „Letzte Woche waren wir eine der schlechtesten Mannschaften, heute haben wir gezeigt, was in uns steckt!“ Denn erst verloren er und seine Teamkameraden das Auswärtsspiel beim FC Türkiye mit 0:4 und nun gelang ihnen ein 3:0-Heimerfolg und das absolut verdient, da sie von Beginn an das Heft in die Hand nahmen, weshalb es bereits nach gerade mal neun Zeigerumdrehungen durch Fabian Facklam zum ersten Treffer kam. Und was für ein Ding! Ein Einwurf von rechts durch Tolga Odabas landete bei Ivan Sa Borges Dju, der mit dem Rücken zum Gehäuse stand und direkt auf den heran eilenden Facklam weiterleitete. Dieser nahm die Kugel aus der Luft und vollstreckte traumhaft schön mit dem linken Vollspann zum 1:0! AFC-Keeper Tobias Grubba machte sich noch lang, war allerdings machtlos und konnte dem Ball lediglich hinterher schauen. Da erkannte auch Gästetrainer Algan neidlos an: „Das war ein gutes und sehr schönes Tor.“

„Wir werden aus dem Spiel unsere Lehren ziehen"

Nach dem 1:0: Schütze Fabian Facklam (l.) und Janis Korczanowski in Feierlaune. Foto: KBS-Picture.de

In der Folge fand das Geschehen hauptsächlich im Mittelfeld statt, doch immer wieder gab es Vorstöße der Barmbeker, die ein ums andere mal vom schnellen Außenbahnrenner Dimitrij Rikspun, war bis zuletzt in Diensten der TuS Dassendorf, und Rückkehrer Odabas eingeleitet wurden. Deshalb dauerte es auch nur zehn weitere Minuten, bis die Führung verdoppelt wurde: Samuel Hosseinis Freistoß aus 16 Metern flog links auf das Gehäuse von Keeper Grubba, wo Max Stolzenburg nicht entscheidend klären und verhindern konnte, dass der vorgerückte Innenverteidiger Clausen den Ball über die Linie drückte (19.)! Ausgerechnet Clausen, der eine langjährige AFC-Vergangenheit hat! Bereits nach 19 Minuten schien das Derby entschieden zu sein, zumal von Altona wenig bis gar nichts kam. Lediglich zwei Freistöße ließen ein wenig Gefahr erahnen, doch diese wurden nicht gut getreten, so dass BU bis zur Halbzeit niemals wirklich ins Wanken geriet.

Es kann ja nicht alles gelingen: Ivan Sa Borges Dju (l.) versucht es gegen Abdullah Yilmaz per Fallrückzieher. Foto: KBS-Picture.de

Nach dem Seitenwechsel kam Altona zwar kurz auf doch ein Fernschuss von Dennis Thiessen, der einige Meter über die Latte flog (48.), und ein Kopfball von Marco Schultz (52.) – nach Flanke von Max Stolzenburg –, den er freistehend allerdings nicht ordentlich gedrückt bekam, waren erstmal die einzigen Aktionen der „Algan-Bengel“. Stattdessen erhöhte BU wieder den Druck und erzielte fast im Gegenzug durch Janis Korczanowski das 3:0 (53.)! Doch dieser Treffer gehörte zu einem Großteil Tolga Odabas, der sich im Mittelfeld klasse den Ball ergatterte und die Bude mit einem punktgenauen Pass in die Tiefe vorbereitete. Mit diesem Assist belohnte sich Odabas, der erst im Sommer aus Barmbek in Richtung FC Süderelbe abwanderte, für seine sehr gute Leistung. Erst am frühen Morgen wurde seine Rückkehr verkündet, Am Abend stand er gleich in der Startelf und wusste mehr als nur zu überzeugen. Das Heimweh war derart groß, dass er sogar einen Teil seiner Ablöse aus eigener Tasche bezahlte! „Ich habe wieder Spaß am Fußball und ich bin wieder Zuhause. Ich freue mich, dass die Vereinsangehörigen von BU mich zurückgeholt haben. Mein Wechsel war aber keine Entscheidung gegen Süderelbe, sondern für Barmbek. Ich wollte einfach nur wieder hier spielen. Denn die Zuschauer und die Mannschaft sind eine Familie. Ich bin nach meinem Wechsel zu Süderelbe erst schlauer geworden. Ich vergleiche das mit einer Beziehung: Wenn man sich trennt, will man wieder zurück.“ Und genau diese/seine Familie freute sich am Ende über einen 3:0-Erfolg, der selbst in der Höhe absolut verdient war.

Nach der Auftaktschlappe gegen Türkiye gab es für Janis Korczanowski und Co wieder Grund zum Jubeln mit den Anhängern. Foto: KBS-Picture.de

Denn außer in den letzten Minuten, in denen Altona nochmal etwas mehr Druck ausübte und Nick Brisevac den Querbalken traf, bevor er zwei Minuten vor Schluss mit der Ampelkarte des Feldes verwiesen wurde, zeigten die Gäste keine gute Darbietung. „Wir brauchen einfach noch ein bisschen Zeit. Denn wir haben immerhin die jüngste Mannschaft der Oberliga“, sagte AFC-Trainer Algan, und weiter: „Barmbek ist in der Defensivordnung richtig gut und nach dem frühen Rückstand war das deshalb ein schwieriges Unterfangen. Wir hatten schon ein paar gute Aktionen, die wir nicht richtig zu Ende gespielt haben, woraus wir unsere Lehren ziehen werden.“ Noch ist es zu früh, um irgendwelche Prognosen zu wagen. Aber der AFC sollte schnellstmöglich in die Spur finden, um nicht wieder einem Rückstand hinterherlaufen zu müssen. Ganz bitter: Leistungsträger Jakob Sachs zog sich einen doppelten Bänderriss zu und wird mehrere Wochen ausfallen.

Autor: Mathias Merk