Norderstedts „AAK“ – Vom Torwart zum Regionalliga-Stürmer

Ante-Akira Kutschke im Porträt

15. April 2016, 07:22 Uhr

Das Debüt von Kutschke (r.) gegen den Goslarer SC hätte nicht erfolgreicher vonstattengehen können: Die Vorlage zum Dosenöffner ging auf seine Kappe – am Ende gab’s einen 3:0-Erfolg zu bejubeln. Foto: KBS-Picture.de

Unverhofft kommt oft. So auch im Fall von Ante-Akira Kutschke. Der Jungspund von Eintracht Norderstedt traf in der A-Regionalliga für seinen Klub fast schon nach Belieben. Kein Wunder also, dass Herren-Coach Thomas Seeliger seinen hoch begabten Youngster ab Sommer fest in den Liga-Kader hochziehen wird. Wobei: Eigentlich ist der 19-Jährige schon jetzt ein fester Bestandteil des Viertligisten. Doch wie fing alles an und welche Unwägbarkeiten musste Kutschke aus dem Weg räumen? Wir haben uns mit dem Shootingstar der Eintracht unterhalten.

Der Weg des Ante-Akira Kutschke war schnell vorhergezeichnet. „Ich bin damals mit einem Freund aus dem Kindergarten, der beim FC St. Pauli gespielt hat, mitgegangen, weil ich unbedingt Fußball spielen und Torwart werden wollte“, verrät uns der heutige Offensivallrounder und fügt erklärend an: „Mein Vater hat mich dann sofort, nachdem ich fünf Jahre alt wurde, im Verein angemeldet. Er ist selbst großer St. Pauli-Fan, wodurch ich auch meine Leidenschaft für diesen Klub entdeckt habe“, so Kutschke, dessen Talent schon früh erkannt wurde. „Nach einem Jahr als Torwart bin ich dann zum Feldspieler geworden“, und begründet diesen Schritt mit einem großen Schmunzeln wie folgt: „Ich habe einfach nichts aufs Tor bekommen, weil unsere Abwehr zu stark war. Daraufhin habe ich die Lust verloren.“ Zurückblickend sei es „eine richtig schöne Zeit gewesen, in der ich richtig gute Freunde gefunden habe. Teilweise spielen wir heute noch zusammen oder inzwischen auch gegeneinander.“

„Ich sollte den Verein verlassen“

Ante-Akira Kutschke als Jungspund in der C-Regionalliga des FC St. Pauli. Foto: KBS-Picture.de

Im Sommer 2014 folgte jedoch ein großer Einschnitt. Kutschke verließ die „Kiezkicker“ in Richtung Norderstedt. „Ich war in der damaligen U17 von St. Pauli über ein halbes Jahr lang verletzt und die Konkurrenz im Sturm war in der U19 sehr hoch, weshalb ich wohl wenige Einsätze bekommen hätte. Dementsprechend wurde mir mitgeteilt, dass ich den Verein verlassen soll – woraufhin ich die Wahl zwischen Norderstedt und dem Lüneburger SK hatte. Meine Entscheidung fiel dann zugunsten der Eintracht aus. Im Nachhinein war es ein guter Weg für mich.“ Auf seinem beschriebenen Weg hatte der Rechtsaußen einige Förderer, wie er selbst sagt. „Auf jeden Fall wäre da zunächst meine Familie zu nennen – vor allem mein Vater und meine Freundin. Meine engsten Freunde haben mich ebenfalls unterstützt. Im Trainerbereich waren dies Daniel Domingo und Remi Elert, die in meinen Augen super Trainier sind und sehr auf mich gesetzt haben. So etwas tut insbesondere einem jungen Spieler gut. Zu ganz frühen Jugendzeiten – bis zur U13 – hatte ich mit Dirk Marten und Kemal Mimaroglu auch zwei Trainer, bei denen ich richtig Freude hatte, zu spielen. Diese Zeiten sollte man nie vergessen!“

„Will mich als Stammspieler etablieren“

Nach seinem gelungenen Debüt gehörte Kutschke (r.) auch in der Woche darauf beim 2:1-Sieg über Schilksee zur Startelf der Eintracht und durfte den zweiten Dreier feiern. Foto: KBS-Picture.de

Auch wenn Kutschke mittlerweile schon fünf Mal in der vierthöchsten deutschen Spielklasse zum Einsatz kam, gehört er eigentlich noch dem Kader der A-Regio an. In 13 Partien traf der Youngster bereits 14 Mal! „Vor allem gegen Ende der Hinrunde lief es richtig gut und die Stimmung war super! Ich denke, wenn wir in einer guten Verfassung sind, dann können wir sehr viel erreichen. Das hat uns am Anfang der Saison etwas gefehlt. Aber innerhalb der Mannschaft fühlt man sich sehr wohl, jeder kommt mit jedem klar und der Zusammenhalt ist sehr groß.“ Trotz des großen Wohlfühlfaktors wird „AAK“ den 30. Januar 2016 so schnell nicht vergessen: An jenem Tag feierte Kutschke sein Debüt für die Regionalliga-Equipe der Eintracht und glänzte in seinem allerersten Herreneinsatz auf Anhieb mit einem Assist zur wichtigen 1:0-Führung beim 3:0-Sieg über Goslar. „Es war ein super Spiel und ich hatte einfach nur großen Spaß. Außerdem fühle ich mich geehrt, jetzt schon bei den Herren spielen zu können und dort Erfahrungen zu sammeln.“ Obwohl sich der ehemalige „Kiezkicker“ inzwischen schon ein Stück weit festgespielt hat, bleibt er ganz bescheiden. „Es ist schwer, sich schon jetzt irgendwelche Ziele zu setzen. Ich versuche einfach, gute Leistungen zu bringen und meinen Teil dazu beizutragen, dass wir als Team erfolgreich sind. Ich will mich als Stammspieler etablieren und vielleicht ist irgendwann auch mal der Aufstieg in die dritte Liga möglich. Wer weiß das schon?“

Seeliger: „Er hat die nötige Einstellung, um das Maximale herauszuholen“

„Gegen Meppen hat er den Regionalliga-Fußball von seiner robusten Sorte kennengelernt“, sagt Coach Seeliger. „AAK“ hier im Duell mit Dennis Strompen (r.). Foto: KBS-Picture.de

Dem Zwischenziel, sich „bei den Herren zu etablieren“, ist Kutschke bereits sehr nahe. Und der Ehrgeiz hält ihn auch nicht von Größerem ab. „Ich denke, man sollte immer das Ziel haben, so hoch wie möglich zu spielen. Natürlich lebt der Traum vom Profi noch.“ Auch sein Trainer Thomas Seeliger hält große Stücke auf seinen Nachwuchs-Sprössling. „Er ist ja überraschenderweise schon im Winter hochgezogen worden – auch aufgrund der Tatsache, dass wir viele Ausfälle hatten. Ante ist zwar noch ein A-Jugendspieler, hat sich aber so gut entwickelt, dass wir ihn in fünf Spielen schon viermal von Beginn haben auflaufen lassen. Er macht seine Sache sehr ordentlich, aber man kann bei einem so jungen Spieler nicht erwarten, dass er gleich konstant Spiel für Spiel dieselben Leistungen abruft. Ante hat eine gute Qualität, gibt im Training alles und hat großes Potenzial, das sicher auch noch nicht ausgereizt ist. Es ist schwer, irgendwelche Prognosen zu treffen. Aber ich glaube, er hat die nötige Einstellung, um das Maximale aus sich herauszuholen. Wofür es dann reicht, das weiß man im Vorfeld nie.“ Vor allem an einem Attribut muss er noch zulegen, wie Seeliger meint. „Gegen Meppen hat er den Regionalliga-Fußball von seiner robusten Sorte kennengelernt, da muss er sicher noch wachsen.“