Niendorf nutzt Nachlässigkeiten – Walek: „Verpennt ist zu harmlos formuliert“

3:0-Führung des NTSV nach 20 Minuten endet gegen Süderelbe in 4:2-Sieg

20. März 2018, 23:45 Uhr

FCS-Coach Markus Walek war nach der Niederlage seiner Mannschaft bedient. Foto: KBS-Picture.de

Sein Unmut war nicht zu überhören. Als Nico Reinecke in der zweiten Minute der Nachspielzeit im Strafraum des FC Süderelbe Ilyas Afsin zu Fall brachte, stand Vedat Düzgüner kurz hinter der Mittellinie und schrie verärgert auf. Der Mittelfelfspieler des FCS sah im Match beim Niendorfer TSV in diesem Augenblick die letzten Felle für sein Team, das sich gerade auf 2:3 herangekämpft hatte, nun endgültig davon schwimmen. Und „Vedo“, wie Süderelbes „flinker Flitzer“ genannt wird, sollte Recht behalten: NTSV-„Capitano“ Adam Benn versenkte den „Elfer“ zum 4:2-Endstand. 

„Was soll ich dazu sagen, Wir hatten uns viel mehr vorgenommen“, machte Düzgüners Trainer im Anschluss an die Partie keinen Hehl daraus, dass er alles andere als zufrieden war. Vor allem die ersten 20 Minuten der Begegnung dürften FCS-Übungsleiter Markus Walek schwer im Magen gelegen haben. „Ich weiß gar nicht, ob man da nur von verpennt sprechen kann, Verpennt ist zu harmlos formuliert. Wir haben einfach gar nicht stattgefunden, so als ob wir gar nicht da gewesen wären. Niendorf hat mit uns machen können, was sie wollten“, erklärte der 31-Jährige im Nachgang der Partie auf dem Kunstrasen am Sachsenweg.

Walek: „Wir haben Moral bewiesen, aber uns auch selbst geschlagen“

Niendorfs Dario Streubier knallte nach seinem Treffer an den Pfosten und musste ins Krankenhaus. Foto: KBS-Picture.de

Und genau das machte der NTSV anfangs auch: was er wollte. Nach zehn Minuten brachte Ante-Akira Kutschke die Hausherren mit 1:0 in Führung. Nur fünf Zeigerumdrehungen später bediente Tevin Tafese von links im Strafraum Mitspieler Dario Streubier, der zum 2:0 vollendete, aber seinen Treffer teuer bezahlte: Streubier hatte im Moment des Abschlusses so viel Tempo aufgenommen, dass er ungebremst vor den Pfosten knallte. Das schmerzhafte Ergebnis: ein blutender Cut im Gesicht. Der Torschütze musste behandelt werden, kam dann noch einmal wieder zurück ins Spiel, doch schließlich wechselte Niendorf-Coach Ali Farhadi seinen Youngster, der weiterspielen wollte, mit den Worten „Das ist mir zu riskant, Dario“ aus. Für Streubier endete der Abend übrigens im Krankenhaus mit einer MRT-Untersuchung. Sicher ist sicher.

Letzteres dachten sich offenbar auch seine auf dem Feld verbliebenden Mitspieler, die Tor Nummer drei nachlegten. Diesmal war es Tafese, der nach 19 Minuten Ceylani überwand. Der FCS kam noch vor der Pause heran, als Ian Prescott Claus, der zuvor selbst im Strafraum zu Fall gebracht worden war, per Elfmeter zum 1:3 traf (31.). Nach der Pause hatte der Gast Glück, dass Mustafa Ercetin in der 53. Minute nur den Pfosten traf. Ein bisschen mehr Zielwasser und die Partie wäre spätestens in diesem Moment entschieden gewesen. So aber bediente Düzgüner nach 87 Minuten Claus und dieser verkürzte auf 2:3. Doch da war ja noch Benns Elfmetertreffer zum 4:2-Entsand. Noch vor den beiden letzten Toren übrigens hatte sich Süderelbes Alexandar Mucunski nach einem groben Foul mit „Rot“ frühzeitig zum Duschen verabschiedet. Nach dem Platzverweis gab es eine Rudelbildung mit Zuschauern und Spielern, in deren Folge die komplette Seite gegenüber der Trainerbänke für Fans zur „Tabu-Zone“ erklärt und geräumt wurde.

Farhadi: „Die erste halbe Stunde war der Schlüssel zum Sieg“

NTSV-Kapitän Adam Benn traf vom Elfmeterpunkt zum 4:2-Endstand. Foto: KBS-Picture.de

„Die Rote Karte war eine Dummheit“, ärgerte sich Markus Walek, hatte aber auch erkannt: „Mit einem Mann weniger haben wir uns trotzdem noch Chancen herausgespielt und Moral beweisen.“ Aber, so der FCS-Coach weiter: „Die ersten 20, 25 Minuten, in denen wir gepennt haben und nach denen wir mit 0:3 zurücklagen, waren gegen eine Mannschaft, die so heimstark ist, zu schwer aufzuholen.“ Trotz der Niederlage attestierte Walek seiner Mannschaft, dass „wir nach dem 0:3 aufgewacht und ins Spiel zurückgekommen sind. Wir haben zwar Moral beweisen, aber wir haben uns durch die Rote Karte auch selbst geschlagen.“ Wenn seine Elf „einen guten Start erwischt hätte, wäre das ein spannendes Spiel gewesen. So aber haben wir es dem Gegner zu einfach gemacht“, beschied Walek, der am Freitag im Heimspiel gegen Buchholz 08 nicht nur „Rotsünder“ Mucunski, sondern auch Jan Luka Segedi (fünfte Gelbe Karte) ersetzen muss. Keine guten Aussichten mit einem ohnehin schon engen Kader...

Probleme, die Ali Farhadi so nicht hat. Er konnte sich sogar den Luxus leisten, Malte Wilhelm, Dennis Thiessen, Magnus Hartwig und Pascal Ehrenberg nicht für die Startformation zu berufen und auf Marcel Kindler (Farhadi: „Wir haben ihn geschont, weil er angeschlagen ist. Das ist keine Bestrafung für seinen Fehler im Spiel gegen Rugenbergen“) ganz zu verzichten. „Die erste halbe Stunde war der Schlüssel zum Sieg. Da waren wir unglaublich stark, lauffreudig und geil. Wir wollten unbedingt Tore schießen“, lobte der NTSV-Coach seine Schützlinge, „die Situation mit dem Elfmeter zum 1:3 hat beim Gegner nochmal sowas wie ein Aufbäumen und ein Gasgeben bewirkt. Die haben nach dem 0:3 natürlich erstmal einen Lauf, der nicht gut ist – das hast du auch in der Truppe gemerkt. Nach dem 1:3 haben sie aber nochmal richtig Druck gemacht. Unterm Strich ist unser Sieg verdient und in der Souveränität okay.“

Jan Knötzsch

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