Nach 395-tägiger Abstinenz: Schlumbohm bereit fürs (Pflichtspiel-)Comeback!

Osdorf-Aufstiegsheld trotzte den Ärzten und Komplikationen

28. September 2017, 17:03 Uhr

Will künftig wieder jubeln: Osdorfs wiedergenesener Linksfuß Felix Schlumbohm. Archivbild: noveski.com

„Es war ein langer Pass auf außen. Ich wollte mit links flanken und bin dann mit dem rechten Bein ganz komisch aufgekommen“, erklärt Felix Schlumbohm. So komisch, dass es „sofort geknallt“ hat, wie er anfügt. Und so sehr, dass der Außenverteidiger des TuS Osdorf über ein Jahr lang ausfiel. Denn im Abschlusstraining vor dem Gastspiel beim TSV Buchholz 08 – genauer gesagt am 26. August 2016 – erlitt Schlumbohm einen Totalschaden im rechten Knie: Kreuzbandriss, Knorpelschaden und Außenmeniskusriss! Nun, nach 395-tägiger Pause, feierte er zumindest im Testspiel beim SV Lurup sein Comeback – und zwar ein überaus erfolgreiches…

Den 26. August 2016 wird Felix Schlumbohm so schnell wohl nicht vergessen. „Solche Schmerzen hatte ich noch nie gehabt“, erinnert er sich an den Moment, der ihn über ein Jahr lang außer Gefecht setzte. Der zu jenem Zeitpunkt noch voller Aufstiegseuphorie strotzende Oberliga-Neuling bereitete sich gerade auf sein fünftes Spiel in Hamburgs höchster Spielklasse vor und wollte endlich den ersten Sieg einfahren. Für Schlumbohm war die Saison jedoch schon beendet, bevor sie so richtig begann. Zwar holten seine Osdorfer – trotz einer 2:0-Führung – im Endeffekt „nur“ einen Punkt in der Nordheide (2:2), legten dann aber eine unglaubliche Saison hin, die auf dem sechsten Tabellenplatz endete. Doch für Schlumbohm begann erst der lange Weg zurück. Auch wenn die ersten Prognosen nichts Gutes verhießen, war für den 25-Jährigen an ein Aufgeben nicht zu denken. „Für mich gab es nur ein Ziel: Wieder fit zu werden“, sagt er heute. Vielleicht auch, weil sein Stiefbruder da durchaus als gutes Beispiel fungiert. Denn, wie uns Schlumbohm verrät, hat dieser bereits „vier Kreuzbandrisse“ hinter sich.

"Viele Fans haben mir in dieser Zeit viel Mut zugesprochen"

Schlumbohm (li.) im Duell mit dem Ex-Schenefelder Fabio Bando, der nun beim kommenden Osdorf-Gegner HSV III kickt. Foto: KBS-Picture

Da es bei ihm selbst aber eben nicht nur das Kreuzband war, das in Mitleidenschaft gezogen wurde, habe ihm „der erste Arzt deutlich zu verstehen gegeben, dass ich froh sein soll, wenn es überhaupt wieder geht – und mir vom Fußball abgeraten. Aber er hat mich dann zu einem Spezialisten geschickt, der auch schon mit vielen Profis zu tun hatte. Der hat mir wieder Hoffnung gemacht.“ Doch der Heilungsverlauf war alles andere als reibungslos. „Nach der ersten OP sind Komplikationen aufgetreten. Das Knie hatte sich entzündet“, so Schlumbohm, der insgesamt drei Operationen über sich ergehen lassen musste. In dieser schwierigen Zeit stand ihm nicht nur die Familie daheim, sondern auch die TuS-Familie zur Seite. „Sehr viele Fans haben mir in dieser Zeit viel Mut zugesprochen – das war schon der Wahnsinn! Auch der Verein hat mich in dieser Zeit extrem unterstützt.“ Ganz so leicht war es für ihn aber nicht, sich immer und immer wieder beim Training und bei den Spielen blicken zu lassen. „Als es nach sechs Monaten immer noch Nachfragen zu meinem Gesundheitszustand gab oder auch Genesungswünsche, hat es einen zwar in gewisser Weise gefreut, aber irgendwann konnte ich das einfach nicht mehr hören“, gesteht er rückblickend.

"Es war ein überragendes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen"

Auf dem steinigen Weg zurück musste Schlumbohm diverse Rückschläge verkraften – auch was die eigene Antriebskraft anbelangt. „Es gab eine Phase, in der es schwer war, sich jeden Tag zu motivieren. Aber als es mit der Reha losging, hatte ich auch wieder mehr Elan. Trotzdem war es ein ganz schöner Kraftakt, neben der Arbeit gleichzeitig auch noch den Muskelwiederaufbau voranzutreiben.“ Mehr und mehr Zeit strich ins Land. „Anfangs zählt man die Tage noch mit, aber irgendwann habe ich damit aufgehört. Ich wollte einfach nur fit und gesund werden.“ Und nach exakt 395 Tagen war es soweit: Im Testspiel beim SV Lurup am 11. September feierte Felix Schlumbohm seine Rückkehr auf den Fußballplatz – und wie er das tat. Der „Blondschopf“ brauchte keine 180 Sekunden, um sich mit einem Tor zurückzumelden! Beim 7:0-Kantersieg erzielte er das frühe 1:0. „Es war ein überragendes Gefühl, wieder mit meinen Jungs auf dem Platz zu stehen!“ Auch wenn es Trainer Piet Wiehle gar nicht schnell genug gehen konnte – „Er wurde schon leicht nörgelig“, witzelt Schlumbohm – war er nun endlich wieder zurück. Beim 3:2-Auswärtssieg gegen den SC Condor vor zwei Wochen stand er auch in der Liga erstmals wieder im Kader. Zum Einsatz kam er aber noch nicht. Nun will er nach seinem Urlaub aber wieder angreifen. „Ich möchte so schnell wie möglich ins Team zurückkommen, Spielminuten kriegen – und dann wieder auf das Niveau kommen, um der Mannschaft auch eine Hilfe zu sein.“

"Das brennt sich irgendwo in den Köpfen fest"

Fiebert seinem Comeback entgegen: Felix Schlumbohm. Foto: KBS-Picture

Und auch wenn es bei seinem Team sportlich derzeit nur in der Fremde gut läuft, ist er von der Wende überzeugt – von einem Ende des „Heimkomplexes“ (Fünf Spiele, fünf Niederlagen) sowieso: „Wir haben viele junge Spieler – und wenn’s dann immer wieder heißt ‚Sowas gab es in Osdorf noch nie‘, dann brennt sich das auch irgendwo in den Köpfen fest und ist schwer, dort wieder rauszubekommen. Aber ich bin mir sicher, dass wir die Trendwende schaffen und das Ruder zum Positiven rumreißen.“ Wenn die „Blomkampler“ ihre eigentliche Festung auch wieder zu einer machen, sollte der Sprung aus den unteren Tabellenregionen gelingen. „Das Ziel ist ganz klar, die Klasse zu halten. Und ich sehe die Mannschaft auch eher im Mittelfeld als irgendwo in den unteren Rängen“, so Schlumbohm, der nach seiner Urlaubs-Rückkehr hofft, „spätestens im nächsten Liga-Heimspiel wieder im Kader zu stehen“. Zunächst einmal geht es am Freitag aber zum Tabellen-Schlusslicht HSV III. „Dort brauchen wir die drei Punkte!“ Wir sind per LIVE-Ticker ab 20 Uhr dabei – vielleicht ja auch schon mit Felix Schlumbohm und dessen Pflichtspielrückkehr.

Autor: Dennis Kormanjos