Mandic: „Wenn man die Klarheit der Chancen sieht, ist das extrem bitter“

Norderstedt nach Pokalpleite zwischen Stolz und Enttäuschung

13. August 2017, 18:25 Uhr

Nationalstürmer Mario Gomez war bei EN-Abwehrrecke Marin Mandic bestens aufgehoben. Foto: KBS-Picture

Gleich dreimal hatte der FC Eintracht Norderstedt im DFB-Pokalspiel gegen Bundesligist VfL Wolfsburg den Torschrei auf den Lippen. Zweimal zielte Philipp Koch per Freistoß nur um Haaresbreite am Kreuzeck vorbei - einmal verpasste der eingewechselte Sinisa Veselinovic per Kopf den möglichen Ausgleich. Trotz der ganz starken Leistung reichte es am Ende nicht für den Viertligisten zur großen Pokal-Sensation gegen einen tristen Gegner. Was die Beteiligten nach dem Spiel zu sagen hatten, hier gibt's die Antworten...

Hamajak Bojadgian (Abwehrspieler Eintracht Norderstedt): „Klar ist Mario Gomez für Wolfsburg zu seinen Abschlüssen vorne gekommen. Wichtig war, dass Marin (Mandic, Anm. d. Red.) bei den Abschlüssen immer eng dran waren. Das ist uns gut gelungen. Ich glaube, ein oder zwei Mal haben wir ihm zu viel Platz gelassen. Trotzdem können wir am Ende mit unserer Leistung zufrieden sein. Zwischen Gomez und Marin gab es ein wenig Trash-Talk. Ich glaube, das gehört dazu. Das macht Fußball aus. Ich fühle mich gerade nicht erschöpft oder enttäuscht. Ich glaube, dass werden wir erst morgen fühlen oder heute Abend, wenn wir zuhause sind. Jetzt gerade überwiegt noch das Adrenalin.“

Norderstedts Deran Toksöz wird gleich von einem "Wölfe"-Trio in die Zange genommen. Foto: KBS-Picture

Mario Gomez (Stürmer VfL Wolfsburg): „Ich würde unseren Auftritt nicht als trostlos bezeichnen. Ich habe ein sehr gutes Spiel von uns gesehen – mit einem Stürmer, der heute den Ball nicht reinbekommen hat. Wenn wir früher 2:0 oder 3:0 führen, dann läuft das Spiel ganz anders von der Wahrnehmung her. Von der Sache her ist es so, dass wir das Spiel absolut kontrolliert, aber den Ball nicht über die Linie bekommen haben. Das ist das, was wir uns vorwerfen müssen. Alles in allem sind wir nie ungeduldig geworden, sondern haben einfach weitergespielt. Irgendwann haben wir das Tor gemacht. Danach muss ich das zweite oder dritte noch machen. Dann gehen wir hier als souveräner Sieger vom Platz. Aber so ist so ein Pokalspiel halt: In der ersten Hälfte haben wir fünf, sechs Aktionen, wo der ball durchflutscht. Wenn du das Glück hast, steht es ganz schnell 1:0. ich finde, dass wir es bis auf die letzten 15 Minuten sehr souverän gemacht haben. Wir hätten das Spiel klarer mit 4:0, 5:0 oder 6:0 gewinnen müssen."

Felix Drinkuth (li.) kommt nur einen Schritt zu spät gegen Koen Casteels. Foto: KBS-Picture

Marin Mandic (Abwehrspieler Eintracht Norderstedt)

… über die Duelle und Wortgefechte mit Wolfsburg-Stürmer Mario Gomez: „Inhaltlich ist das alles nicht wichtig. Das passiert auf dem Platz und während der 90 Minuten, so ein bisschen Trashtalk – er zu mir und ich zu ihm. Nach dem Spiel ist das alles wieder vergessen. Es ging schon in der Anfangsphase los, dass er was gesagt hat und ich darauf reagiert habe. Ich weiß nicht, ob er gefrustet war. Dahingehend haben wir unser Ziel erreicht – trotzdem fliegen wir im Endeffekt raus. Natürlich wurde im Vorfeld ein großer Hype um Mario Gomez gemacht, aber wir haben es geschafft, alle Elf in Schach zu halten und wirklich super dagegenzuhalten. Mario Gomez war uns da gar nicht so wichtig, denn er ist nicht der einzige Spieler, der da Tore erzielen kann. Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir es geschafft und kommen weiter.“

… über das Standard-Gegentor: „Es ist ähnlich wie in der Liga und sehr, sehr bitter, dass ein Standard herhalten muss. Denn wenn du es schaffst, gegen einen Bundesligisten kein Gegentor aus dem Spiel heraus zu bekommen, dann ist das natürlich umso bitterer.“

… über die Defensivleistung: „Vom Stürmer bis zum Torwart war das wirklich super. Man muss da allen Spielern ein Kompliment machen! Wobei Wolfsburg, bei allem Respekt denen gegenüber, wirklich ganz schwach war. Die haben uns nicht wirklich gefordert und waren nicht zwingend. Natürlich sind sie sehr, sehr stark. Aber ich glaube, das war nicht das Beste, was Wolfsburg aufbieten konnte. Aber das lag auch daran, dass wir so stark waren.“

… über den Stolz aufgrund der gezeigten Leistung: „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass wirklich die Enttäuschung überwiegt. Denn wenn man sieht, wie wir gespielt haben und was für Chancen – in welcher Klarheit – da waren, dann ist das extrem bitter.“

… über den Schiedsrichter und Siegtorschützen Camacho: „Was mich persönlich aufgeregt hat, dass der Kollege Camacho in der ersten Halbzeit innerhalb von gefühlten fünf Minuten gleich dreimal foult und keine Karte sieht. In der zweiten Halbzeit legt er direkt wieder mit einem Foul los und es passiert wieder nichts. Ich weiß nicht, ob das ein gewisser Bonus ist. Es ist einfach ärgerlich.“

Philipp Koch (li.) und Felix Uduokhai im Kampf um den Ball. Foto: KBS-Picture

Sinisa Veselinovic (Stürmer Eintracht Norderstedt)

... zu seiner Kopfballchance in der 85. Minute: „Der muss rein!“

... zum Spiel: „Es war ein spannendes Spiel und wir hätten uns eine Verlängerung echt verdient gehabt. Das wäre nochmal schwierig geworden für die. Leider gehen wir als Verlierer vom Platz.“

... über die Leistung: „Sich mit den Profis zu messen und zu sehen, dass wir da mithalten können, ist eine super Sache. Wir können stolz darauf sein.“

... das Gegentor: „Wir müssen bei Standards einen Tick besser verteidigen. Da haben wir noch nicht die optimale Lösung gefunden. Aber ich kann da keinem einen Vorwurf machen, das sind top Spieler. Da kommt ein Bundesligist und dann kassiert man nun mal so ein Tor, wenn man einen Moment nicht aufpasst. Aber generell haben wir das echt gut gemacht. Wir haben uns reingehauen, gekämpft und alles rausgeholt was ging – aber am Ende hat es leider nicht gereicht.“


Jan Knötzsch/Dennis Kormanjos


Der Freistoß von Philipp Koch an den Außenpfosten



Der zweite Standard von Koch knapp am Knick vorbei