„Man muss sich in einem Verein wohl und erwünscht fühlen“

TSV Uetersen-Coach Ehlers erklärt seinen Abgang und Ziele mit „Raspo“

29. Januar 2016, 08:55 Uhr

Peter Ehlers appelliert an den Charakter seiner Spieler und freut sich auf die neue Aufgabe bei Raspo Uetersen. Foto: noveski.com

Für Peter Ehlers ist es mit einjähriger Unterbrechung bereits das zehnte Trainerjahr beim TSV Uetersen. Am Ende der Saison wird jedoch definitiv Schluss sein – denn der ehemalige Zweitliga-Profi von RW Essen wird sich voll und ganz dem neu gegründeten „Konkurrenten“ Rasensport Uetersen zuwenden. „Der große Rivale ist es ja nicht, da wir in unterschiedlichen Klassen spielen werden“, sagt Ehlers zwar, nichtsdestotrotz ist es auch für den 49-Jährigen, der „die Rose immer im Herzen getragen“ hat, wie er selbst sagt, eine komische Situation. Zunächst soll er den TSV zum Klassenerhalt führen, um dann mit „Raspo“ einen Durchmarsch anzuvisieren.

„Ich hatte solch eine Situation schon in Kummerfeld, Wedel und selbst hier in Uetersen, dass bekannt wurde, dass ich den Verein am Saisonende verlassen werde. Trotzdem habe ich bis zum Schluss voll durchgezogen. Das wird auch diesmal so sein“, verspricht Ehlers, der in seiner Freizeit bereits am Kader für die neue Spielzeit bei Rasensport Uetersen arbeitet. „In der restlichen Zeit konzentriere ich mich voll auf den Klassenerhalt mit dem TSV!“ Aktuell stehen die ersten acht Spieler fest, die ihrem Übungsleiter zu „Raspo“ folgen werden. Trotz dessen betont Ehlers: „Es geht nicht darum, dass wir den kompletten Kader mit rüber nehmen, sondern darum, dass wir eine neue Mannschaft zusammenstellen und etwas Neues aufbauen wollen. Es ist ein großes und schönes Projekt mit Rasensport Uetersen – und man muss dabei immer bedenken, dass wir ein reiner Fußballverein sein werden.“ Genau in diesem Punkt hakte es nämlich zuletzt beim TSV. „Wir brauchen uns nicht mehr mit irgendwelchen anderen Sparten zu unterhalten. Man hat uns immer das Gefühl gegeben, hier nicht gewollt zu sein. Deswegen hätte ich so oder so beim TSV Uetersen aufgehört. Nun freue ich mich darauf, ab Sommer in einem reinen Fußballklub arbeiten zu dürfen, in dem alle dieselbe Sprache sprechen und eine Meinung haben. Was nämlich in der Vergangenheit hier passiert ist, hatte größtenteils nichts mit Fußball zu tun.“

Die Unruhe sowie das Unerwünscht sein innerhalb des Vereines seien letztlich auch die Gründe für den sportlichen „Absturz“ gewesen, wie Ehlers meint. „Wir hatten bereits in der letzten Saison das schlechteste Abschneiden in meiner Zeit beim TSV Uetersen. Das ist alles darauf zurück zu führen, dass wir in vielen Fällen nicht so behandelt wurden wie erhofft. Wir wollen ja keine Sonderbehandlung, aber man muss sich in einem Verein wohl und erwünscht fühlen. Das war in den letzten zwei Jahren nicht mehr der Fall. Deshalb ist es eine logische Folge, dass ich am Saisonende aufhöre.“ Man habe versucht, „vieles von der Mannschaft weg zu halten“, so Ehlers, „aber die Spieler sind ja nicht dumm. Wir waren ein eingeschworener Haufen, viele Spieler kommen aus dem Umkreis. Aber wir merken auch, dass wir zum Stillstand gekommen sind.“ Trotz der komplett unterschiedlichen Auffassungen will Ehlers bis zum Sommer alles aus der Mannschaft herausholen. „Ich appelliere an den Charakter von jedem Spieler! Es ist wichtig, dass man sich bis zum Schluss voll reinhängt. Wenn wir als Trainerteam dieses Gefühl beim einen oder anderen Spieler nicht mehr haben, dann werden wir ihn nicht mehr spielen lassen. Ich glaube aber, dass die Mannschaft größtenteils aus Charakteren besteht, die nicht in ihrer Vita stehen haben wollen, aus der Landesliga abgestiegen zu sein. Von daher gehe ich davon aus, dass alle Spieler bis zuletzt alles dafür tun werden. Was danach passiert, ist uns egal. Die Hauptsache ist, dass wir die Klasse halten.“

Nach ersten Gesprächsansätzen, in denen eine Kooperation beider Vereine angestrebt wurde, ist diese nun vom Tisch. Bedeutet für Rasensport Uetersen, dass man in der Kreisklasse anfangen muss. „Zwischen dem TSV und Raspo wird es in diese Richtung keine weiteren Gespräche geben. Wir werden unten anfangen und neu aufbauen. Das ist auch ganz gut so, da wir uns zeitlich nicht unter Druck gesetzt fühlen müssen, eine Landesliga-Mannschaft zusammenzustellen. Wir wollen einen Fußballklub aufbauen, der langfristig gesehen wieder den Status genießt, den man in Uetersen kennt.“ Mit Rasensport werden ambitionierte Ziele ins Auge gefasst. „Klar ist, dass wir versuchen wollen, in den ersten drei Jahren bis zur Bezirksliga durchzumarschieren. Das ist unsere Zielsetzung, dafür steht uns auch ein gutes Potenzial zur Verfügung. Wir wissen aber, dass es spätestens in der Bezirksliga nicht so einfach werden wird. Bis dahin wollen wir in Uetersen einen Fußballverein aufbauen, der Potenzial hat, sich in der Landesliga – auf lange Sicht vielleicht sogar in der Oberliga wiederzufinden und den Zuschauern sowie dem Umfeld wieder einen vernünftigen Fußball anzubieten. Das hat in den letzten zwei Jahren absolut nachgelassen – das muss man definitiv sagen.“