„Man muss den Ball einfach flach halten und realistisch sein“

Sascha de la Cuesta über den bisherigen Saisonverlauf des FC Türkiye

10. Oktober 2017, 16:20 Uhr

„Wir hatten einen dummen Start und müssen darauf achten, nicht unten reinzurutschen“, beurteilt Sascha de la Cuesta die derzeitige Situation des FC Türkiye. Foto: KBS-Picture

Die Frage stammt aus dem Sonderheft der FussiFreunde vor dem Beginn der laufenden Saison, in dem wir die Situation und die Perspektiven der Mannschaften für die Spielzeit 2017/2018 beleuchtet haben. „Neue Ära oder neues Intermezzo?“, heißt es da im Bezug auf den FC Türkiye und sein Trainerduo Dennis Kreutzer und Gökhan Acar, das mit der Vorbereitung auf die aktuelle Serie seine Arbeit bei den Wilhelmsburgern aufnahm und auch eine ganze Schar neuer Spieler an den Sportplatz Landesgrenze lotste. Zunächst ließ sich das neue Projekt des ehemaligen Billstedter Duos gut an, doch derzeit zeigt die tabellarische Kurve des FCT eher nach unten als nach oben...

Es war am vergangenen Samstag im Spiel gegen die TuS Dassendorf. Irgendwann in der ersten Halbzeit des Auswärtsspiels beim Serienmeister führte Sascha de la Cuesta den Ball am Fuß und wollte ihn lang in die gegnerische Hälfte hinein schlagen. Doch wohin? Der „Zehner“ des FC Türkiye fand einfach keinen Abnehmer für sein Zuspiel. Keiner seiner Mitspieler stellte in diesem Moment eine vernünftige Anspielstation an. „Habt ihr alle Angst oder was!?“, klagte „Dela“, während er noch immer Ausschau hielt und letztlich versuchte, vorne im Sturm Tolga Tüter in Szene zu setzen. Der Versuch verpuffte jedoch schnell. Tüter kam nicht an die Kugel, die Dassendorfer Defensive konnte klären.

„Wir hatten einen dummen Start und müssen darauf achten, nicht unten reinzurutschen“

Der Mannschaft des Trainer-Duos Dennis Kreutzer (vo.) und Gökhan Acar fehlt es derzeit noch an Konstanz. Foto: KBS-Picture

Nun ist die letztliche 1:3-Niederlage bei der Übermannschaft der Liga keine Schande und sicherlich auch kein Gradmesser allererster Güte, um an ihr die derzeitige Situation des FC Türkiye festzumachen, irgendwie allerdings passte dieser kurze Moment doch zu dem, was die Mannschaft von der Georg-Wilhelm-Straße derzeit und in den zurückliegenden Wochen erlebte. Die Vorbereitung auf die laufende Spielzeit verlief gut. Richtig gut. Spätestens mit dem Gewinn des Harburg-Pokals setzte Türkiye vor dem Start in die Pflichtspiele ein Ausrufezeichen, das die anderen Teams der Oberliga zur Kenntnis nahmen. „Wir spielen attraktiven und aggressiven Fußball“, erklärte Abwehrmann Bilyal Mustafov vorm Saisonstart und war sich sicher: „Wir können richtig viel erreichen.“ Sahen auch die Konkurrenz und die vielen Experten so. Hier und da wurde sogar offen vom Geheimfavoriten FC Türkiye gesprochen, wenn es darum ging, wer bei der Frage des Titelgewinns ein Wörtchen mitreden, zumindest aber ganz oben mitspielen könne. Dennis Kreutzer sah das Ganze zwar ambitioniert, jedoch etwas zurückhaltender. „Wir wollen uns entwickeln und im oberen Drittel mitspielen“, sagte der Coach. 

Klaus Klock war sich gar ganz sicher, mit der Verpflichtung des Duos Kreutzer/Acar das große Los gezogen zu haben. „Mit der Entscheidung, die beiden zu holen, haben wir mehr als nur alles richtig gemacht. Wenn sie keine goldenen Löffel klauen, werden sie auf lange Zeit unsere Trainer sein“, lobte der Manager vor dem Start in die Saison sein neues Trainerteam. Die Realität sieht anders aus. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen etliche Punkte und einige Tabellenplätze. Auf dem 14. Rang steht der Club derzeit im Klassement der Oberliga. Die Abstiegszone ist nur fünf Zähler entfernt und das Trainerduo soll in der jüngeren Vergangenheit bereits damit geliebäugelt haben, seinen Posten zur Verfügung zu stellen, so die Gerüchteküche. „Wir hatten einen dummen Saisonstart und müssen darauf achten, dass wir nicht unten reinrutschen“, sagte Sascha de la Cuesta schon nach der 0:5-Niederlage beim FC Teutonia 05 vor knapp zwei Wochen.

„Im Pokal müssen wir als höherklassiges Team gegen HR weiterkommen“

Türkiyes Stürmer Tolga Tüter agierte zuletzt eher glücklos. Foto: KBS-Picture

Mit Blick auf das eine Spiel weniger, das Türkiye aufweist (die ausgefallene Partie gegen Pinneberg wird am 31. Oktober nachgeholt), erklärt „Dela“: „Wenn wir das gewinnen, haben wir wieder Anschluss ans sichere Mittelfeld.“ Bislang aber ist die Mannschaft dafür zu unbeständig. Zwar gab es Siege wie das 1:0 gegen den SC Condor, das 5:2 gegen den Hamburger SV III oder das 5:0 gegen den SC V/W Billstedt, denen stehen eben aber auch Niederlagen wie gegen den SC Victoria (1:3), den FC Süderelbe (0:3) oder eben Teutonia (0:5) gegenüber, wobei die Mannschaft an der Kreuzkirche bis zur 70. Minute nicht viel schlechter agierte als der spätere Sieger. Für mehr als den 14. Platz reicht es aber dennoch derzeit nicht. Um oben mitzuspielen oder gar in den Kampf um die Meisterschaft einzugreifen schonmal gar nicht. 


Letzteres muss es aber auch gar nicht, wenn es nach Sascha de la Cuesta geht. „Wenn wir eine gute Saison spielen, dann landen wir irgendwo um Platz sechs, sieben oder acht. Das ist meiner Meinung nach realistisch. Wir müssen in der Realität bleiben: Wir haben eine junge Mannschaft. Sicher haben wir gute Fußballer dazu bekommen, aber für manche ist es das erste Jahr in der Oberliga. Da kannst du niemals von der Meisterschaft reden, sondern wir müssen den Ball flach halten“, sagt der 27-Jährige und ergänzt: „Wir sind ja auch noch im Pokal und haben da Bock drauf. Gegen Halstenbek-Rellingen müssen wir, auch wenn das eine gute Mannschaft ist, als höherklassiges Team weiterkommen. Wenn wir da gewinnen, ist vielleicht mehr möglich. Es gibt ja jedes Jahr im Pokal eine Überraschung. Vielleicht haben wir da mal Glück und können uns dort Ziele setzen.“

Jan Knötzsch