Lemke: „Es gibt viele Gründe, woran Elmshorn gescheitert ist“

Der Neu-Teslaner blickt zurück und voraus

22. Januar 2015, 11:03 Uhr

"Sechser" Torsten Lemke (mi.) marschierte immer mit vollem Einsatz vorneweg. Foto: KBS-Picture.de

„Die Fans von Hansa Rostock weinen heute noch der Zeit nach, als ihr Verein in der ersten und zweiten Bundesliga um Punkte kämpfte“, sagt Torsten Lemke, der in seiner noch relativ jungen Fußballer-Laufbahn bereits einige Stationen hinter sich hat und in der Jugend unter anderem beim Club mit der „Kogge“ kickte. Es folgten weitere höherklassige Engagements, ehe Lemke zu Beginn der Woche beim FK Nikola Tesla anheuerte und seine Erfahrung nun beim Bezirksligisten einbringen möchte.

„Auch wenn ich nun schon einige Monate keinen Fußball gespielt habe, besteht natürlich noch immer der Kontakt zu vielen Jungs von früher“, erzählt Lemke, der bis September noch für den FC Elmshorn seine Buffer schnürte – und das nicht zum ersten Mal: der 26-Jährige gehörte in der Saison 2012/2013 zumindest bis zum Winter zu jenem Team, das nach dem Aufstieg durchmarschierte und auf Anhieb Hamburger Meister wurde. Keine anderthalb Jahre später ist das Kapitel Elmshorn Geschichte. „Das ist ein Thema, was für viele ehemalige Spieler, die dem Meisterteam angehörten, nicht ganz so leicht ist“, versucht sich der Mittelfeld-Motor diplomatisch zu geben, um dann doch ein wenig auszuholen: „Helge Melzer (damaliger Präsident, Anm. d. R.) holte mich damals aus Neumünster, wo ich kurz vor der Vertragsverlängerung um weitere zwei Jahren beim Regionalligisten stand. Er erzählte mir damals, was er und der Verein vorhaben. Wer als Coach und welche Spieler kommen sollen. Da ich immer eine ziemlich lange Anreise nach Neumünster hatte, habe ich mich für den Wechsel entschieden – was mir alles andere als leicht fiel, da die Zeit in Neumünster der Wahnsinn war.“

„Die Herausforderung war groß“

Aus anfänglicher Vorfreude wurde jedoch schnell ein Missverständnis: „Leider haben sich die Wege zwischen dem FC Elmshorn und mir schon im Winter wieder getrennt. Ich war damals sehr enttäuscht, aber so ist der Fußball nun einmal. Schnell kam wieder der Kontakt zu Ervin Lamce (zu diesem Zeitpunkt Trainer in Neumünster, Anm. d. R.) zustande, der mich zurückholen wollte. Das scheiterte schlussendlich an der langen Strecke und somit hatte sich das Thema erledigt.“ Nach kurzen Zwischenstopps bei Germania Schnelsen und dem SV Lurup kehrte Lemke im Sommer des vergangenen Jahres unter komplett anderen Voraussetzungen und Zielen nach Elmshorn zurück. „Bert Ehm, mit dem ich ja schon in Schnelsen zusammengearbeitet hatte, rief mich an und fragte, ob ich mir vorstellen könne, zurückzukommen. Ein neues Team, neuer Coach, neue Perspektiven – die Herausforderung als 25-Jähriger, der eine Leader-Rolle einnehmen sollte, waren groß.“ Es dauerte nicht lange, bis die Verantwortlichen der Krückaustädter völlig überraschend die Reißleine zogen und Coach Bernhard Schwarz sowie Sportchef Ehm von ihren Aufgaben entbunden haben.

Die glorreichen Zeiten in Elmshorn gehören der Vergangenheit an. Torsten Lemke im Luftduell mit Dassendorfs Tornieporth. Foto: KBS-Picture.de

Fortan herrschte beim FCE ein stetiges Chaos, was in der Abmeldung vom Spielbetrieb Mitte Dezember mündete. Lemke: „Es gibt viele Gründe, woran der Verein gescheitert ist. Kurzum gesagt ist es einfach nur sehr schmerzhaft für alle Elmshorner, Funktionäre und Spieler, die nur das Beste für den Verein wollten. Aber auch hier muss man einfach sagen: auch das ist Fußball.“ Für seine ehemaligen Mitstreiter, die rechtzeitig den Absprung geschafft haben, freut sich Lemke – vor allem bei Patrick Ziller, der nun sein Glück beim SV Rugenbergen sucht: „Er ist nicht nur ein guter Mensch, sondern immer noch ein Typ für die Regionalliga. Vielleicht bekommt er ja nochmal die Chance dazu. Ich würde es ihm wünschen!“

„Die Regionalliga-Zeiten sind vorbei“

Dem gebürtigen Greifswalder stand einst eine große Laufbahn ins Haus. Mit Wehmut blickt er aber nicht auf die Zeit zurück, wie er selbst sagt: „Natürlich war es eine einmalige Erfahrung, in der Regionalliga vor ein paar tausend Zuschauern gespielt zu haben, mit Neumünster Meister zu werden und den Aufstieg in die Regionalliga zu feiern. Natürlich blicke ich auch gerne mal zurück und spreche auch mal darüber. Aber die Zeiten sind vorbei. Ich schaffe es einfach nicht mehr, viermal in der Woche zu trainieren. So ein Pensum brauchst du ganz einfach, wenn du Oberliga oder Regionalliga spielen möchtest. Ich freue mich auf die neue Aufgabe bei Nikola Tesla und vielleicht kann ich einen minimalen Teil dazu beitragen, dass wir aufsteigen. Die Bedingungen sind gut, der Charakter des Teams soll außergewöhnlich sein, das will ich mitnehmen.“ Trotz höherklassiger Anfragen fiel Lemkes Entscheidung auf den Tabellenzweiten der BZ Süd. „Mir geht es nur noch um den Spaß am Fußball, die Freude daran zu gewinnen, vielleicht auch jüngeren Spielern helfen zu können.“

„Will jede Partie gewinnen – egal in welcher Liga“

Doch wie kam der Kontakt überhaupt zustande? „Ich hab nach wie vor ein super Verhältnis zu Ilias Antoniou, der ja Kapitän bei Tesla ist. Wir haben uns regelmäßig ausgetauscht und so kam es, dass Coach Marc Zippel eines Tages bei mir anrief. Die Gespräche waren sehr angenehm. Ilias und Marc erzählten mir von dem aktuellen Kader, dem Verein und den Fans. Da ich direkt in der City arbeite, ist das Trainingsgelände nicht weit entfernt, es passte einfach gut.“ Als der Club nach dem tragischen Suizid von Dejan Grubesic wie blockiert agierte und in den Abstiegsstrudel geriet, übernahm Zippel das Kommando an der Wichmannstraße – und prompt ging es wieder steil bergauf. Während der 46-jährige Zepterschwinger seither immer wieder vor zu viel Euphorie warnt, geht Lemke voller Selbstvertrauen in die zweite Saisonhälfte: „Ich gehe stark davon aus, dass der Coach, das Team und die Neuzugänge nicht Fußball spielen, um einmal im Monat zu gewinnen und am Ende der Saison Fünfter zu werden. Ich gehe in jede Partie, um sie zu gewinnen – egal in welcher Liga! Diesen Anspruch habe ich schon immer gehabt. Wir werden alles versuchen und dafür tun, um am Ende ganz oben zu stehen. Ob es klappt, wird sich zeigen.“