Last-Minute-Knall: Vicky-„Leitwolf“ ist nun „Rothose“!

Spektakulärer Wechsel: Rabenhorst heuert beim HSV III an

01. Februar 2017, 16:07 Uhr

Die Tinte ist trocken: Während Marcus Rabenhorst (li.) seinen Kontrakt unterzeichnet, freut sich Felix Karch auf seinen prominenten Neuzugang.

Sechs Jahre lang war er einer der „Gladiatoren“ beim SC Victoria, absoluter Führungsspieler, Kapitän und zuletzt sogar spielender Co-Trainer an der Hoheluft: Doch nun, ganz abrupt, endet die Ära von Marcus Rabenhorst beim traditionsreichen Oberligisten! Ein Paukenschlag am „Deadline-Day“, für den nicht zuletzt der Hamburger SV III verantwortlich ist. Denn: Chefcoach Felix Karch unterrichtet uns von der sofortigen Verpflichtung des „Vicky-Leitwolfs“! „Wir sind sehr glücklich, einen Spieler dieser Kategorie von uns begeistert zu haben“, teilt uns Karch mit. Und auch Rabenhorst selbst bestätigt uns seinen Wechsel nach Norderstedt.

Während der plötzliche Abschied Rabenhorsts von der Hoheluft für einige Beobachter überraschend kommen mag, hat sich der 32-Jährige, der in zehn Tagen seinen 33. Ehrentag feiert, schon länger mit dem Gedanken auseinandergesetzt, wie er uns verrät: „Seit einem Monat beschäftige ich mich bestimmt schon mit diesem Thema…“ Ins Detail gehen möchte „Rabe“ zwar nicht, aber mit einem Satz lässt er durchaus tief blicken, dass er sich einen anderen Abschied gewünscht hätte. „Es ist schwierig, sich konkret und detailliert zu äußern – und ich möchte es auch gar nicht. Nur so viel: ein gestandener Spieler mit gewissen Funktionen, wie dem Kapitänsamt oder dem Co-Trainer-Posten, geht zu diesem Zeitpunkt nicht ohne Grund.“ Was jedoch nicht heißen soll, dass er sich nicht auf seine neue Aufgabe freut. „Mit Felix stehe ich schon lange in Kontakt, allein schon dadurch, dass wir zusammenarbeiten. Da gab es immer mal wieder einen losen Austausch, der zuletzt etwas konkreter wurde.“

„Es hat früher als gedacht geklappt“

Gibt seine Erfahrung nun beim Hammonia-Zweiten weiter: Marcus Rabenhorst. Foto: noveski.com

Karch selbst sagt: „Es kam immer mal wieder zur Sprache, ob er nicht noch einmal für uns spielt, bevor er aufhört. Durch gewisse Umstände, auf die ich nicht näher eingehe, ist das nun früher der Fall als gedacht.“ Der ehemalige Jugendspieler von Hansa Rostock und spätere Leistungsträger des FC Schönberg 95, SV Straelen, Altona 93, TSG Neustrelitz, Oststeinbeker SV und eben SC Victoria wird seine sechs Jahre bei den Gelb-Blauen jedoch stets in guter Erinnerung behalten. Gerne blickt er auf die vielen Erfolge zurück. „Natürlich werde ich die Oberliga-Meisterschaft, die beiden Regionalligaaufstiege sowie die jeweils zwei Oddset-Pokalsiege und DFB-Pokal-Teilnahmen nicht vergessen. Das absolute Highlight war für mich aber die Saison 2011/2012, als wir nach der Hinrunde Tabellenzehnter waren, aus dem Winter-Trainingslager auf Malle zurückkamen und in der Rückrunde kein einziges Spiel mehr verloren haben, wodurch wir noch Hamburger Meister geworden sind. Insgesamt hat man in all den Jahren sicherlich mehr Zeit und Energie reingesteckt, als das, was im Endeffekt an Ertrag dabei herumkam. Aber man hat’s gerne gemacht.“

„Ich stehe auf Projekte, wo aus wenig Mitteln viel rausgeholt wird“

Hischem Oudjouadj soll den Konkurrenzkampf erhöhen. Foto: noveski.com

Nachdem sich allerdings abzeichnete, dass eine Trennung für beide Seiten wohl unumgänglich sei, taten sich Rabenhorst auf Anhieb „mehrere Optionen auf“, wie er sagt. „Ich werde nicht konkret darauf eingehen, kann aber sagen, dass mich im Endeffekt das gesamte Konzept des HSV III überzeugt hat. Was für mich noch hinzu kommt: ich wohne in Niendorf, von daher hat die örtliche Nähe zur Anlage in Norderstedt auch eine gewichtige Rolle gespielt. Insgesamt gesehen sind die Bedingungen hier natürlich optimal.“ Zudem erklärt der Polizeibeamte: „Ich finde Projekte ganz allgemein immer sehr spannend, wenn man aus relativ wenig viel rausholt. Und das ist hier der Fall. Das spricht für eine homogene, kollegiale und charakterlich einwandfreie Truppe, in der ich ein bisschen von meiner Erfahrung weitergeben möchte. Ich stehe Rede und Antwort, gebe gerne Tipps, wenn die jungen Spieler auf mich zukommen. Wie sich das Ganze sportlich entwickelt, wird man sehen. Ich denke, dass der Tabellenplatz schon für sich spricht. Durch die Duelle mit unserer zweiten Mannschaft habe ich den Weg schon ein Stück weit verfolgt.“

Aktuell plagt sich Rabenhorst allerdings noch mit Problemen an der Patellasehne herum und hofft, schnellstmöglich wieder fit zu sein, um seiner neuen Mannschaft zu helfen. Auch davon hänge es ab, wie lange er selbst noch gegen den Ball treten will. „Ich habe mir da keinen Zeitplan aufgestellt. Die Gesundheit spielt natürlich eine entscheidende Rolle, wie lange man ein mögliches Ende noch hinauszögern kann.“ Sein neuer Trainer hofft natürlich, dass ein mögliches Karriereende noch lange nicht in Sicht ist. „Marcus ist nicht nur menschlich ein super Typ, sondern auch ein Spieler, der in unserer Altersstruktur vielleicht noch gefehlt hat. Außerdem schafft uns seine Verpflichtung mehrere Optionen, was das System betrifft – auch wenn wir keinen akuten Bedarf haben, dieses zu ändern, schließlich waren wir damit sehr erfolgreich.“

Auch Möhring und Oudjouadj kommen „am stressigsten Tag des Jahres“

Hielt zuletzt den Kasten des TuS Osdorf sauber und soll nun beim HSV III als "Freundschaftsdienst" einspringen: Christoph Möhring. Foto: noveski.com

Marcus Rabenhorst ist also da – aber der „Abwehrrecke“ ist längst nicht der einzige Neue beim Hammonia-Zweiten: wie wir bereits berichteten, haben auch Dario Ivanko (VfL Pinneberg) und Stjepan Vego (pausierte zuletzt, davor SC Victoria) beim Karch-Team angeheuert. Ebenfalls neu: vom SC Victoria II verschlägt es Hischem Oudjouadj zu den „Rothosen“. Gleiches gilt ein wenig überraschend auch für Torhüter Christoph Möhring, der seine Laufbahn nach einem Bandscheibenvorfall in der Hinrunde beim TuS Osdorf eigentlich beendet hatte. „Bei Christoph ist es ein reiner Freundschaftsdienst. Er kennt die Jungs, ist mit vielen privat befreundet. Er wird immer dann zum Training kommen, wenn Bedarf ist.“ Der Grund für die Verpflichtung des Keepers ist der, dass Jan Haerting aus gesundheitlichen Gründen erst einmal nicht zur Verfügung steht. Der 21-jährige Oudjouadj soll derweil den Konkurrenzkampf erhöhen. „Hischem kann hinten recht spielen, wo wir noch nicht variabel genug besetzt waren. Er ist ein junger, talentierter Spieler, der sehr ruhig und sachlich agiert.“ Dem Transferfenster hat man kurz vor Schließung nochmal einen ordentlichen Schubser mit auf den Weg gegeben. Fünf neue Leute wurden an Land gezogen. Nicht umsonst blickt Karch auf „den stressigsten Tag des Jahres“ zurück. Gleichzeitig dürfte der 31. Januar 2017 aber auch als sehr erfolgreicher Tag in die Geschichtsbücher des HSV III eingehen…