Kunkel knipst: Hamm lebt – zumindest vorerst noch...

HUFC feiert späten und enorm wichtigen 1:0-Erfolg gegen Barsbüttel

13. Mai 2017, 00:02 Uhr

Feiern mit den Fans: Die HUFC-Spieler um Siegtorschütze Oliver Kunkel freuen sich mit ihrem Anhang über den 1:0-Erfolg gegen Barsbüttel. Foto: Knötzsch

Die Kicker von Hamm United haben am vorletzten Spieltag den allerletzten Strohhalm ergriffen, um am Ende vielleicht doch noch die Klasse in der Landesliga Hansa zu halten und nicht den Gang in die Bezirksliga antreten zu müssen. Die Mannschaft aus dem Hammer Park gewann ihr Heimspiel gegen den Barsbütteler SV mit 1:0. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, erklärte HUFC-Ligamanager Jassi Huremovic nach dem Spiel. Der bange Blick der „Geächteten“ geht nun am Samstag nach Meiendorf, wo Konkurrent FC Elazig Spor nicht gewinnen darf. Nur dann hat der HUFC am kommenden Wochenende ein echtes Endspiel gegen eben jenen FC Elazig Spor. Nur logisch, dass eine HUFC-Delegation Elazig beim MSV an der B75 unter die Lupe nimmt. Darunter vermutlich auch der Matchwinner des Spiels gegen Barsbüttel...

Manuel Garcia wusste genau, wo er hin wollte. Zu Oliver Kunkel. „Gut gemacht, Olli“, lobte der Co-Trainer von Hamm United den blonden Stürmer, der in diesem Moment auf der Laufbahn neben dem Rasenplatz im Stadion Hammer Park stand. Kaum aber hatte Garcia Kunkel mit positiven Worten beschieden und ihn abgeklatscht, da schüttelte der Co-Trainer von Coach Thorsten Bettin den Kopf. „Nein, nein, nein...“, sagte Garcia dann vehement in die dunkle und regnerische Nacht hinein, „das macht mein Herz nicht mehr lange mit. Wenn das hier durch ist, dann höre ich auf.“

Taneli: „Wir hätten die Lücken eiskalt zum Auskontern nutzen müssen“

Böser Blick: Barsbüttels Trainer Aydin Taneli sah zu viele Fehlpässe im Spiel seiner Mannschaft. Archivfoto: noveski.com

Nun wird die „rechte Hand“ von Bettin diese Aussage vielleicht nochmal überdenken, Vor allem dann, wenn Hamm United am Ende der Spielzeit 2016/2017 wirklich der Klassenerhalt gelingt. Aber für schwache Herzen oder Nerven war die Partie vor den offiziell 113 Zuschauern nun wirklich nichts. Zumindest dann nicht, wenn man gewisse Sympathien mit dem HUFC hegt. Die Ausgangslage vor dem Spiel war klar: Alles andere als ein Sieg würde für die „Geächteten“ das Landesliga-Aus bedeuten. So weit die Theorie. Die Praxis sah so aus: 80 Minuten lang bemühten sich die United-Spieler vergeblich, den Ball im Tor unterzubringen. Es musste schon Oliver Kunkel her, um dies zu ändern.

In der 79. Minute hatte sich der 29-Jährige, der zuvor noch die Frotzelei einiger als Zuschauer anwesender Elazig Spor-Spieler („Kunkel, nicht mal hier bist Du Stammspieler!“) mit auf den Weg bekam, seiner Trainingsklamotten entledigt und den Platz betreten. Nur zwei Minuten später schlüpfte er in die Rolle des Helden: Nach einer Ecke von Artur Hoppe schlug Leonel Varela Monteiro eine Flanke in den Barsbütteler Strafraum, Daniel Weber köpfte erfolglos Richtung Tor, doch den Abpraller versenkte Kunkel zum 1:0 in den Maschen. Coach Bettin hatte, das stand kurze Zeit später fest, den Sieg eingewechselt – und Hamm United lebt (noch).

Graudenz rettet bei Sütcüs Distanzschuss in allerhöchster Not

Torwart Samuel Graudenz bewahrte sein Team bei Ramazan Sütcüs Schuss von der Mittellinie vorm Rückstand. Archivfoto: noveski.com

„Es ist ein schönes Gefühl, dass wir mit diesem Treffer noch im Rennen sind“, freute sich der Oliver Kunkel nach dem Schlusspfiff, gab aber zu: „Über die Saison gesehen ist es gar nicht schön, dass es soweit gekommen ist und wir überhaupt in dieser Situation sind und es nicht in der eigenen Hand haben.“ Jetzt müsse man „hoffen, dass Elazig Spor nicht in Meiendorf gewinnt und wir dann am nächsten Sonntag ein richtiges Endspiel gegen Elazig haben“, so Kunkel, der aller Voraussicht nach zu dem Teil der Mannschaft gehören wird, der sich den Auftritt des direkten Konkurrenten beim MSV (Anstoß: 14 Uhr, Flens-Arena) vor Ort ansehen will. Die Chance übrigens, dass der HUFC „drin“ bleibt, bezifferte der Matchwinner nach dem Spiel auf 30 Prozent.

Ohne ihn wäre sie gleich null. Denn egal, was United auf dem Feld bus zur 81. Minute tat: von Erfolg gekrönt war kein einziger Angriff. Nach 26 Minuten landete ein Querpass von Leonel Varela Monteiro, der für den freistehenden Luis Honig gedacht war, in den Armen von BSV-Schlussmann Stanislaw Lenz, der nach 30 Minuten auch Varela Monteiros Torchance zunichte machte. Nur zwei weitere Zeigerumdrehungen danach zielte Alessandro Schirosi am langen Pfosten vorbei. In der zweiten Hälfte hatte Christian Meier auf regennassem Boden mit seinem Distanzschuss kein Glück (55.), auch Daniel Weber war Fortuna bei seinem Kopfball nicht hold (58.). Dafür war HUFC-Keeper Samuel Graudenz mit der Glücksgöttin im Bunde, als er Ramazan Sütcüs sich gefährlich sinkenden Distanzschuss von der Mittellinie in letzter Sekunde klärte (70.).

Huremovic: „Wenn's zum Endspiel gegen Elazig kommt, stehen die Chancen 50:50“

HUFC-Ligamanager Jassi Huremovic hatte nach dem Sieg gut Lachen und hofft jetzt auf ein Abstiegs-Endspiel gegen Elazig Spor am nächsten Sonntag. Archivfoto: noveski.com

Nicht nur diesem Moment trauerte Aydin Taneli nach dem Spiel hinterher. „Ich denke, wenn man clever ist, hat man hier große Möglichkeiten etwas zu holen, weil Hamm kommen muss und wir geduldig sein und befreiter aufspielen konnten“, so der BSV-Coach der allerdings zu der Erkenntnis kam: „Wir waren jedoch nicht clever. Wir haben wieder zu viele Fehlpässe produziert. Das macht uns die ganze Saison schon kaputt. So müssen wir dem Ball hinterherlaufen und uns fehlt die Luft, vorne die Bälle präzise zu spielen.“ Damit habe sich seine Elf „immer wieder selbst aus dem Konzept gebracht. Das tut uns immer wieder weh. Die Lücken, die uns Hamm in der zweiten Hälfte gegeben hat, hätten wir eiskalt zum Auskontern nutzen müssen.“

Dass die „weißen Schwäne“, die bereits vor dem Spiel als Absteiger feststanden, genau dies nicht taten, ließ Jassi Huremovic – gepaart mit Kunkels spätem Treffer – zu dem Fazit kommen, dass „wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Egal, wie das vonstatten ging. Ich denke schon, dass der Sieg verdient ist. Man weiß ja, wie das im Fußball in einer solchen Situation ist: Man will kaum ein Risiko oder gar keins eingehen. Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht, ist es schwer.“ Nun, so der Ligamanager der „Geächteten“, „haben wir, wenn Elazig gegen Meiendorf nichts holt, das Endspiel bei denen. Da stehen die Chancen meiner Meinung nach dann 50:50.“

Jan Knötzsch