„Kleine Fehler, große Strafe: Willkommen in der Regionalliga!“

Altona kassiert bittere Pleite zum Regionalligastart gegen Havelse

30. Juli 2017, 20:21 Uhr

Die Spieler des AFC bedanken sich nach dem Spiel - trotz der Pleite - bei ihren Fans für den Support.

Obwohl man den Gegner in der Anfangsphase regelrecht überrannte und auch in der Schlussphase ein regelrechtes Powerplay aufzog, stand Altona 93 im ersten Regionalligaspiel nach achtjähriger Abstinenz am Ende mit leeren Händen da. Und so machte der übliche Spruch, man habe „Lehrgeld gezahlt“, schnell die Runde – auch beim siegreichen Trainer des TSV Havelse, Christian Benbennek, der ausschließlich lobende Worte für den AFC fand: „Das Spiel hätte auch 2:2 ausgehen können“, und weiter: „Ich glaube nicht, dass Altona Probleme kriegen wird“, erklärte er, als er auf die Chancen der 93er in der vierthöchsten deutschen Spielklasse angesprochen wurde.

Der erste Aufreger vor 1255 Zuschauer auf der einmal mehr bestens gefüllten Adolf-Jäger-Kampfbahn ereignete sich bereits vor dem eigentlichen Schauspiel. Zunächst verzögerte sich die Anreise der Gäste um eine knappe halbe Stunde, da sie im Stau standen. Dann hatte das Schiedsrichtergespann um den Mann an der Pfeife, Patrick Schwengers, von dem noch die Rede sein wird, etwas gegen das Outfit des TSV einzuwenden. Deshalb mussten die Niedersachsen in grünen Leibchen auflaufen. Benbennek klärte hinterher auf: „Wir haben rote und schwarz-weiße Trikots. Das Problem ist, dass sich bei Altona alle drei Farben wiederfinden. Ich bin mal gespannt, wer gegen Altona noch so alles in Leibchen auflaufen muss“, hatte der sympathische Übungsleiter die Lacher auf seiner Seite und fügte mit einem Augenzwinkern an: „So ‚deppert‘ wie Oldenburg sind wir nicht.“ Zur Erklärung: Der VfB Oldenburg musste am Freitagabend im Regionalliga-Nord-Eröffnungsspiel beim VfB Lübeck in gelben Leibchen antreten, da sich nach Meinung des Hamburger Schiedsrichters Patrick Schult beide Trikotfarben zu sehr ähnelten.

Nach 125 Sekunden: Edeling gelingt erstes AFC-Regio-Tor

Altona startete furios ins Spiel und ging früh in Front.

Zum Spiel: Der AFC legte los wie die Feuerwehr und begann extrem überaus offensiv in einem 3-4-3-System. Gerade einmal 125 Sekunden waren vorüber, als ein langer Ball von Dennis Thiessen ungeahnte Räume für Jan-Ove Edeling öffnete. Dieser hielt aus spitzem Winkel – fast vom rechten Strafraumeck – trocken drauf und traf haargenau in den linken Torknick. 1:0 – welch ein Auftakt (3.)! „Altona ist mit Feuer und Dampf rausgekommen. Wir haben hingegen überhaupt nicht stattgefunden. Die Führung war deshalb auch verdient“, befand Benbennek. „Wir haben uns gegen einen mit Euphorie startenden Gegner vor dieser Kulisse anfangs schwer getan.“ Doch das sollte sich ändern. Die Algan-Equipe agierte folglich etwas zu passiv und Havelse wurde stärker. Die Folge: Der AFC ließ sich von einer kurz ausgeführten Ecken-Variante übertölpeln. Tom Merkens legte im Strafraum per Hacke in den Rücken ab, wo Can Gökdemir als dankbarer Abnehmer parat stand und flach zum Ausgleich einschoss (28.)! Doch leider sollte es das aus Altona-Sicht noch nicht gewesen sein. Keine drei Zeigerumdrehungen darauf wurden die Hausherren gnadenlos ausgekontert, als Andrea Rizzo für Kofi Kyereh durchsteckte und dieser erst William Wachowski stehen ließ, um dann eiskalt zu vollstrecken – 1:2 (31.)! Der Torschütze war in der Folge vom AFC so gut wie gar nicht in den Griff zu kriegen.

"Da hatten wir Glück - das hätte Rot geben können"

Der TSV hatte das Geschehen nun scheinbar im Griff und unter Kontrolle – ohne sich dabei jedoch große oder nennenswerte Tormöglichkeiten herauszuspielen. Es begann die dritte Phase des Spiels, von der Berkan Algan auf der anschließenden Pressekonferenz sprach. Jene Phase, in der seine Schützlinge den Gegner hinten einschnürten. Die letzte halbe Stunde gehörte ganz klar Altona 93. Viele Unterbrechungen sorgten allerdings dafür, dass der Spielfluss immer wieder gestört wurde. Der im ersten Durchgang gute Referee Patrick Schwengers verlor nun komplett seine Linie und ließ auch in Schen Ausstrahlung, Gestik und Mimik ganz arg zu wünschen übrig. Ein elfmeterwürdiges Foul von Niklas Tasky an Jan Novotny blieb ungeahndet. Zudem war Yannik Jaeachke nach seinem brutalen Einsteigen gegen Pablo Kunter mit Gelb bestens bedient, wie auch sein Trainer befand: „Das war ein rohes Foul, wofür man Rot hätte geben können. Dafür entschuldige ich mich hier auch. Da sind die Nerven mit ihm durchgegangen.“ Eine überaus faire Geste von Benbennek, dessen Gegenüber daraufhin nur meinte: „Ich bin froh, dass ich keine Verletzten habe.“

Aber schlussendlich hatten Berkan Algan und sein AFC eben auch keine Punkte auf dem Konto – obwohl zumindest ein Zähler hochverdienten gewesen wäre. „Wir haben nicht gegen irgendeinen Gegner gespielt, sondern gegen eine sehr gute Mannschaft, die sich in der Regionalliga etabliert und in den letzten Jahren immer gute Platzierung erreicht hat“, so Algan, der abschließend treffend zusammenfasste: „Kleine Fehler, große Strafe. Willkommen in der Regionalliga!“

Autor: Dennis Kormanjos