„Ich habe einfach gemerkt, dass ich müde bin“

Jasper Wehrt: Von der Sternschanze zum DFB-Stützpunkt nach Stade

02. August 2017, 10:00 Uhr

"Ich versuche mich breiter aufzustellen und sammele nun auch im Jugendbereich Erfahrungen", berichtet Jasper Wehrt. Archivfoto: noveski.com

Nach fünf Jahren fiel Jasper Wehrt die Entscheidung, als Trainer beim SC Sternschanze aufzuhören schwer. Für die FussiFreunde nahm sich der 35-Jährige Zeit und lässt im Interview seine Zeit beim SCS Revue passieren, spricht über aktuelle Projekte und seine Pläne für die Zukunft.

FussiFreunde: Hallo Jasper, von 2012 bis zum Ende der vergangenen Spielzeit warst du als Trainer beim SC Sternschanze aktiv. Was waren die Gründe für dein Ende beim SCS?
Jasper Wehrt:
Zunächst möchte ich mich einmal beim SC Sternschanze bedanken. Der Verein hat mir die Möglichkeit gegeben, als 29-Jähriger die Erste Mannschaft zu trainieren, ohne mich dabei wirklich zu kennen. Am Ende war es sportlich sicherlich eine „Win-Win“ Situation, nichtsdestotrotz war es ein gewisses Risiko, das eingegangen wurde. Das weiß ich zu schätzen. Ich habe mich wahnsinnig schwer getan mit der Entscheidung, aufzuhören, weil mir nach wie vor viel an dem Verein und den Spielern liegt. Nach fünf Jahren Vollgas habe ich einfach gemerkt, dass ich müde bin und eine Pause brauche. Ich konnte einfach nicht garantieren, für eine weitere Saison wieder 100 Prozent zu geben. Da muss man vor allem ehrlich gegenüber sich selbst sein. Außerdem ist es auch für meine eigene Entwicklung wichtig, neue Einflüsse zu bekommen. Für mich war das Projekt mit dem Klassenerhalt in der Landesliga Hammonia abgeschlossen. 


FussiFreunde: Ursprünglich hast Du die Erste Mannschaft beim SCS trainiert, durch den Aufstieg der „Zweiten“ in die Landesliga wurden die Teams getauscht. In der letzten Saison hast du bei beiden Teams als Trainer fungiert. Wie funktionierte das?
Wehrt:
Nachdem der Erfolg in den ersten Saisonspielen für beide zu dem Zeitpunkt autark geführten Teams überschaubar war, haben Mattes Sandhop und ich uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir das ändern können. Letztlich haben wir uns dann entschieden, die Kräfte zu bündeln und waren ab Oktober 2016 gleichberechtigte Trainer für beide Teams. Ziel war es, auch für die Saison 2017/18 eine Mannschaft in der Landesliga zu stellen. Beim Training standen dann halt zwei Mannschaften auf dem Platz und die Kader für die Spiele wurden von uns nach dem Abschlusstraining am Donnerstag bestimmt. In der Rückrunde lief es in der Landesliga richtig gut (27 Punkte aus 15 Spielen, Anm. d. Red.). 

„Ich gehe davon aus, dass ich ein Jahr Pause machen werde“

Beim SC Sternschanze bildete Jasper Wehrt zuletzt ein Gespann mit Mattes Sandhop (Bild). Archivfoto: noveski.com

FussiFreunde: Durch die zentrale Lage der Anlage beim SC Sternschanze wart ihr in einem Umfeld, in dem viele Studenten leben. War es mit solchen Spielern etwas schwieriger in der Planung als mit gestandenen Akteuren?
Wehrt:
Es war definitiv ein Vorteil. Es sind uns oftmals richtig gute Kicker zugelaufen, die sich bei uns zuerst vorgestellt haben. Natürlich ist immer ein Risiko da, dass Spieler auch mal wechseln können und das steht ja auch jedem zu. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass ein Spieler in den fünf Jahren innerhalb Hamburgs woanders hingegangen ist. 


FussiFreunde: Welche Aufgaben gehst du aktuell im Fußball nach?
Wehrt:
Ich hospitiere beim DFB-Stützpunkt in Stade. Um die DFB Elite-Jugend-Lizenz zu absolvieren, muss ich bei 20 Trainingseinheiten hospitieren. Nach fünf Jahren Herrenfußball ist es einfach spannend, Einblicke in der Talentförderung sammeln zu können. Beim Stützpunkt trainieren bis zur U15 die besten Nachwuchsspieler aus dem Landkreis. 

FussiFreunde: Du kommst gebürtig aus Stade. War es naheliegend dort hinzugehen oder wie kam es dazu?
Wehrt:
Beim SC Sternschanze hatten wir einen Praktikanten, der gerade in der Prüfungsvorbereitung zur A-Lizenz war und als Scout beim HSV im Landkreis Stade unterwegs ist. Ich bin einfach mal mitgekommen und werde das wahrscheinlich noch bis Weihnachten machen. Das hat also nichts mit meinem Geburtsort zu tun.

FussiFreunde: Siehst du dich in der Zukunft eher im Jugend oder im Herrenfußball?
Wehrt:
Ich bin da wirklich komplett offen, könnte mir auch vorstellen, Co-Trainer unter einem erfahrenen Trainer zu sein – ob im Jugend oder Herrenbereich ist da zweitrangig. Wichtig ist mir, dass ich mich weiterentwickeln, lernen und verbessern kann. Ich muss bei einer neuen Aufgabe einfach das Gefühl haben, dass es passt. Ich gehe davon aus, dass ich ein Jahr Pause machen werde als Trainer. Sollte vorher ein gutes Angebot kommen, würde ich mir das aber immer anhören. Die Hospitation jetzt in Stade finde ich wirklich super interessant. Ich versuche mich breiter aufzustellen und entsprechend sammele ich nun auch im Jugendbereich Erfahrungen.

„Ich traue Paloma, HEBC und TuRa eine gute Rolle zu“

FussiFreunde: Um noch einmal auf deine Zeit beim SC Sternschanze zurückzukommen: Was waren die Highlights für dich in fünf Jahren beim SCS?
Wehrt:
Da fällt mir als erstes der Sieg gegen den SC Victoria II am letzten Spieltag der vergangenen Saison ein, mit dem wir den Klassenerhalt in der Landesliga perfekt gemacht haben. Es waren wirklich viele Zuschauer auf der Anlage, eine super Stimmung. Der Aufstieg in die Bezirksliga drei Jahre zuvor war auch ein Highlight.


FussiFreunde: Letzte Frage: Du hast letzte Saison sowohl in der Landesliga Hammonia, als auch in der Bezirksliga West trainiert. Welche Mannschaft kann in den beiden Ligen ganz oben stehen?
Wehrt
: In beiden Ligen der SC Sternschanze (lacht). Ich traue dem USC Paloma eine gute Rolle in der Hammonia zu. Das gilt auch für den HEBC und TuRa Harksheide. Der SC Sternschanze hat für mich gute Chancen drinzubleiben. Die Bezirksliga West kann ich wirklich schwer einschätzen, da möchte ich keinen Tipp abgeben. Ich werde mir aber sicherlich das ein oder andere Spiel vom SCS anschauen. Fan bin ich ja noch und ich wünsche beiden Mannschaften so viele Siege wie nur möglich.

Interview: Marc Niedzolka