HSV III schenkt BU den ersten Heimsieg

Pieper: „Über das `Wie´ unterhalten wir uns erst mal nicht – nur der Sieg ist wichtig“

22. Oktober 2017, 19:37 Uhr

Das erste Mal in dieser Saison durfte sich der HSV Barmbek-Uhlenhorst über einen Heimsieg freuen. Foto: Mathias Merk

Sehnsüchtig wurde an der Dieselstraße der erste Heimsieg erwartet, Seit dem 12. Mai 2017 durfte der HSV Barmbek-Uhlenhorst keinen solchen Erfolg mehr vor eigenem Publikum feiern. Mit dem Hamburger SV III hatten die Barmbeker heute nun den Tabellenletzten zu Gast, der momentan nicht nur um jeden Meter, sondern auch schon um das Überleben in der Oberliga kämpft. Doch genau diesen Kampf verloren die Norderstedter am Ende gegen sich selbst. Denn ein Eigentor, ein Platzverweis und ein verschossener Elfmeter, waren einige der Gründe, warum BU am Ende als Sieger vom Platz ging – auch wenn sich die Rautenträger in Unterzahl um einiges stärker präsentierten.

Nach dem Eigentor von Torben Wacker (Nr. 14) zappelte der Ball im Netz. Für BU ein Grund zur Freude. Foto: Mathias Merk

Bisher gelang BU in dieser Saison noch kein Heimsieg. Und auch wenn es auf fremden Plätzen um Einiges besser lief, konnte man in der jüngsten Vergangenheit die ein oder andere Stimme vernehmen, ob Trainer Frank Pieper- von Valtier noch der Richtige an der Seitenlinie sei. Deshalb wurde dieses Spiel gegen den Tabellenletzten mit Spannung erwartet. Würde es dieses Mal besser klappen? Kann gegen den HSV III, der sich bisher insgesamt erst zwei Siege erspielte, der erste Heim-Dreier eingefahren werden? Die Antwort lautete: „Ja! Wir haben unseren ersten Heimsieg!“ So jedenfalls schrie es Coach Pieper nach dem Spiel freudig über den Platz. Allerdings klappte dies, und das muss man so sagen, am Ende nur mit ordentlicher Schützenhilfe des Gegners, der sich den einzigen Treffer der Partie selbst einschenkte und zudem zwei weitere Male Pech hatte.


„Es war jetzt einfach mal wichtig, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Über das `Wie´ unterhalten wir uns heute nicht, denn das ist erst mal scheißegal. Hauptsache, die Spieler konnten ihren schweren Rucksack ablegen. Das ist wichtig“, so Pieper-von Valtier, der sich zunächst jedoch durchaus zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft zeigen konnte. „Wir haben in der letzten Woche ein bisschen umgestellt. Das, was wir besprochen und trainiert haben, konnten wir in der ersten Halbzeit sehr gut umsetzen. Wir hatten 95 Prozent Ballbesitz und haben hinten, außer ein paar Standards, nichts zugelassen. So konnten wir dann auch das Tor erzwingen.“ 

Und tatsächlich spielten im ersten Durchlauf nur die Barmbeker, denen vom HSV III viel Platz gelassen wurde, um in Ruhe ihr Spiel aufzuziehen. Auffällig dabei: die meisten der vielen Angriffe liefen mit Kevin Lange und Chris Heuermann über die linke Seite, wo Andy Akoteng-Bonsrah etwas überfordert zu sein schien und seltenst einen seiner Gegenspieler aufhalten konnte. So entstand dann auch der Treffer des Spiels, nachdem Akoteng-Bonsrah Lange wenige Meter vor dem Strafraum im Zweikampf zu Fall brachte, aber nicht direkt nachsetzte. Lange reagierte gedankenschnell, spielte – während er auf dem Boden lag – nach links raus auf Heuermann, der anschließend noch ein paar Schritte lief und dann scharf vor das Gehäuse flankte. Dort kam Rautenträger Torben Wacker angerauscht, der mit einer missglückten Rettungstat den Ball aus vier Metern über die eigene Linie drückte, statt ihn am Tor vorbei zu befördern. Somit stand es in der 27. Minute hochverdient 1:0 für BU. „Wir haben die erste Hälfte komplett verschlafen“, fasste Rothosen-Trainer Marcus Rabenhorst die bis dahin gezeigte Leitung seiner Mannen zusammen. 

Rabenhorst: „Wenn man es ehrlich betrachtet, wäre ein Unentschieden gerecht gewesen“

Für diese Streitigkeit bekamen Andy Akoteng-Bonsrah (li.) und Pascal El-Nemr (re.) jeweils die gelbe Karte. Kurz darauf sah Akoteng-Bonsrah für ein Foul gelb/rot. Foto; Mathias Merk

Zudem ärgerte sich der Übungsleiter der Gäste auch noch über eine andere Tatsache: „Fakt ist, dass wir uns vor der Pause zu viele Gelbe Karten eingefangen haben. Es wurde sich mehr auf den Schiedsrichter als auf das eigene Spiel konzentriert.“ Und genau zwei dieser Verwarnungen handelte sich alleine schon Akoteng-Bonsrah innerhalb von zwei Minuten ein. Erst geriet der Norderstedter Kopf-an-Kopf mit Pascal El-Nemr aneinander und kurz darauf legte er ein klares Foul hin, weshalb es nur die logische Konsequenz war, dass Akoteng-Bonsrah frühzeitig zum Duschen geschickt wurde. Damit führte BU zur Pause nicht nur, sondern wusste sich für die zweite Hälfte auch noch in personeller Überzahl, weshalb anzunehmen war, dass der Rest des Spiels eine Art Selbstläufer werden würde, wenn die Hausherren weiterhin eine so klare Dominanz auf das Parkett bringen würden.

Doch sehr zum Erstaunen der 336 anwesenden Zuschauern spielte nach dem Seitenwechsel nur noch das Team aus Norderstedt. „Dass wir einen Mann weniger hatten, habe ich nicht gemerkt“, befand Rabenhorst, der es anschließend noch besser auf den Punkt brachte: „BU hat in der zweiten Hälfte fast gar kein Land mehr gesehen und ich glaube, wenn man das ehrlich betrachtet, hätte sich keiner beschweren können, wenn dieses Spiel 1:1 ausgegangen wäre.“ Zwar erspielten sich die Gastgeber noch zwei gute Chancen, doch sowohl Heuermann als auch Mohamed Labiadh scheiterten am insgesamt stark auftretenden HSV III-Keeper Yannick Heuer. Spätestens ab der 60. Minute fand BU dann für das Rest des Spiels allerdings überhaupt nicht mehr statt. Die Gäste aus Norderstedt hingegen übten immer mehr Druck aus und kamen phasenweise im Minutentakt bis in den BU-Strafraum, wo sie allerdings ihre Angriffe oftmals nicht gut genug zu Ende brachten und es deshalb auch nicht schafften, den Ausgleich zu erzielen, der allerdings mittlerweile in der Luft lag. 

Pieper- von Valtier: „Wichtig ist jetzt, dass wir zuhause endlich diese drei Punkte geholt haben“

In der zweiten Halbzeit bekam BU-Torwart Kaspers Plendiskis aufgrund einer enormen Leistungssteigerung des HSV III Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Foto: Mathias Merk

Die größte Möglichkeit bekam die Rabenhorst-Truppe dann in der 72. Minute quasi auf dem Silbertablett serviert, als Oguz Koras den mittlerweile eingewechselten Jendrik Bauer innerhalb des Strafraums zu Fall brachte. Schiedsrichter Michael Ehrenfort (TuRa Harksheide) zögerte keine Sekunde und zeigte sofort auf den Punkt. Unter den Spielern des HSV III war zu hören, dass sie Timo Trefzger als Schützen ausmachten, doch stattdessen schnappte sich Dimitrij Rikspun, der in der vergangenen Saison noch das BU-Trikot trug, das Leder. Es sollte aber nicht sein, dass Rikspun gegen seinen alten Verein zum Ausgleich traf, denn bei der Ausführung des Strafstoßes zeigte der Akteur Nerven und schoss den Ball deutlich über das Gehäuse!

In der Schlussphase der Partie erspielten sich die Gäste zwar noch weitere Chancen, den Rückstand zu neutralisieren, doch bis zum Abpfiff gelang ihnen dieser Erfolg nicht mehr – auch wenn sie mittlerweile die klar stärkere Mannschaft waren. „Warum auch immer haben wir unser gutes Spiel aus der ersten Hälfte nach der Pause nicht mehr fortgesetzt. Vielleicht spielte es eine Rolle, dass wir in Überzahl waren und diese Tatsache dann unterbewusst zu sehr auf die leichte Schulter genommen wurde. Wichtig ist jetzt aber, dass wir zuhause endlich diese drei Punkte geholt haben. Das freut mich sehr für die Mannschaft und das freut mich sehr für die Fans“, konstatierte Pieper-von Valtier, 


Auf die Frage, wie groß der Stein nun war, der von seinem Herzen gefallen sein musste, entgegnete der BU-Coach: „Stein? Mindestens so groß wie die Steine aller Spieler zusammen.“ Für seinen Gegenüber Marcus Rabenhorst war klar: „Wir müssen in Zukunft zusehen, dass solche Halbzeiten wie die erste nicht mehr vorkommen. Ich würde jetzt aber nicht sagen, dass wir uns heute weiter in die Krise geschossen haben. Wir waren vorher auf dem letzten Tabellenplatz und sind es auch nachher. Deshalb hat sich an unserer Situation nichts geändert, weshalb wir jetzt nicht tiefer in eine Krise gerutscht sind.“ Nach diesem Statement machte sich der Trainer sofort auf den Weg ins Krankenhaus, um bei der Geburt seines Kindes anwesend zu sein, wofür die FussiFreunde-Redaktion natürlich alles Gute wünscht.

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Autor: Mathias Merk

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