Haimerl: „In einigen Spielen fehlte uns die Cleverness“

BU II-Coach zieht nach 100 Tagen im Amt eine erste Zwischenbilanz

05. Oktober 2017, 17:05 Uhr

Engagiert an der Seitenlinie: BU II-Coach Jan Haimerl zieht nach 100-tägiger Tätigkeit eine erste Zwischenbilanz. Foto: BU II

Am Dienstag, 4. Oktober, feierte Jan Haimerl Jubiläum: Seit 100 Tagen ist der 34-Jährige nun alleiniger Cheftrainer beim Nord-Bezirksligisten HSV Barmbek-Uhlenhorst II. Zeit, um ein erstes kleines Zwischenfazit zu ziehen, auf den großen Umbruch im Sommer und den Saisonstart zurückzublicken. Zudem erklärt uns Haimerl, wie er die Situation bei der Liga-Mannschaft sieht, was ihm die Fans bedeuten und welche Ziele er mit der BU-Reserve in der Zukunft verfolgt...

FussiFreunde: 100 Tage im Amt – wie fällt deine Zwischenbilanz vom ersten bis zum heutigen Tag aus?


Haimerl: „Zunächst ist die Zeit wahnsinnig schnell vergangen. Am heutigen Abend absolvieren wir bereits die 53. Einheit unter meiner Leitung. Für mich war es eine große Umstellung, vom Co-Trainer zum Trainer aufzusteigen – aber ich denke, das ist mir beziehungsweise uns ganz gut gelungen. Mit der Mannschaft bin ich sehr zufrieden, was den zusammengestellten Kader, die Einstellung, den Zusammenhalt und die Bereitschaft, meine Vorgaben umzusetzen, angeht – über die erreichten Punkte kann man sich streiten. Was die Zusammensetzung des Trainer-/Betreuerstabs anbelangt bin ich wahnsinnig zufrieden, da es wirklich gut passt!“

Der Umbruch vor dieser Saison war gewaltig. Wie schwer war es, die vielen Neuen innerhalb kürzester Zeit in die Mannschaft zu integrieren - und wie zufrieden bist du mit der Entwicklung?

Haimerl: „Ich gebe dir absolut recht, der Umbruch war riesig und es war auch ein echter Spagat. Ich wollte nach dem Ausscheiden von Andreas Höhn ein paar Dinge verändern und auch Hierarchien innerhalb des Teams aufbrechen. Nach außen wirkt es vielleicht schon so, als wäre die Integration abgeschlossen, aber das nimmt sicherlich noch ein paar Wochen in Anspruch. Grundsätzlich bin ich mit der Entwicklung aber schon zufrieden. Es gab sehr viele Anfragen von Spielern im Sommer und ich will gar nicht wissen, was da noch für Kracher dabei waren, denn mir blieb irgendwann nichts anderes mehr übrig, als direkt abzusagen.“

Jan Haimerl ist der Meinung, dass man "vier bis sechs Punkte zu wenig" auf dem Konto hat. Foto: BU II

Nicht zuletzt beim Sieg gegen Falke hat man gesehen, dass das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Fans außergewöhnlich gut zu sein scheint. Wie wichtig sind dir und euch die eigenen Anhänger und deren Support in den Spielen?

Haimerl: „Das Falke-Spiel war von Fan-Seite ein absolutes Highlight. Nicht nur für die Jungs, auch für mich. Ich bin jetzt seit fast acht Jahren bei BU und das gab‘s bisher vielleicht zwei Mal bei unseren Spielen. Mir persönlich ist die Bindung zu den Fans sehr wichtig, da sie ihre Freizeit opfern, um einem Bezirksligisten zuzuschauen und uns zum Sieg schreien wollen. Seit März tauchen immer wieder einige bei uns auf – auch bei Auswärtsspielen wie zum Beispiel im ersten Spiel beim VfL 93. Wir freuen uns über jeden Einzelnen und wissen den Besuch sehr zu schätzen!“

Wenn man die Unterstützung der Fans euch gegenüber sieht und im selben Atemzug den Unmut von vielen treuen und langjährigen Unterstützern der Liga-Mannschaft gegenüber: Wie nimmst du das wahr – auch die derzeitige Situation der Liga?

Haimerl: „Die Zuschauerzahlen bei unserer Liga-Mannschaft sind in diesem Jahr ja nicht zurückgegangen und nach wie vor konstant – das ist eben auch typisch für BU beziehungsweise für Barmbek. Auch der Amateurfußball ist ein Alltagsgeschäft und es gibt nicht immer nur rosige Zeiten, aber die Fans unterstützen die Liga auf dem gleichen Level wie in den Vorjahren auch schon, auch wenn es zu Hause aktuell etwas hapert. Ich habe bisher nur die Heimspiele unseres Liga-Teams gesehen und vielleicht sollte ich mal zu Hause bleiben, dann klappt es bestimmt mit den ersten Punkten. Ähnlich geht es Volker Brumm ja auswärts, der bleibt nämlich aus Aberglaube weg (lacht).“

Der Sieg gegen den HFC Falke war für Spieler und Fans etwas Besonderes - und dementsprechend wurde der Triumph gemeinsam gefeiert. Foto: BU II

Kommen wir zurück zu euch: Als Außenstehender hat man das Gefühl, dass die Staffel in diesem Jahr – vor allem was die Dichte in der oberen Tabellenregion betrifft – sehr ausgeglichen ist. Wie schätzt Du die Liga ein?

Haimerl: „Die Staffel ist in diesem Jahr sehr ausgeglichen, das stimmt. Sperber hat allein nur durch die Trainerverpflichtung von Ingo Glashoff einen Sprung gemacht und die Sasel-Reserve ist für mich keine Überraschung, denn Tom Woltemath hatte letztes Jahr schon eine gute Mannschaft zusammen. Falke ist nun zum ersten Mal in einer Situation, wo es nicht nur Siege gibt, sondern auch mal Niederlagen, aber die werden sich auch noch fangen und am Ende unter den ersten Fünf sein. Der ETV überrascht denke ich niemanden. Aber auch im Mittelfeld sind viele Teams auf Augenhöhe. Im unteren Drittel befinden sich zwei bis drei Mannschaften, für die es sehr eng werden wird. Aber man weiß nie, welcher Verein im Winter aktiv wird und neue Spieler holt, da kann sich schnell viel ändern.“

Ein Drittel der Saison ist nun Geschichte. Rein sportlich betrachtet: Wie zufrieden bist du mit der bisherigen Ausbeute?

Haimerl: „Ich bin ehrlich gesagt nicht ganz zufrieden – denn es hätten vier bis sechs Punkte mehr sein können, wenn nicht gar müssen. Bei Sperber führen wir 2:1 gegen zehn Mann, spielen auf Teufel komm raus nach vorne und laufen in zwei Konter. Das Heimspiel gegen Vicky II musst du auch nicht verlieren. Das Remis beim TSC Wellingsbüttel war auch unnötig – zumal wir 2:0 geführt haben. Sicherlich ist das bei 18 Abgängen und 15 Neuzugängen jammern auf hohem Niveau, aber uns hat in den Spielen einfach die Cleverness gefehlt.“

In den vergangenen Jahren zählte BU II – bis auf wenige Ausnahmen – stets zu den Teams, die im oberen Bereich mitgemischt und einige Male ja sogar nur knapp den Aufstieg verpasst haben. Wie sieht eure langfristige Zielsetzung aus – und konkreter gefragt: Wann wird man BU II in der Landesliga sehen?

Haimerl: „Eine sehr forsche Frage (lacht). Sicherlich waren die letzten Jahr in der Summe betrachtet sehr erfolgreich und trotz Dämpfern gut. Wir hatten immer viele Wechsel im Sommer, da sich viele Vereine aus der Landesliga auch bei uns umschauen und Spieler wegholen. Das ist sicherlich eine gute Sache – so lange es nicht zu Oberligisten geht, denn da haben wir die eigene Liga-Mannschaft. Natürlich wäre es schön, die Reserve in der Landesliga zu haben, so wäre der Abstand zur Oberliga nicht so ‚groß‘ und das Niveau wäre nochmal etwas anderes. Auch wenn der eine oder andere jetzt vielleicht überrascht sein wird, aber dieses Jahr werden wir nicht aufsteigen (lacht). Der Verein und ich habe uns zunächst auf eine Zusammenarbeit bis zum Sommer 2018 verständigt, aber es ist von meiner Seite schon so, dass es mit Kontinuität dann Stück für Stück weitergehen soll. Wann die Landesliga ein Thema sein wird, kann ich aktuell aber nicht sagen. Da ist auch der Kader ein wichtiger Faktor und da werden wir in den nächsten Wochen anfangen, die Planungen für die kommende Saison voranzutreiben.“

Autor: Dennis Kormanjos