Gürsan: „Den DSC Hanseat laden wir nicht mehr ein!“

Beim Testkick in Harburg zeigten sich die Dulsberger nicht von der besten Seite

24. Juni 2017, 10:59 Uhr

Genervt drehte ein ausgewechselter DSC-Spieler nach einem Wortgefecht, welches nicht das Einzige an diesem Abend blieb, Hanseat-Teammanager Ulrich Bunsmann (links) den Rücken zu. Foto: Mathias Merk

Die Vorbereitungsphase auf die kommende Saison 2017/18 ist bei vielen Hamburger Mannschaften bereits in vollem Gange. Dazu zählen natürlich auch vereinbarte Testspiele, wie das am Freitagabend beim SV Grün-Weiss Harburg. Der Kreisligist empfing den DSC Hanseat, der nach dem Abstieg künftig in der Kreisklassse B seine Punktspiele austrägt, und gewann deutlich. Doch das, was neben dem Sportlichen innerhalb der Gastmannschaft ablief, war alles andere als vorzeigewürdig. „Nach zwei katastrophalen Jahren hat der Verein ein Problem, das bereits angegangen wird, aber eigentlich sind wir hier alle Sozialarbeiter“, gestand DSC-Teammanager Ulrich Bunsmann. Auf Seiten der „Marienkäfer“ (der neue Platz von GWH befindet sich am Marienkäferweg) war man sich jedoch sicher: „Die laden wir nicht mehr ein.“

Dass der DSC mal an den Ball kam (siehe Bild), hatte entweder Seltenheitswert oder es geschah durch eine Abwehrarbeit gegen die durchweg überlegenen Harburger. Foto: Mathias Merk

Das erste offizielle Testspiel auf dem neuen eigenen Kunstrasen, der erst kürzlich eingeweiht wurde, war im Vorfeld für GWH-Trainer Timucin Gürsan schon irgendwie etwas Besonderes, da die Freude über das Neue noch sehr präsent ist. „Das ist klasse, dass wir jetzt unseren Platz haben“, so Gürsan, der sich in der Vergangenheit mit seinem Team eine Trainings- und Spielstätte mit der FSV Harburg-Rönneburg teilen musste. „Jetzt können wir unsere Trainingszeiten so legen, wie es für uns am Besten ist. Für unsere Sommervorbereitung haben wir ganz viele Testspiele organisiert, was wir auch als Trainingseinheit ansehen, und alle werden bei uns Zuhause ausgetragen“, erklärte der Coach freudestrahlend. Und dass seine Jungs genauso Lust darauf haben, wurde mit einer Beteiligung von 22 Spielern deutlich, sodass Gürsan seine Schützlinge im Testkick gegen den angereisten DSC Hanseat mit jeweils einem Team pro Halbzeit auflaufen ließ, damit alle Spieler zum Zuge kommen konnten. Diejenigen, die nicht spielten, absolvierten nebenbei eine 30-minütige Laufeinheit. Dabei zog jeder Einzelne voll mit und egal, ob auf oder neben dem Platz: Die Stimmung unter den Grün-Weissen war sehr gut, die Motivation stimmte und der Umgang miteinander war absolut freundschaftlich.

Im Gegensatz zu den Gästen, die bereits nach wenigen Minuten anfingen, sich auf dem Platz ihre Fehler vorzuwerfen und mehr miteinander, als mit dem Spiel beschäftigt waren. Die Harburger spielten hingegen ruhig und gekonnt ihren Stiefel runter, weshalb es nach 37 Minuten auch schon 4:0 für die Hausherren stand. Das Verhalten der DSC-Kicker führte jedoch immer wieder zu Unterbrechungen, was Harburgs Gürsan extrem aufstieß: „Ich weiß nicht, was das soll. Wir haben sie eingeladen, damit wir hier ein Spiel stattfinden lassen können. Von uns bekommt niemand Geld dafür, dass er heute hier ist. Meine Jungs kommen alle in ihrer Freizeit her und könnten – wenn ich das sehe – auch ihre Zeit besser mit ihren Familien verbringen, als sich sowas anzutun.“ Vor allem zwei Szenen führten im ersten Durchlauf zu enormen Zeitverzögerungen. Zunächst wechselte Hanseat-Teammanager Bunsmann nach 25 Minuten einen seiner Akteure aus, der sich auf der anderen Seite des Feldes befand, aber so langsam über den Platz schlenderte, als wolle er in der Schlussphase eines Pokalendspiels Zeit schinden. Der Grund dafür war jedoch, dass sich jener Akteur enorm darüber aufregte, dass er nicht mehr weiterspielen durfte, weshalb er sich, als er dann irgendwann mal über die Seitenlinie trat und die Partie weitergeführt werden konnte, neben dem Platz noch ein Wortgefecht mit Bunsmann lieferte. „Das ist bei uns nichts Neues“, so der Teammanager.

Gürsan: „Ich bin über das Verhalten des Gegners enttäuscht"

GW Harburg-Coach Timucin Gürsan zeigte sich wegen des Gegners sehr enttäuscht. Foto: Mathias Merk

Anschließend schoss allerdings noch der Gäste-Keeper den absoluten Bock, als er sich nach dem vierten Gegentreffer mit einem Mitspieler verbal in die Haare bekam und anschließend - es lief die 38. Minute - einfach, scheinbar beleidigt, ohne einen weiteren Kommentar das Spielfeld in Richtung Kabine verließ. Das hatte zur Folge, dass es eine weitere Unterbrechung von insgesamt sechs Minuten gab, da ein Spieler dem unzufriedenen Torwart folgen musste, um sich von ihm Trikot und Handschuhe geben zu lassen. Erst als der Austausch vollzogen war und der neue „Torwart“ zwischen den Pfosten stand, konnte es weitergehen. Gürsan ließ währenddessen auf der Trainerbank seinem Ärger freien Lauf: „Das ist einfach unglaublich. Natürlich bin ich sehr darüber enttäuscht, wie sich der Gegner verhält. Ein Fußballspiel hat eigentlich nie wirklich stattgefunden. Also diese Mannschaft werden wir nicht mehr zu uns einladen!“ Und was sagte der Dulsberger Teammanager zu diesem Kurzschluss seines Fängers? „Das ist was, was wir intern aufarbeiten müssen.“ Übrigens fiel in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs noch der fünfte Treffer für die Hausherren.

Doch das war noch nicht alles, denn während der Halbzeitpause ging es unter den Hanseat-Spielern an der Seitenlinie weiter zur Sache. Zunächst diskutierten sie lautstark ihre groben spielerischen Fehler aus, bis es dann in wüste Beleidigungen überging, sodass sich umherstehende Teammitglieder zwischen zwei Streithähne stellen mussten, damit es nicht noch in einer handfesten Auseinandersetzung endete. Angsprochen auf diese Szenerie, reagierte Bunsmann wie folgt: „Wie sagte mal ein Trainerkollege so schön: Wir sind alles Sozialarbeiter. Das reicht doch schon als Antwort“, und führte dann weiter aus: „Die letzten beiden Saisons waren katastrophal für uns und deshalb hat der Verein momentan eine schwierige Situation. Mühsam versuchen wir, wieder etwas aufzubauen, was in der letzten Rückrunde ansatzweise gut geklappt hat. Aber trotzdem gab es immer wieder diese Aussetzer.“ Ob der Teammanager, der im Übrigen zu keinem Zeitpunkt den Eindruck vermittelte, seine Jungs in den Griff bekommen zu können, damit das Zwischenmenschliche oder sportliche Defizite meinte, bleibt in dem Fall spekulativ unbeantwortet. Übrigens gelangen der "zweiten Elf" von GWH während der zweiten 45 Minuten noch weitere sechs Buden, weshalb es am Ende einen verdienten Endstand von 11:0 gab.

Autor: Mathias Merk