Futsal-Boom – Hamburg heimst alle Titel ein

Ziehen die Hamburg Panthers am Samstag nach

20. März 2015, 06:51 Uhr

Panthers-Spielertrainer Onur Ulusoy nimmt das Tor ins Visier. Foto: noveski.com!

Der Futsal-Sport in Hamburg ist weiter kräftig am Boomen. Neben dem HSV Futsal, der sich die Hamburger Meisterschaft und den Norddeutschen Pokal sicherte, feiern auch die Hamburg Panthers Erfolg um Erfolg. Bei der Norddeutschen Meisterschaft nahmen die „Raubkatzen“ den Kontrahenten vom HSV im Halbfinale auseinander (7:4), ehe man sich im Endspiel gegen den Bremer Vertreter SG Aumund-Vegesack mit 2:1 behauptete und die Krone aufsetzte. Da passte es ganz gut, dass auch die HFV-Auswahl beim Landesauswahlturnier in Duisburg die Deutsche Meisterschaft verteidigte.

„Das war ein unbeschreibliches Erlebnis, ein grandioser Erfolg für uns, der mich als Trainer unheimlich stolz macht. Eine Mega-Teamleistung“, treibt es Coach Jörg Osowski noch immer einen Schauer über den Rücken, wenn er an den Triumphzug seiner Schützlinge zurückdenkt.

Einer, der den Futsal-Sport in Hamburg mit revolutioniert hat, ist Onur Ulusoy. Mit seinen Panthers dominiert der 28-Jährige die Szene seit Jahren, gewann zweimal den DFB-Futsal-Cup und schaffte es mit seinen „Raubkatzen“ als einzige deutsche Mannschaft, die Vorrunde des UEFA-Cups zu überstehen – und das als Gruppensieger. „Viele haben nicht damit gerechnet, dass wir erneut Deutscher Meister werden, da wir nicht unbedingt in Bestbesetzung angereist sind. Doch die Jungs, die vor Ort waren, haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert“, so „Vorreiter“ Ulusoy, der anfügt: „Ein wichtiger Aspekt war sicherlich die gute Harmonie innerhalb des Teams. Wir haben uns sowohl auf, als auch abseits des Platzes gut verstanden. Jeder hatte eine wichtige Rolle und hat für den Erfolg 120 Prozent gegeben. Diesen unbedingten Willen hat man in den Augen gesehen. Jeder Zweikampf wurde angenommen, in jeden Ball haben wir uns gnadenlos reingeworfen. Vor allem in der Defensive waren wir sehr diszipliniert.“

„Ich war sofort fasziniert und infiziert“

Seit Anfang Oktober ist Jörg Osowski neuer Auswahltrainer der HFV-Futsal-Auswahl. Er löste Jurij Jeremejev ab. Foto: noveski.com!

Nur vier Gegentore in fünf Spielen sprechen im Futsal eine deutliche Sprache. „Wir haben vor dem Turnier auch intensiv daran gearbeitet, eine gute Defensiv-Taktik auf die Beine zu stellen“, verrät Osowski, der das Spiel in der Halle – ohne Bande und mit einem etwas kleineren Ball als beim typischen Hallenfußball – bereits vor knapp zwölf Jahren unter Uwe Jahn für sich entdeckte. Damals wurde den Landesverbänden auferlegt, den Sport „bekannter und populärer zu machen“, erzählt Osowski. „Ich war sofort fasziniert davon und habe dementsprechend am 1. Januar 2005 Futsal Hamburg gegründet. Demnach kann man schon sagen, dass ich eine Art Urgestein im Norden bin, was den Futsal angeht.“ Der wichtigste Aspekt sei „die Spielintelligenz“, die man mitbringen müsse. Auch als Trainer gibt es deutliche Unterschiede zum normalen Fußball. „Du kannst viel mehr ins Spiel eingreifen, sei es durch Spielerwechsel oder Timeouts.“ Und auch für Ali Yasar, Anführer vom Team Yasar, ist der Siegeszug mit nichts anderem vergleichbar: „Es war das zweite Länderturnier überhaupt und wir sind bislang ungeschlagen! Vor dem Turnier hatte uns kaum einer etwas zugetraut.“

„Keiner wusste, was man alles erreichen kann“

Mit seinem Team Yasar ist der ehemalige Bramfelder Ali Yasar ein langjähriger Widersacher der Hamburg Panthers. Foto: noveski.com

Dass es sich um ein sehr komplexes Spiel handelt, in dem gleich mehrere Fähigkeiten von einem abverlangt werden, untermahlt Ulusoy: „Es ist sehr anspruchsvoll, ein Spiel mit System und Strategien. Um diese überhaupt anwenden zu können, muss man taktisch auf ein höheres Level kommen: Grundformationen, Laufwege, Stellungsspiel, Offensiv- und Defensivverhalten, Ballführung, Passspiel etc. müssen erlernt werden. Vor allem das Verständnis für die räumliche Orientierung auf dem Platz ist von äußerster Bedeutung. Diese und viele weitere Faktoren sehe ich als große Herausforderung an.“ HFV-Teamkollege Ali Yasar kam hingegen eher zufällig zum Sport. „Da die Hallensaison im Fußball so kurz ist, ergab sich uns die Chance, länger mit Freunden in der Halle zu kicken. Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, was man im Futsal alles erreichen kann.“

„Haben viele Individualisten, die ein Spiel entscheiden können“

Ulusoy (li.) mit vollem Körpereinsatz gegen Daniel Buchholz vom HSV Futsal. Foto: noveski.com!

Mit dem zweiten Meistertitel am Stück hat die HFV-Auswahl ihre Ausnahmestellung in Deutschland untermauert. „Als gebürtiger Hamburger macht einen das Erreichte mächtig stolz“, meint auch Osowski. Doch worin liegt der Erfolg begründet? „Im Gegensatz zu vielen anderen Verbänden haben wir in Hamburg eine Liga. Zudem gibt es bei uns einige Akteure mit einer großen Erfahrung sowie viele Individualisten, die jederzeit ein Spiel entscheiden können. Andere Landesverbände haben eins, zwei Spieler, die herausstechen. Bei uns ist es das gesamte Team.“

Wie wichtig die spielerischen Aushängeschilder Ulusoy und Yasar fürs Team sind, unterstreicht Osowski: „Ali und Onur sind Urgesteine dieses Sports und schon so lange dabei. Beide sind tolle Spieler und mit ihren Vereinen natürlich enorm wichtig für uns. Ich glaube, Onur würde sogar für den Futsal sterben.“ Ulusoy, der ganz nebenbei noch für den Hamburger Oberligisten SC Vier- und Marschlande aktiv ist, untermauert noch einmal die Bedeutung der jüngsten Erfolge: „Der ganze Aufwand hat sich gelohnt – zwei Titel nacheinander sprechen für sich. Das ist grandios und wird uns so schnell wohl keiner nachmachen. Großartig war auch die Tatsache, dass sich reine Futsalteams durchgesetzt haben, das war im letzten Jahr noch anders.“ Während Ulusoy auch noch dem Fußball zugewandt ist, möchte Yasar seinen ganzen Fokus auf den Futsal legen, denn: „Nach meiner Station in Bramfeld habe ich mich ja schon ein bisschen rausgezogen. Der Aufwand ist einfach zu groß geworden. Ich habe einen Sohn und zudem eine eigene Firma zu leiten. Deswegen wird sich das Sportliche nur noch um Futsal drehen.“ Zepterschwinger Osowski wird’s freuen!

Sechs Hamburger überzeugen beim DFB-Sichtungs-Lehrgang

Die Hamburg Panthers wollen wieder ihre Krallen ausfahren und den nächsten Titel einheimsen. Foto: noveski.com!

Die Belohnung für das Gezeigte hat auch nicht lange auf sich warten lassen. Im kommenden Jahr wird es eine deutsche Futsal-Nationalmannschaft geben – ein lang gehegter Traum auch von Ulusoy und Yasar, die sich schon länger dafür stark machten. „Das ist ein wichtiges und richtiges Signal. Man sieht, dass der Futsal-Sport wächst.“ Dass einige Hamburger dabei nicht fehlen dürfen, ist klar. Neben Ulusoy und Yasar wurden auch Keeper Sebastian Dudek, Witalij Wilhelm (beide FC St. Pauli), Michael Meyer und Danijel Suntic (beide Hamburg Panthers) zu einem DFB-Sichtungs-Lehrgang eingeladen. „Natürlich ist die Nominierung eine sehr große Ehre für mich“, erzählt Yasar und fügt erklärend an: „Im Jahr 2011 wurde ich ja schon einmal berufen, damals lief das aber alles noch unter dem Namen ‚DFB ALLSTARS‘, da man uns noch nicht als offizielle Nationalmannschaft benennen durfte. Umso schöner, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mich zu zeigen. Und wer weiß, vielleicht schaffe ich ja den Sprung. Zumindest ein Hamburger sollte es packen“, würde sich Yasar auch über eine endgültige Nominierung eines seiner Kollegen freuen. Auch für Danijel Suntic (Hamm United) war die Nominierung eine ganz besondere Erfahrung. „Es war schon interessant, die Besten Deutschlands in einer Mannschaft zu sehen. Man hat sich echt gut verstanden – und das nicht nur auf dem Hallenparkett.“ Dementsprechend war auch das Niveau besonders hoch. „Die Trainingseinheiten waren wirklich ungemein intensiv, mit sehr viel Tempo“, so Suntic, der genauso wie seine Hamburger Kollegen einen offensichtlich guten Eindruck hinterließ. „Wir haben gut zusammengehalten und ich denke mal, dass wir auch unsere Leistung abgerufen haben!“ Der nächste Schritt einer langjährigen Entwicklung. „Wer jetzt nicht geschnallt hat, wie geil dieser Sport ist, dem ist nicht mehr zu helfen“, meint Osowski. Auch der DFB scheint dies so zu sehen, denn auf dem DFB-Bundestag in Nürnberg wurde beschlossen, dass ab 2016 vom DFB und seinen Landesverbänden der Hallenfußball nur noch nach Futsal-Regeln organisiert werden darf.

Wie dem auch sei: die Hamburger Teams und Spieler brauchen sich nicht zu verstecken. Am Samstag steigt bereits das nächste große Event, wenn die Hamburg Panthers im Viertelfinale des DFB-Futsal-Cups in der Sporthalle Wandsbek den UFC Münster empfangen. Anpfiff ist um 19 Uhr!

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