Fehler mit Folgen: Ohne Acht kriegt Condor von „Dasse“ vier
TuS knackt am Berner Heerweg einen Rekord
Doppelpacker Maximilian Dittrich (Mitte), Ein-Mal-Torschütze Amando Aust (re.) und Lennart Müller durften sich über den nächsten TuS-Sieg freuen. Foto: KBS-Picture
Denn: Als Finn Thomas nach 76 Minuten vom Feld trabte und für Tristan Koops Platz machte, da hatte er seine nicht ganz ernst gemeinte Kritik an Coach Peter Martens („Du machst mir meinen Schnitt kaputt“) schon wieder vergessen und grinste Alexander Knull an. „Ich bleibe bei drei und gewinne die Wette“, rief der 30-Jährige beim Verlassen des Kunstrasens Dassendorfs Pressemann und Liga-Manager zu. Hintergrund: Thomas, an den ersten Spieltagen drei Mal mit einer Gelben Karte bedacht, wettete mit Knull, dass er bis zum Saisonende bei diesen drei Gelben Karten verharren werde und sich keine weitere mehr einfange. Zumindest gegen Condor gelang ihm das. Einer von vielen Erfolgen der TuS an diesem Tag, an dem Condor genau genommen nur ein Triumph glückte: der, dass Ersatzkeeper Sven Lund und Teamkollege Cassian Klammer kurz vor dem Schlusspfiff aus dem Gebüsch wiederkamen und – ausgestattet mit dem Licht einer Handy-Kamera – einen Ball, den die Dassendorfer bei einem misslungenen Torschuss dorthin gefeuert hatten, in der Dunkelheit tatsächlich wiedergefunden hatten.
Woike: „Wir machen die Fehler – und das macht's bitter“
Grundidee gut. Ergebnis ausbaufähig: Für Condor-Coach Christian Woike war es ein bitterer Abend. Foto: KBS-Picture
Ansonsten aber hielt sich der SCC eine Woche nach der 0:6-„Klatsche“ gegen den SC Victoria zurück – zumindest, was den Ertrag anging. „Wir sind nicht auseinander genommen oder zerlegt worden“, konnte Trainer Christian Woike diesmal wenigstens nach dem Spiel konstatieren. Aber: „Wir machen die Fehler – und das macht's bitter. Das erste Tor bereiten wir durch einen blöden Ballverlust selbst vor. Beim zweiten können wir den Ball ins Aus klären, bevor die Flanke kommt, tun das aber nicht. Und beim dritten verliert Mike Theis den Ball in der Vorwärtsbewegung“, bilanzierte Woike, der mit Carlos Flores, Julian Künkel, Till Daudert, Ibrahim Özalp, Emre Coskun, Ken Niederstadt, Fynn Rathjen und Klammer gleich acht Spieler ersetzen musste, und fügte hinzu: „Ich glaube, unsere Grundidee, wie wir gegen Dassendorf bestehen wollten, war ganz gut. Vieles, von dem, was wir uns vorgenommen hatten, ist aufgegangen. Wir kriegen vor der Pause keinen Schuss auf unser Tor. Außer den, bei dem dann das Tor fällt.“
Auf den Zetteln der Chronisten sah das Ganze so aus: Condor hatte zu Beginn zwei gute Aktionen. Zunächst spielte Sven Möller einen Dassendorfer Freistoß genau in die Füße von André Kossowski, der für den SCC einen Konter einleitete. Sein Anspiel fand Nico Weiser – doch der stand haarscharf im Abseits (10.). Zwei Minuten später legte Weiser im Sechzehner per Hacke auf Jannick Martens ab, doch dessen Schuss klärte Defensivmann Joe Warmbier. Und die Gäste? Für die vergab zunächst Lennart Müller (15.), dann gab Schiedsrichter Fabian Porsch (Barsbütteler SV) einen Treffer von Maximilian Dittrich nicht, weil sich dieser beim Kopfball nach Möllers vorherigem Lupfer bei Theis aufgestützt hatte (17.), anschließend zielte Müller drüber – und dann „klingelte“ es doch im Kasten von Condor Keeper Sascha Kleinschmidt: Thomas-Flanke von rechts, in der Mitte behauptet sich Marcel von Walsleben-Schied gleich gegen zwei Condoraner – 1:0. Sämtliche Proteste Kleinschmidts und seiner Teamkollegen, dass der Torhüter behindert worden sei, brachten nichts. Kurz vor der Pause rettet Kleinschmidt dann gegen Dittrich, der es aus spitzem Winkel versucht hatte (43.).
Martens: „Wir haben eine hervorragende zweite Halbzeit gespielt, das war grandios“
Daumen hoch: TuS-Trainer Peter Martens war mit dem Auftritt seines Teams nach der Pause sehr zufrieden. Foto: KBS-Picture
Dassendorf stellte danach mit Beginn des zweiten Durchgangs um: Jeremy Karikari kam für Samuel Louca (O-Ton TuS-Trainer Peter Martens: „Er hatte einen nicht ganz so guten Tag. Da hab' ich viele verlorene Zweikämpfe und Fehlpässe gesehen“) und nahm Amando Austs Platz in der Dreier-Abwehrkette ein, so dass Aust auf die „Sechs“ vorrückte. „Das hat uns Stabilität und Sicherheit im Spielaufbau gegeben“, beschied Martens nach dem Match. Und jener Aust sollte den nächsten Treffer erzielen: Im Anschluss an eine Flanke von Rinik Carolus von rechts flog die Kugel bis an den zweiten Pfosten, wo der sträflich alleingelassene TuS-„Capitano“ in die Luft stieg und per Kopf das Spielgerät zum 2:0 in die Machen beförderte (53.). Damit war Condors Widerstand gebrochen und der Weg, den das Spiel nehmen sollte, klar. Nur zwei Minuten später erhöhten die Gäste auf 3:0: Theis verlor den Ball, Dittrich schaltet auf der linken Bahn den Turbo ein, zog allen davon und bezwang Kleinschmidt (55.).
Und Dittrich schlug noch einmal zu. In der 71. Minute, als er Thomas' scharfe Hereingabe zum 4:0-Endstand vollendete. Der eingewechselte Tristan Koops verpasste anschließend Treffer Nummer fünf, als er nach 82 Minuten nach einer Flanke des ebenfalls im zweiten Durchgang in die Begegnung gekommenen Kristof Kurczynski den Ball am zweiten Pfosten in den Nachthimmel statt ins Condor-Gehäuse feuerte. Danach war Schluss und Condors Coach Christian Woike um folgende Erkenntnis reicher: „In einem Spiel kannst du Dassendorf knacken. Aber da muss schon alles stimmen: Bei dir selbst muss alles klappen, du musst in absoluter Bestbesetzung spielen und du brauchst Spielglück. Von all dem hatten wir heute nicht so viel...“
Aust: „Wir sind einfach zu gefestigt und zu stark in den Zweikämpfen“
Dabei gab es doch sogar Lob vom Gegner. „Es war wirklich von Anfang an das schwere Spiel, das wir erwartet hatten“, resümierte „Dasse“-Dompteur Peter Martens, „Condor konnte nichts besseres passieren, als gegen uns zu spielen. Gegen jeden anderen Gegner wäre es schwerer gewesen. Gegen uns hatten sie die Möglichkeit, sich Reputation zurückzuholen. Und genau so sind sie auch aufgetreten: sie waren hart in den Zweikämpfen, sie haben sich gegenseitig gepusht und uns das Leben schwergemacht. Das war schon sehr ordentlich.“ Es reichte allerdings nicht. Weil „wir eine hervorragende zweite Halbzeit gespielt haben. Das war aus meiner Sicht grandios. Nach der Umstellung war Ruhe drin, wir haben es nicht schleifen lassen, haben selbst an der Eckfahne Pressing gespielt, hatten eine riesige Laufbereitschaft und haben die Spielkontrolle besessen“, analysierte Martens.
Die Ursachenforschung, warum es vor der Pause nicht ganz so rund lief, betrieb derweil der Kapitän. „Mit der ersten Hälfte können wir nicht zufrieden sein. Das war einfach nicht gut. Wir hatten viele Ballverluste in der Vorwärtsbewegung. Das kommt von der Konzentration. Bei Freitagsspielen brauchen wir Anlauf, bis wir die Spannung haben“, sagte Amando Aust nach der Partie und ergänzte: „Uns kam entgegen, dass Condor uns erst spät angegriffen hat. Dennoch: Sie haben darauf gelauert und wir haben sie dazu eingeladen, uns drei, vier Mal in Momenten zu erwischen, wo wir Eins-gegen-Eins spielen müssen. Trotzdem haben wir wenig zugelassen, wir sind einfach zu gefestigt und zu stark in den Zweikämpfen. Am Ende kannst du bei einem 4:0 nicht viel Negatives sagen.“
Jan Knötzsch