Erst stürmt „EN“, dann weht „Brise“ den „Dreier“ ins AFC-Gepäck

Altona siegt beim Auswärtsspiel in Norderstedt mit 2:0

11. März 2018, 18:20 Uhr

Freude mit dem Mann des Tages: Nick Brisevac (li.) erzielte den zweiten Altonaer Treffer selbst, den ersten bereitete er vor. Foto: KBS-Picture

Berkan Algan war ganz offenbar so euphorisch, dass er für einen kurzen Moment durcheinander kam. „Die 100 Jahre ohne Fußball“, begann der Coach von Altona 93 nach dem Spiel sein Statement, seien hart gewesen. Dann grinste Algan kurz und erklärte: „100 Tage natürlich. Es war nicht einfach, die Mannschaft für diverse Einheiten zu motivieren.“ Und doch war es „Berki“ anscheinend bestens gelungen, schließlich siegte seine Equipe auswärts bei Eintracht Norderstedt mit 2:0 und verschaffte sich damit noch einmal neue Motivation für die Restserie und den Abstiegskampf, der den Altonaern trotz des „Dreiers“ in einem nicht unbedingt hochklassigen Match vor 985 Zuschauern im Edmund-Plambeck-Stadion auch in den kommenden Wochen ins Haus steht. 

Die Geschichte der an Höhepunkten relativ armen ersten Halbzeit ist schnell zusammengefasst: Nach gerade einmal vier Minuten missglückte ein Kopfballversuch von Jan Novotny im Mittelfeld, so dass Linus Meyer auf das Tor zu marschieren konnte. Im Abschluss scheiterte der Norderstedter dann jedoch an AFC-Keeper Tobias Grubba. Danach passierte abgesehen von Jordan Browns Schuss (15.), einer Hereingabe von Niklas Siebert, die „EN“-Schlussmann Lars Huxsohl abfing und einem Meyer-Schuss, der daneben ging (29.) nicht viel. Immerhin: In den letzten zehn Minuten kam nochmal mehr Bewegung in den AFC-Strafraum: Zunächst köpfte Meyer nach einer Flanke von Steven Lindener den Ball zwar ins Netz, stand dabei aber im Abseits (34.), zwei Minuten vor dem Seitenwechsel verpasste dann Jan Lüneburg per Kopf.

Browns Hände an Sieberts Hals – Rot!

Der Anfang vom Ende für Jordan Brown: Norderstedts Nummer 20 bekommt von Schiri Konrad Oldhafer die Rote Karte gezeigt. Foto: KBS-Picture

Was folgen sollte, war der negative Schlusspunkt der ersten Halbzeit aus Sicht der Hausherren. Nach einem Zweikampf im Mittelfeld gerieten Jordan Brown und Niklas Siebert aneinander. Während das Spiel weiter lief, fasste Brown Siebert an den Hals. Der attackierte Altonaer ging zu Boden – und es folgte der Auftritt von Referee Konrad Oldhafer (SC Poppenbpüttel), der sich zunächst mit seinem Assistenten Thomas Bauer (Rahlstedter SC) beriet, um dann seine Entscheidung zu treffen: Siebert sah den gelben Karton, Brown bekam vom Unparteiischen die Rote Karte gezeigt. Der Spielleiter ließ sich auch durch die Proteste des soeben vom Platz gestellten Norderstedters nicht mehr von seiner Entscheidung abbringen. Dann war Pause. Auch Durchgang Nummer zwei geizte danach eher mit Torraumszenen, als dass es richtig hoch her ging – aber Altona wurde stärker.

Brisevac: „Die zweite Hälfte hätte für uns nicht besser laufen können“

Erst zielte Brisevac nach Zusammenspiel mit Samuel Hosseini drüber (56.), dann scheiterte Novotny aus Nahdistanz an Huxsohl (57.). Nur sechs Minuten später lag die Kugel dann aber doch im Netz. Wieder war Brisevac beteiligt. Dieses Mal chippte er den Ball in den Sechzehner, wo Jan-Ove Edeling ihn annahm und schließlich versenkte (63.). Und der AFC sollte noch einmal zuschlagen: Der eingewechselte Andy Akoteng-Bonsrah behauptete vom linken Flügel in die Mitte ziehend die Kugel, fand dann Kapitän Brisevac und selbiger schoss links an Huxsohl vorbei zum Endstand ein (78.). „Es weiß jeder von uns: Das war nur ein Sieg und noch nicht der Klassenerhalt“, konstatierte „Brise“ nach dem Match und erklärte: „Die Rote Karte hat uns in die Karten gespielt. Die zweite Hälfte hätte für uns nicht besser laufen können. Grade nach der ersten Halbzeit hätten wir uns nicht beschweren können, wenn wir mehr als nur 0:1 hinten gelegen hätten. Dieses Mal haben wir das Glück auf unserer Seite gehabt. Der Sieg war sehr wichtig für die Moral und dafür, dass wir wissen, dass wir gewinnen und bis zum Ende im Abstiegskampf alles offen und spannend halten können.“

Heyne: „Auch mit zehn Mann kann man sich besser verkaufen“

Voller Einsatz: Nordrstedts Philipp Koch (hi.) gegen den Altonaer Andy Aktoeng-Bonsrah. Foto: KBS-Picture

„Die erste Halbzeit“, bekannte auch Berkan Algan, „war schwierig für uns. Wir haben immerhin gegen eine Mannschaft mit hoher Qualität gespielt, die zurecht da oben steht. Wir hingegen sind mit einer neu formierten Mannschaft mit einigen Zugängen angetreten. Das funktioniert nicht einfach so.“ Dennoch sei seine Elf, so der AFC-Übungsleiter, nach der Roten Karte für Norderstedts Brown (Algan: „Ich kann die Szene nicht beurteilen), „relativ gut im Spiel gewesen. Wir hätten die eine oder andere Szene besser nutzen müssen. Zunächst sind wir froh, dass wir endlich wieder Fußball spielen dürften. Und dann doppelt froh, dass wir uns drei Punkte erhamstert haben.“

Sein Gegenüber wollte sich in seiner Analyse sehr kurz fassen. Er habe nur zwei Sätze zu sagen, erklärte Dirk Heyne. „Der erste ist: Aus der Überlegenheit in der ersten Halbzeit muss, kann und darf man mehr machen. Und der zweite Satz: Ich denke, auch mit zehn Mann kann man sich besser verkaufen“, bilanzierte der Eintracht-Coach, um dann doch noch mehr von sich zu geben: „Zu der Roten Karte sage ich nichts, weil ich die Situation nicht gesehen habe. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die zehn Mann, die auf dem Platz standen, nicht den Glauben hatten, das Ding in der zweiten Halbzeit zu gewinnen. Das geht kämpferisch besser. Was die Chancen angeht, haben wir im Moment nicht das Quäntchen Glück.“

Jan Knötzsch 

Mehr zum Thema