Eine Nullnummer im Nieselregen, die keinen vom Hocker reißt

Türkiye und Buchholz treffen im Nachholspiel das Tor nicht

29. März 2017, 23:07 Uhr

Türkiyes Michael Löw (vo.) ging nach 77 Minuten im Strafraum zu Boden, bekam aber keinen Elfmeter. Foto: Heiden

Am Ende stand – zumindest in Bezug auf das nackte Ergebnis – fußballerische Magerkost zu Buche. Der FC Türkiye und der TSV Buchholz 08 trennten sich im Oberliga-Nachholspiel am Mittwochabend mit 0:0 voneinander. Chancen, einen Treffer zu erzielen, hatten aber beide Seiten. Vor der Pause war Buchholz das stärkere Team, nach dem Seitenwechsel dann Türkiye. Gästetrainer Thorsten Schneider wertete das Resultat entsprechend als gerecht, während Türkiyes Coach Benjamin Hübbe aufgrund der verpassten Gelegenheiten seiner Elf im zweiten Durchgang von zwei definitiv liegengelassenen Punkten sprach. 

Michael Löw blieb in dieser 77. Minute auch einfach liegen. Gerade eben war der Offensivspieler des FC Türkiye zu Fall gebracht worden. Im Strafraum, wohlgemerkt. Doch all die Proteste von draußen halfen nichts. Das Spiel lief weiter, der Pfiff von Schiedsrichter Marco Kulawiak (SC Teutonia 10) blieb aus. Den Elfmeter, den auch die Bankbesetzung des FC Türkiye lautstark forderte, gab es nicht. „Ich konnte das von meiner Position aus nicht klar erkennen“, berichtete Buchholz-Trainer Thorsten Schneider nach dem Schlusspfiff, „aber ich habe mir gerade von Leuten, die näher dran waren, sagen lassen, dass es kein Elfer war.“

Buchholz' Andreas Metzler sieht in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte

Arne Gillich (re.) vergab die größte Torchance für Buchholz 08. Foto: Heiden

Die Szene aus der 77. Minute – es war eine von zweien im Nachholspiel zwischen dem FCT und „08“, bei denen der Referee im Mittelpunkt stand. Die zweite ereignete sich in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als Buchholz' Andreas Metzler Türkiyes Serhat Yapici foulte und – weil er schon verwarnt war – von Schiri Kulawiak die „Ampelkarte“ gezeigt bekam. „Fragt doch mal Yapici, ob Metzler ihn berührt hat. Ich glaube nicht...“, konstatierte Buchholz-Trainer Schneider nach dem Abpfiff einer Partie, die – abgesehen von den beiden strittigen Szenen – nicht allzu viel zu bieten hatte. Gut, es gab ein paar Torchancen hüben und ein paar Torchancen drüben – insgesamt jedoch war es eine Nullnummer im Nieselregen, die niemanden wirklich vom Hocker riss. Eine Begegnung mit zwei verschiedenen Halbzeiten, wie auch Schneider analysierte: „Die erste Hälfte gehörte uns, die zweite Türkiye.“

Optisch setzte sich das Ganze auf dem Grandplatz an der Georg-Wilhelm-Straße wie folgt zusammen: Die erste kleine Chance des Spiels besaß Türkiye, doch Devran Barlaks Ball war leichte Beute für Gästekeeper Philipp Wilke (9.). Auf der anderen Seite versuchten Niklas Jonas und André Müller einen Doppelpass, nachdem Türkiyes Emre Özkan den Ball durch einen Fehlpass verloren hatte. Der Versuch scheiterte (12.). Die größte Gelegenheit zum Führungstreffer für die „08er“ vergab Arne Gillich, der nach 39 Minuten auf einmal rechts frei im Sechzehner stand, aber an Tobias Braun scheiterte. Entsprechend ging es torlos in die Kabinen. Und als beide Mannschaften eine Viertelstunde später wieder herauskamen, war auf einmal der Gastgeber die Mannschaft, die mehr vom Spiel hatte.

Hübbe: „Es ist echt schade, dass wir uns nicht belohnt haben“

Volle Konzentration auf den Ball: Türkiyes Mark Medeni Kaya (vo.) und der Buchholzer Nikolas Mallwitz. Foto: Heiden

Nach Yapicis Flanke zielte zunächst Bilyal Mustafov am ersten Pfosten vorbei (47.), dann rettete Wilke in der 61. Minute gleich zwei Mal glänzend. Zunächst gegen Mustafov, dann gegen Yapici. Und schließlich verpasste Mustafov nach einem Yapici-Freistoß per Kopf (86.). „Wr hatten in der ersten Hälfte die Chancen, um zwei Tore zu machen. In der zweiten Halbzeit waren die Chancen auf der Seite von Türkiye. Ich hatte den Eindruck, dass die Szene zu Anfang der zweiten Hälfte uns ein wenig die Luft genommen hat. Bis dahin waren wir offensiv, danach war von uns nicht mehr viel zu sehen, Die Jungs waren überrascht und sind nicht mehr richtig ins Spiel gekommen“, fasste Buchholz-Trainer Schneider das Match aus seiner Sicht zusammen und bilanzierte: „Letztlich ist das Unentschieden nach 90 Minuten aus meiner Sicht gerecht. Dafür, dass die Jungs nur ein Mal im Jahr auf Grand spielen, haben sie es klasse gemacht. Sie haben sich in den Sand gewühlt und gegengehalten. Man hat gemerkt, dass sie nicht verlieren wollten.“

Apropos verlieren: Für Benjamin Hübbe waren es am Ende zwei verlorene Punkte statt eines gewonnenen. „Wenn ich mir die Chanen angucke, die wir in der zweiten Halbzeit herausgespielt haben, dann muss ich definitiv sagen, dass wir zwei Punkte liegengelassen haben“, so der 39-Jährige, der Türkiye noch bis zum Saisonende gemeinsam mit Max Weiß coacht. Trotzdem, so Hübbe weiter, habe seine Mannschaft „ein Riesenspiel gemacht. Genau wie schon gegen Cordi. Wir haben gekämpft und geackert. Es ist echt schade, dass wir uns nicht belohnt haben.“ Vor allem, weil mit Sascha de la Cuesta (Meisterschule), Mustafa Karaaslan (Zerrung im Knie, zwei bis drei Wochen Pause) und anfangs auch Alexander Pohlmann (musste bis 19 Uhr arbeiten) drei wichtige Akteure fehlten oder nicht komplett zum Einsatz kamen, sei die Leistung seiner Elf hoch einzuschätzen, so Hübbe: „Wir mussten vorne und auf den Außen komplett umstellen. Hut ab, dass die Mannschaft dennoch so ein Spiel abgeliefert hat. Wenn ich mir das heute so angucke und dann bedenke, dass de la Cuesta und Pohlmann am Wochenende wieder von Anfang an spielen, dann freue ich mich schon auf unser Heimspiel am Samstag gegen Curslack. Zumal wir auf Rasen spielen. Da haben wir alle Heimspiele gewonnen, auf Grand dagegen kaum Punkte geholt.“

Jan Knötzsch