Ein Unterschied namens Ulas: „Er hat herausragend gespielt“

Dogan führt Billstedt mit drei Treffern zum 4:2-Sieg gegen Condor II

14. Mai 2017, 20:42 Uhr

Mit drei Treffern avancierte Ulas Dogan (re.) zum Matchwinner für die Gäste aus Billstedt. Foto: timelash.de

Dennis Kreutzer hätte es locker geschafft. Rein zeitlich zumindest, wäre nach dem 4:2-Erfolg des SC V/W Billstedt im Auswärtsspiel bei der „Zweiten“ des SC Condor für den Coach der Billstedter noch ein Besuch des Spiels zwischen Sasel und Lohbrügge drin gewesen, um zu sehen, was der TSV als direkter Konkurrent im Titelkampf macht. „Das lasse ich lieber. Es hat uns bisher kein Glück gebracht, wenn ich sowas gemacht hab. Da schaue ich dann lieber in den FussiFreunde-Ticker“, grinste Kreutzer und blieb noch ein wenig länger am Berner Heerweg, wo seine Spieler den Sieg feierten.

Ein paar Meter hinter dem Coach saß während dieser Worte Ulas Dogan. Seines Trikots hatte sich der 22-Jährige bereits erledigt, in der Hand hielt er ein kühlendes Getränk. Und auch auf dem Platz war Dogan cool geblieben. Vor allem in der Schlussphase. Denn Billstedts Nummer 17 war es, der letztlich das Spiel zugusten der Kreutzer-Kicker entschied und den Coach zu dem Fazit kommen ließ, „dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben. Jetzt haben wir am nächsten Sonntag am Öjendorfer Weg ein Endspiel gegen den SV Altengamme.“ In dem wollen die Billstedter, so viel ist klar, mit einem Sieg alles dafür zu tun, zumindest ihren derzeitigen zweiten Platz zu verteidigen, vielleicht aber eben auch auf der Zielgeraden noch den Sprung an die Spitze zu schaffen, falls Tabellenführer Sasel zeitgleich im Auswärtsspiel beim USC Paloma patzt.

Condor II kontert Billstedts 2:0 mit zwei Treffern noch vor der Pause

Einen Schritt schneller: Billstedts Kim Liebermann (vo.) enteilt mit dem Ball am Fuß Condors Yannik Andersson. Foto: timelash.de

Einen Ulas Dogan in der Form des heutigen Sonntags könnte V/W auch kommenden Sonntag gegen Altengamme zweifellos erneut benötigen. „Er hat herausragend gespielt“, lobte auch Dennis Kreutzer den Mann, der den Unterschied gemacht hatte. Losgelegt hatte Dogan damit in der 27. Minute: Er signalisierte Tarek Pressel, dass er in den Raum durchstarten würde. Pressel sah genau dies, spielte den Ball in jene Spähre, wo Dogan ihn hin haben wollte. Dogan holte die Kugel aus der Luft herunter, führte sie eng am Fuß, ließ sowohl einen Gegenspieler als auch SCC II-Keeper Sven Lund aussteigen und traf zum 1:0. Auch am zweiten Treffer der Vormittags, der nur zwei Minuten später fallen sollte, war Dogan nicht unbeteiligt.

Und der kam so zustande: Nachdem Dogan mit seinem Angriff eigentlich schon gescheitert war, hatte die Hintermannschaft der „Raubvögel“-Reserve nichts besseres zu tun, als das runde Leder beim Klärungsversuch fast kerzengerade in die Luft zu schlagen – und das vorm eigenen Fünf-Meter-Raum! Die Konsequenz: Torhüter Lund wurde beim Versuch, die Kugel zu fangen, von der Sonne geblendet. Abdullah Beckmann hingegen behielt, als das Spielgerät wieder in Bodennähe war, sowohl Übersicht als auch Coolness und vollendete den Angriff mit dem Treffer zum 2:0.

„Ampelkarte“ für Billstedts Topuzovic, glatt „rot“ für Condors Aliu

Bereit zum Tänzchen mit der Kugel am Fuß: Der Billstedter Mou-Inzou Bachir (re.) schaut sich Condors Lennard Behrens aus. Foto: timelash.de

Billstedt war damit bereits auf die Siegerstraße abgebogen, so konnte man denken. Doch die Gäste hielten Schritt. Denn: Trotz des 2:0-Vorsprungs für V/W ging es mit einem 2:2 in die Kabine. Samed Topuzovic brachte im Strafraum Ilir Aliu zu Fall und Schiedsrichter Benjamin Stello (SC Egenbüttel) deutete ohne zu Zögern auf den Elfmeterpunkt. Ebenso wenig zögerte der Referee damit, dass er Topuzovic nach dessen zweitem Foul die „Ampelkarte“ zeigte (33.). Der gefoulte Aliu verlud V/W-Torwart Boris Lastro zum 1:2 aus Condor II-Sicht (34.). Doch das war noch nicht alles: Die erste Minute der Nachspielzeit im ersten Durchgang lief, als Dennis Facklams Ecke durch den Strafraum genau zu Jonas Gögge kam, der per Fuß im Hinterhalt am zweiten Pfosten zum 2:2-Ausgleich traf.

„Wir haben nicht gut begonnen, Eigentlich wollten wir ein bisschen mehr Feuer machen. Dann haben uns die beiden Tore in die Karten gespielt“, ließ V/W-Trainer Kreutzer nach dem Spiel die erste Hälfte Revue passieren, „die Gelb-Rote Karte gegen uns ist dumm. Das darf nicht passieren. Trotzdem müssen wir bis zur Halbzeitpause besser spielen, tiefer stehen und uns neu sortieren müssen, zumindest aber keinen Gegentreffer mehr kassieren dürfen.“ Beim Pausengetränk „haben wir uns dann quasi zu einer All-In-Situation entschieden“, erklärte Kreutzer, der es zwar bei zwei Spitzen beließ, aber aus der Vierer- ind der Abwehr eine Dreierkette machte.

Kreutzers „All-In“-Aktion wird am Ende belohnt

Der Moment kurz vor dem 3:2: Billstedts Ulas Dogan lässt Keeper Sven Lund aussteigen. Foto: timelash.de

Der Mut sollte belohnt werden. Unter anderem auch, weil sich beide Mannschaften ab der 64.Minute wieder mit numerischer Gleichzahl gegenüberstanden. Nachdem Dogan bei einem Konter Aliu festhielt und dafür folgerichtig „Gelb“ sah, geriet Aliu anschließend mit Tarek Pressel aneinander. Schiri Stello zeigte Aliu für dessen Tätlichkeit gegen Pressel „rot“, während er den Billstedter, der ebenfalls rustikal zu Werke gegangen war, ungeschoren davonkommen ließ. „Für mich ist schon die Szene davor eine Rote Karte. Der Billstedter guckt nur, dass er den durchstartenden Aliu festhalten kann“, äußerte sich Condor II-Coach Robin Hüttig nach dem Spiel zu dieser Szene, während Kreutzer beschied: „Dass Ulas Gelb sieht ist richtig, danach benimmt sich der Condor II-Spieler nicht. Tarek geht nur in einen Pressschlag mit ihm, ich habe da nichts Böses gesehen. Der Platzverweis war für mich aber der Knackpunkt des Spiels.“

Zumindest machte Billstedt aus der Konstellation „zehn gegen zehn“ mehr: Kim Liebermann schickte Dogan, der aufs Tor zulief, den ersten Gegenspieler ausstiegen ließ, dann noch einen und schließlich auch Keeper Lund. Erst dann schoss er zum 3:2 ein (75.). „Das sah von außen so aus, als ob er auch auf der Torlinie nochmal einen ausgespielt hat“, freute sich auch V/W-Präsident Hans-Werner Hinsch und durfte drei Minuten später gleich nochmal jubeln. Über Beckmann und Pressel kam der Ball abermals in den Strafraum und erneut war es Dogan, der eiskalt zuschlug – 4:2 (78.). Die Messe war gelesen und Dennis Kreutzer und seine Spieler ließen sich im Anschluss an die Begegnung das eine oder andere Getränk schmecken. Genügend Zeit hatte Kreutzer ja, da er sich den Weg nach Sasel sparte...

Jan Knötzsch