Dank Standards und Alberti – Cordi bestraft V/W-Chancenwucher!

„Zu keiner Sekunde gesehen, wer Ober- und wer Landesligist ist“

10. August 2016, 23:16 Uhr

Es ging mächtig zur Sache: hier duellieren sich Billstedts Ulas Dogan (l.) und Maurizio d'Urso. Foto: noveski.com

„Wenn das aktuell der Maßstab der Oberliga ist, und die Teams dort ad hoc sechs Dinger kriegen, dann haben wir uns sehr teuer verkauft“, bilanzierte Vorwärts-Wacker-Coach Dennis Kreuzer, der trotz einer famosen Darbietung seiner Schützlinge gegen Concordia mit enttäuschter Miene das Ausscheiden zur Kenntnis nahm. „Die hatten einen Elfmeter und haben zwei Tore nach Ecken gemacht, aus dem Spiel heraus kam da so gut wie nichts. Wir hatten bestimmt acht Hochkaräter, die wir uns alle hervorragend rausgespielt haben. Es ist ärgerlich, dass die Jungs sich nickt belohnen. Da müssen wir abgewichster sein.“

Mit seiner Einschätzung schoss Kreuzer, der kurzfristig auf den grippekranken im Sommer vom heutigen Gegner nach Billstedt zurückgekehrten Aldin Kapur verzichten musste, alles andere als übers Ziel hinaus. Denn seine Billstedter forderten dem ambitionierten Oberligisten bis zuletzt und erspielten sich Chancen in Hülle und Fülle. Der Gast durfte sich beim bärenstarken Torhüter Briant Alberti bedanken, dass man nach fast 70 Zeigerumdrehungen nicht schon längst aussichtslos im Hintertreffen lag. Im ersten Durchgang zirkelte Peter Iwosa, einer von zahlreichen Ex-Concorden, gleich zwei Freistöße an die Latte (8., 26.). Dann fischte Alberti einen per Kopf verlängerten Standard des Linksfußes glänzend aus dem Eck (24.), ehe der ehemalige Lüneburger auch im Eins-gegen-Eins die Oberhand behielt, als Mou-Inzou Bachir frei vor ihm auftauchte (28.). Doch damit noch nicht genug: nach einem kapitalen Aussetzer von Innenverteidiger Finn Peters marschierte Ulas Dogan von halbrechts auf Alberti zu, musste sich aus spitzem Winkel aber ebenfalls geschlagen geben (45.).

Dreifacher Hochkaräter – Ceylani avanciert zum Elfer-Helden

Elfer-Killer Ceylani! Der Billstedt-Fänger pariert den Strafstoß von Abou Khalil. Foto: noveski.com

Der Chancenwucher des klassentieferen Hansa-Ligisten nahm auch nach Wiederanpfiff seinen Lauf. Allen voran wäre hier die 67. Spielminute zu nennen, in der Vorwärts-Wacker gleich drei Hochkaräter binnen wenigster Augenblicke versemmelte: den Anfang machte Juro Julardzija, der von einem unglaublichen Aussetzer Ronny Buchholz‘ profitierte, dessen langer Diagonalball in der eigenen Hälfte beim Billstedter Angreifer landete, der völlig blank auf Alberti zusteuerte. Sein Abschluss war jedoch ein schlechter Witz und stellte den an diesem Abend überragenden Schlussmann vor keine großen Probleme. Aber es ging weiter. Tarek Pressels Schuss wurde abgefälscht, aber von „Riese“ Alberti noch entschärft, ehe Abdulah Beckmann und Bachir über links durchbrachen – doch der aufgerückte Semir Osmanbegovic aufs verwaiste Gehäuse den Kunstschuss probierte und die Kugel per Hacke verpasste. Was eine Szene! Der direkte Gegenzug führte aus dem Nichts zur 2:1-Führung des Favoriten…

Beginnen wir von vorne. Denn es dauerte nicht einmal 180 Sekunden, als die 240 Besucher am Öjendorfer Weg den denkbar ungünstigsten Auftakt aus Sicht des „Underdogs“ zu sehen bekamen, als Maurizio d’Urso auf Alexandar Mucunski passte und dessen Flankenversuch aus halbrechter Position im Strafraum lang und länger wurde und hinter Yalcin Ceylani im linken Giebel einschlug! „Wir kriegen nach drei Minuten das 0:1, wo viele Mannschaften schon auseinanderbrechen. Aber wir spielen das sehr sachlich, erkämpfen und verdienen uns den Elfmeter zum 1:1 und kommen dann bärenstark aus der Kabine“, befand Kreuzer. Mit dem Pausenpfiff belohnte man sich für den hohen Aufwand, als „Unglücksrabe“ Abdel Abou Khalil ein Eckball an die Hand sprang und der alles andere als „Heimschiedsrichter“ pfeifende Jorrit Eckstein-Staben auf den Punkt zeigte. Gegen den Versuch von Erdinc Örün in die Mitte des Tores war selbst Alberti machtlos – 1:1 (45. +2)! Aus der Kabine kamen die „Bekkampler“ mit deutlich mehr Schwung. SC-Kapitän Samed Topuzovic musste gegen d’Urso retten – doch kurz darauf kam er gegen den schnellen „Flügelflitzer“ einen Schritt zu spät. Elfmeter! Abou Khalil schritt zur Tat und fand seinen Meister in Ceylani, der den Schuss sogar festhielt (48.)! Erst einen Strafstoß verschuldet, dann einen vergeben: es war nicht der Tag des Abdel Abou Khalil.

„In der ersten Halbzeit haben wir 70 Prozent aller Zweikämpfe verloren“

Der "Hundertprozenter" von Juro Julardzija (r.). Doch auch hier war Briant Alberti im Cordi-Tor zur Stelle. Foto: noveski.com

Nun nahmen die Hausherren wieder an Fahrt auf und das Momentum des gehaltenen Elfmeters mit. Nach der vergebenen Dreifach-Chance gelang Cordi allerdings aus dem Nichts das 2:1 durch Theodoros Ganitis, der einen Stegmann-Eckball am ersten Pfosten in die Maschen drückte (68.)! Neun Minuten vor Ultimo dasselbe Spiel: Ecke Stegmann, diesmal Kopfball Mucunski – 3:1! „Normalerweise sind die Standards unsere Stärke“, ärgerte sich Kreuzer. Ein bitterer Ausgang für einen unheimlich stark aufspielenden SC V/W Billstedt. „Wenn wir die Tore machen, dann sieht es ganz anders aus. Wir waren die Mannschaft, die über die 90 Minuten gespielt hat. Alle dachten, dass Cordi uns überrennt – aber das war nicht der Fall. Du kannst der Mannschaft wenig vorwerfen, außer, dass wir zweimal bei Standards pennen und vor dem gegnerischen Tor nicht konsequent sind. Ansonsten war das sehr, sehr stark!“, resümierte Kreuzer und fügte an: „Ich glaube nicht, dass ein neutraler Zuschauer heute gesehen hat, wer Ober- und wer Landesligist war – auch spielerisch nicht. Wir wussten, dass der Gegner Probleme kriegt, wenn wir ihn hoch zustellen. Heute war mehr drin!“ Sein Gegenüber zeigte sich nicht überrascht von der Stärke der Billstedter, sagte: „Ich kenne Wacker gut und glaube, dass circa 40 Prozent der Spieler schon unter mir trainiert haben. Ich wusste ganz genau, was uns hier erwarten wird. Letztlich hat es keine Oberliga-Mannschaft gegen solche Gegner leicht. Mit Lohbrügge und Wacker hatten wir jetzt zwei ganz starke Landesligisten und damit auch eine enorme Doppel-Belastung. Nach der frühen Führung dachten wir wohl, dass man nicht mehr 100 Prozent Gas geben muss, da wir am Sonntag wieder ein schweres Spiel haben“, so Cholevas, der abschließend anführte: „In der ersten Halbzeit haben wir gefühlt 70 Prozent aller Zweikämpfe verloren, in der Pause etwas an der Zuordnung gearbeitet und dann durch Standardsituationen das Spiel entschieden.“

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