Cordi-Komplikationen und Dassendorfs Dilemma – reden hilft!

Abpfiff – die FussiFreunde-Kolumne

21. März 2017, 17:10 Uhr

Foto: KBS-Picture

Ab sofort greifen wir an dieser Stelle zum Abschluss des Spieltages unter dem Titel „Abpfiff“ in unserer Kolumne die Geschehnisse des Wochenendes und die wichtigsten Themen der vorangegangenen Woche im Hamburger Fußball auf und kommentieren diese. Diesmal geht es um die TuS Dassendorf, die Berufung von Amando Aust in die gambische Nationalmannschaft und den damit verbundenen Wunsch einer Verlegung des Spiels gegen den SC Victoria. Auch Concordia, die Frage nach der Regionalliga-Meldung und das „Aus“ von „Aki“ Cholevas sind Thema.  

Es ist schon eine außergewöhnliche Ehre, die Amando Aust da zuteil wird. Der Defensivspezialist der TuS Dassendorf darf das Trikot seines Heimatlandes tragen. Der 26-Jährige wurde für die gambische Nationalmannschaft nominiert und könnte, vorausgesetzt, sein Trainer setzt ihn in einem der beiden Testspiele gegen Marokko und die Zentralafrikanische Republik auch ein, als frischgebackener Nationalspieler Ende März nach Hamburg zurückkehren. Schafft nicht jeder. Glückwunsch an dieser Stelle. Das Ganze also liest sich ganz nett – wenn, ja, wenn da nicht noch wieder eine andere Geschichte wäre. Wie so oft im Leben hat die berühmte Medaille nämlich nicht nur die eine, sondern auch noch eine andere Seite. Und die betrifft das Oberliga-Spiel von Austs Verein, der TuS Dassendorf, am Freitag beim SC Victoria.

Dassendorf will, Vicky will – wo ist das Problem?

Kommt zu Nationalmannschafts-Ehren: Amando Aust (re.) von der TuS Dassendorf. Foto: KBS-Picture

Das würden die Dassendorfer gerne verlegen. „Wir freuen uns sehr für Amando, verstehen aber den Hamburger Fußball-Verband nicht. Offensichtlich dürfen wir unser Spiel nicht verlegen. Geht es aber um Futsalspiele in der Halle, klappt das sofort. Das ist echt unfassbar“, sagte Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich gegenüber dem Hamburger Abedblatt. Selbst der SC Victoria ist zu einer Verlegung bereit. „Grundsätzlich steht beim SCV der Fairplay-Gedanke und der Sport an erster Stelle. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir so handeln – müssen und wollen aber die Werte des Fußballs aufzeigen. Und ich denke, wenn wir in so einer Situation wären, hätten wir das auch erwartet“, erklärt Vicky-Manager Jean-Pierre Richter im FussiFreunde-Gespräch und fügt hinzu: „Wichtig ist aber auch, dass es beiden Mannschaften in den Terminplan passt, da so viele Spielausfälle den Kalender ohnehin schon zerrüttet haben. Deshalb ist es nicht so einfach. Aber ich denke, dass beide Vereine schon eine Lösung gefunden hätten.“

Hätten. Konjunktiv also. Dabei ist die Sache doch noch gar nicht wirklich erledigt. Joachim Dipner, der Vorsitzende des HFV-Spielausschusses sagt zwar, dass beide Vereine laut Regularien kein Anrecht auf eine Verlegung haben, wenn beide aber einen zeitnahen Termin fänden, dann würde sich der Verband nicht dagegen lehnen, den Kick auf einen anderen Termin zu verfrachten. Problem nur, wie Richter schon erkannt hat: der liebe Terminplan. „Vicky hat bereits jede Menge Nachholspiele, auch St. Pauli muss noch ausgefallene Spiele auf dem Platz an der Hoheluft nachholen. Zudem ist Dassendorf noch im Pokal vertreten. Wenn die beiden Clubs, sagen wir mal, einen Termin Anfang April finden, dann wäre das okay. Aber nicht irgendwann im Mai.“ 

Paragraphen als Problem: Zählen DFB-Wettbewerbe mehr als andere Länderspiele?

Versteht den Verband nicht: Dassendorfs Sportchef Jan Schönteich. Foto: KBS-Picture

Auch, warum die Dassendorfer eigentlich kein Anrecht auf eine Verlegung hätten, erklärte Dipner auf Anfrage der FussiFreunde – und das ganze ist eigentlich ziemlich simpel: Die Spielordnung des HFV, respektive die des DFB, sieht keine Spielverlegungen vor, wenn Spieler an ausländische Nationalmannschaften abgestellt werden. „Das ist selbst in der Dritten Liga so“, sagt Dipner. Und warum wird dann beispielsweise das Spiel des SV Curslack-Neuengamme gegen den VfL Pinneberg vom 25. März verlegt, weil mit Jan Landau und Vitali Wilhelm zwei Spieler des SVCN beim Futsal sind? Dipners Erklärung: Das Viertelfinale um die Deutsche Futsal-Meisterschaft sei ein Wettbewerb des DFB. Okay... Zwar kein DFB-Auswahlspiel, wie es die HFV-Spielordnung im Paragraph 27 behandelt, und zu dem eingeladene Spieler verpflichtet sind, der Einladung nachzukommen. Aber sobald „DFB“ drauf prangt oder der Verband in Frankfurt seine Finger im Spiel hat, geht offenbar alles. Warum nun ein deutsches Futsal-Spiel mehr Bedeutung als ein gambisches Länderspiel hat – irgendwie fragwürdig, vielleicht sogar blöd. Aber wenn es die Paragraphen nunmal so sagen... Gänzlich verschlossen aber sind die Türen ja nicht. Also, liebe Vereinsvertreter: Setzt euch doch nochmal zusammen und macht ein stimmiges, sinniges Angebot, was einen Termin angeht, schlagt's dem HFV vor – und vielleicht ist dann alles am Ende viel Lärm um Nichts gewesen.

Lärm gab's in der vergangenen Woche auch bei Cordi – und das, wo Matthias Seidel sich nach der Niederlage der „Bekkampler“ gegen den SC Condor am 12. März doch noch hingestellt hatte, und erklärte, dass man so lange nichts sagen würde, wie es nichts zu sagen gäbe und die ständigen Nachfragen der Presse ja gar nichts bringen würden. Außer Unruhe von außen vielleicht. Nun aber war der große Krach, der am letzten Freitag zur sofortigen Entlassung von Erfolgstrainer Diamantis Cholevas führte, hausgemacht. Bitter! Aber sowas soll ja in den besten Familien vorkommen. Lassen Sie uns, liebe Leser, doch nochmal kurz einen Blick auf die „Cordi-Komplikationen“ werfen: Coach „Aki“ Cholevas wollte vor einer Vertragsverlängerung wissen, ob der Verein für die Regionalliga meldet – legitim. Der Verein wollte oder konnte ihm das nicht garantieren – auch legitim. Dass Cholevas mit seiner Entscheidung, nicht zu verlängern, ohne Rücksprache mit dem Club an die Öffentlichkeit ging – ungewöhnlich. Ja, irgendwie sogar der Vertrauensbruch, wie ihn Cordi darin gesehen haben will und mit der Entlassung eben seine Konsequenzen daraus zog.

Hat Cordi seine Hausaufgaben gemacht?

Nach der Trennung von DIamantis Cholevas bleiben bei Concordia Fragen zurück. Foto: KBS-Picture

Vielleicht hätte, genau wie in Sachen Dassendorfer „Spielverlegungs-Wunsch“, auch hier (noch mehr vorheriges) reden geholfen. Andererseits: Cholevas spricht davon, dass ihm – vergleichbarer Erfolg wie in der vorherigen Saison vorausgesetzt – die Regionalliga-Meldung für dieses Jahr versprochen worden sein soll, nachdem es im letzten nicht ganz dazu gereicht hatte. Blicken wir mal kurz zurück auf das, was Ligamanager Florian Peters (zugleich Zweiter Vorsitzender) vor knapp einem Jahr dazu sagte: „Wir waren ganz, ganz knapp davor, es wirklich durchzuziehen.“ Nun, wenn es im vergangenen Jahr wirklich so knapp war, warum sollte man dann in diesem Jahr daran scheitern?

Klar, eine solche Meldung, bei der allein die Gebühr, überhaupt melden zu dürfen, 3000 Euro beträgt, will gut überlegt sein. Anschließende Kosten in der Regionalliga, wenn man es denn in der Aufstiegsrunde überhaupt packt, wollen genau kalkuliert sein. Aber: Wer vor nicht ganz 365 Tagen kurz davor stand, genau diesen Schritt zu tun, ein Jahr später aber offenbar bis zum Stichtag wartet, um überhaupt etwas dazu zu sagen, der setzt sich – ob es denn stimmt oder nicht, sei dahingestellt – zumindest der Frage aus, ob man in diesem einen Jahr seine Hausaufgaben denn nicht gemacht hat. Lang genug Zeit war ja... 

Jan Knötzsch